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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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in Gronefeld ist sehr ernst und schwerwiegend, das steht außer Zweifel. Ich kann mich des Verdachts nicht erwehren, daß Gailon Tollys Verschwinden etwas damit zu tun hat. Und ganz offensichtlich hatte jemand genug gegen Gerad, um ihm einen Pfeil in den Rücken zu schießen, als er die Dreibrüderstraße entlangritt, auf dem Weg hierher. Wenn er nicht so ein zäher alter Kämpe wäre und nicht hauptsächlich aus Knochen und Leder bestünde, dann hätten wir diese Information jetzt nicht.«
    Briony trank ihren Wein. Sie war blaß und verzweifelt. »Das ist zu viel. Was sollen wir glauben und denken?«
    »Denkt, was Ihr wollt, solange Ihr nur denkt.« Brone ächzte, während er eine bequemere Sitzhaltung zu finden suchte. »Bitte, versteht mich richtig, ich habe keinen ernsthaften Grund, an Chavens Loyalität zu zweifeln, aber es ist nun mal eine unglückliche Tatasche, daß er zu den wenigen Leuten hier auf der Burg gehört, die wirklich etwas über den Autarchen wissen. Wußtet ihr, daß sein Bruder in Diensten des Autarchen stand?«
    Barrick beugte sich vor. »Chavens Bruder? Ist das wahr?«
    »Chaven ist Ulosier — das war Euch ja sicher bekannt. Aber was Ihr nicht wißt, ist, daß seine Familie eine der ersten war, die den Autarchen in Ulos willkommen hießen, dem ersten Land, das Xis hier auf unserem Kontinent Eion eroberte. Die Geschichte ist die, daß Chaven sich eben deswegen mit seinem Bruder und seinem Vater überwarf und nach Hierosol flüchtete und daß Euer Vater, König Olin, ihn deswegen mit hierherbrachte — weil er viel mehr weiß als nur, wie man Kranke verarztet, nicht zuletzt alles das, was seine eigene Familie an Klatsch und Tratsch vom xixischen Hof mit zurückbrachte. Er hat sich nie anders als treu ergeben gezeigt, aber wie ich schon sagte, aus meiner Sicht ist es ein unglücklicher Umstand, daß er einer der wenigen ist, die vieles über den Autarchen wissen. Ein anderer von diesen wenigen sitzt derzeit im Verlies.«
    »Shaso«, sagte Briony schleppend.
    »Eben dieser. Er hat gegen den Autarchen gekämpft und verloren — nun ja, tatsächlich hat er gegen den Vater des jetzigen Autarchen gekämpft. Später dann kämpfte er gegen Euren Vater und unterlag. Selbst wenn Shaso nicht aller Wahrscheinlichkeit nach der Mörder Eures Bruders wäre, wüßte ich nicht, wie nützlich sein Rat wirklich wäre — nahezu jeder kann einem raten, wie man Schlachten verliert.«
    »Das ist nicht fair«, entgegnete Briony. »Niemand hat Xis geschlagen — bis jetzt. Also wüßte auch niemand besseren Rat, oder?«
    »Das ist allerdings richtig. Und deshalb sprechen wir ja jetzt hier nur zu dritt. Ich fürchte die Bedrohung aus dem Süden mehr als irgendwelche Elben an unserer Türschwelle.« Brone griff in die Tasche und zog einen kleinen Stapel zerknitterter Papiere hervor. »Das hier solltet Ihr lesen. Es ist der Brief Eures Vaters an Euren Bruder. Darin ist von der wachsenden Macht des Autarchen die Rede.«
    Briony starrte ihn an.
»Ihr
habt den Brief!«
    »Ich habe ihn gerade erst entdeckt.« Brone reichte ihr die Papiere. »Eine Seite fehlt. Das Fehlende scheint nicht weiter wichtig — es geht um die Instandhaltung der Burg und ihrer Wehranlagen —, aber sicher kann ich das nicht sagen. Vielleicht fällt Euch ja etwas auf, was mir entgangen ist.«
    »Ihr hattet kein Recht, das zu lesen!« rief Barrick. »Keinerlei Recht! Das war ein persönlicher Brief unseres Vaters!«
    Der Konnetabel zuckte die Achseln. »In diesen Zeiten können wir uns keine Rücksichtnahme auf Privates leisten. Ich mußte nachsehen, ob da irgend etwas drinstand, das auf eine unmittelbare Gefahr hindeutete — schließlich war der Brief eine ganze Zeitlang verschwunden.«
    »Kein Recht«, wiederholte Barrick bitter. War es nur Einbildung, oder sah Brone ihn merkwürdig an? Hatte in dem Brief irgend etwas gestanden, das den Grafen von Landsend Barricks Geheimnis erahnen ließ?
    Briony sah von dem Brief auf. »Ihr sagt, Ihr habt ihn gefunden. Wo? Und woher wißt Ihr, daß eine Seite fehlt?«
    »Der Brief lag in einem Stapel von Dokumenten, die Nynor in meinem Arbeitszimmer für mich hinterlegt hatte, aber er sagt, er habe nichts davon gewußt, und ich glaube, ich nehme es ihm ab. Ich glaube, jemand hat sich hineingeschlichen und den Brief zwischen die anderen Papiere auf meinem Tisch gesteckt, vielleicht um es so aussehen zu lassen, als ob Nynor oder ich derjenige gewesen wäre, der ihn an sich genommen hat — vielleicht sogar, um es

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