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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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Bruder, Caradon, ist zweifellos zu erfreut über seine plötzlichen Aussichten auf den Herzogstitel, um selbst herzukommen und Unruhe zu stiften«, sagte Brone leise. »Aber ich bezweifle, daß er sich große Mühe gegeben hat, seinen kleinen Bruder davon abzuhalten — wobei das auch nicht viel genützt hätte. Hendon ist ein stürmischer Bursche, Hoheit. Er muß genauestens beobachtet werden.« Als der Konnetabel zum Ende seiner kleinen Ansprache kam, trat ein Soldat der königlichen Garde von hinten an ihn heran und flüsterte ihm etwas zu, und Brone wandte sich um, um mit dem Mann zu reden.
    »Stürmisch« war nicht das Wort, das Briony gewählt hätte. »Halbverrückt« traf es besser — der jüngste Tolly war so gefährlich und unberechenbar wie ein Feuer an einem windigen Tag. Ein Seufzen war der einzige Ausdruck, den sie ihrem innigen Wunsch verlieh, dem allen zu entkommen, die Zeit zurückzudrehen, dorthin, wo es noch keine schwierigeren Probleme gegeben hatte als die Frage, wie sie und Barrick sich vor ihrem Unterricht drücken konnten.
    Und Fluch über Barrick, weil er mir das alles überläßt!
Aber sofort überkam sie Reue, ja sogar Angst: Wie konnte sie noch einen weiteren Fluch auf ihren Bruder herabbeschwören?
    »Behandelt die Tollys mit allem Respekt«, sagte sie. »Gebt ihnen Gailons Gemächer.« Ihr fiel wieder ein, was Brone über Gronefeld und die Agenten des Autarchen gesagt hatte. »Nein, doch lieber nicht, für den Fall, daß dort irgendwo eine geheime Botschaft hinterlegt wurde. Bringt sie im Winterturm unter, da sind sie etwas abseits und können sich nicht so leicht unbemerkt hier im Haus bewegen. Graf Brone, Ihr werdet sie doch sicher beobachten lassen? Graf Brone?«
    Sie drehte sich um, verärgert, weil er nicht zuhörte. Der Gardesoldat, der mit ihm gesprochen hatte, war wieder weg, aber Brone hatte sich nicht vom Fleck gerührt, und auf seinem Gesicht lag etwas, das Briony noch nie an ihm gesehen hatte — ungläubige Bestürzung. »Konnetabel, was ist?«
    Er sah zuerst sie an, dann Nynor. Er beugte sich näher an sie heran. »Ihr müßt diese Leute wegschicken. Jetzt, sofort.«
    »Was habt Ihr denn erfahren?«
    Er schüttelte langsam das mächtige, bärtige Haupt, wirkte fast traumverloren. »Vansen ist zurückgekehrt, Hoheit — Ferras Vansen, der Gardehauptmann.«
    »Ach ja? Und was hat er entdeckt? Hat er die Karawane gefunden?«
    »Nein, und er hat zudem den größten Teil seines Trupps verloren — über ein Dutzend tapfere Männer. Aber gemach, Hoheit — das ist jetzt nicht das wichtigste! Laßt ihn rufen. Wenn das, was ich gehört habe, stimmt, muß ich ihn sofort sprechen.«
    »Wenn das, was Ihr gehört habt ... Aber
was
habt Ihr gehört, Brone? Sprecht.«
    »Daß wir im Krieg stehen, Prinzessin, oder jedenfalls in Kürze im Krieg stehen werden.«
    »Aber ... im Krieg? Gegen wen?«
    »Gegen die Heere des gesamten Elbenlandes, wie es scheint.«

26

Entscheidungen
    Die fernen Berge:
Wir sehen sie,
Aber wir werden sie nie besteigen.
Dennoch sehen wir sie.

Das Knochenorakel
    Sie kam mit verblüffend geringem Zeremoniell, diesmal nicht auf einer Taube, sondern auf einer fetten weißen Ratte mit prächtigen Schnurrhaaren. Ihre Begleitung bestand lediglich aus zwei Fußsoldaten — deren winzige Gesichter ob der schweren Verantwortung ganz blaß und angespannt waren — und dem Kundschafter Giebelgaup. Chert hatte länger gesessen, als seinen alten Knochen lieb war, und war deshalb ganz froh, daß er sich nicht erheben mußte. Er war sich nicht sicher, ob seine Beine da auf die Schnelle mitspielen würden. Aber er konnte sich auch nicht vorstellen, eine Königin ohne irgendeine Art von Respektsbezeugung zu begrüßen, schon gar nicht, wenn er sie um einen Gefallen bitten wollte, also beugte er den Kopf.
    »Ihre vortreffliche und unvergessene Majestät, Königin Altania, entbietet Chert von Blauquarz ihren Gruß«, verkündete Giebelgaup mit seinem hohen Stimmchen.
    Chert blickte auf. Sie betrachtete ihn aufmerksam, aber freundlich. »Ich danke Euch, Majestät.«
    »Wir haben Eure Bitte vernommen, also sind wir hier«, sagte sie in der gleichen Vogelstimmlage, die auch ihr Herold hatte. »Und wir haben uns an Eurem großzügigen Geschenk erfreut, das jetzt, zusammen mit dem Großen Goldstück und dem Silberding bei unseren Kronjuwelen liegt. Es betrübt uns zu hören, daß der Junge verschwunden ist. Was können wir tun?«
    »Ich weiß es nicht, um ehrlich zu sein, Majestät. Ich

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