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Die Grenze

Die Grenze

Titel: Die Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
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seine Hände, wandte sich dann Flint zu. Seine Stimme klang ruhig und sachlich, aber seine Augen straften sie Lügen. »Und jetzt sollte ich mir diesen Jungen wohl einmal ansehen.«

    Moina, Rose und die übrigen Jungfern versuchten es mit gutem Zureden und freundlichem Nachfragen, aber es half alles nicht gegen Brionys Weinkrämpfe. Sie ärgerte sich über ihre Unbeherrschtheit und ihr kindisches Benehmen, aber sie fühlte sich rettungslos verloren. Es war, als ob sie in ein tiefes Loch gefallen wäre und keine helfende Hand sie mehr erreichen könnte.
    Barrick pochte an die Tür ihres Gemachs und verlangte, mit ihr zu reden. Er klang wütend und ängstlich, aber obwohl es sich anfühlte, als schüttelte sie einen Teil ihres eigenen Körpers ab, befahl sie Rose, ihn wegzuschicken. Er war ein Mann — was wußte er schon, wie ihr zumute war? Niemandem würde es auch nur im Traum einfallen,
ihn
an den Meistbietenden zu verhökern wie ein Schwein auf dem Markt.
    Achtzigtausend Delphine Nachlaß für mich,
dachte sie bitter. Eine Menge Gold — vier Fünftel des Lösegelds für einen König.
Ich sollte stolz sein, daß ich einen so hohen Preis erziele.
Sie feuerte ein Kissen an die Wand und schmiß dabei eine Öllampe um. Die Jungfern rannten kreischend hin, um die Flammen auszutreten. Aber Briony war es egal, ob die ganze Burg bis auf die Grundfesten niederbrannte.
    »Was geht hier vor?«
    Rose, die Verräterin, hatte die Tür geöffnet, aber es war nicht Barrick, sondern nur Brionys Großtante, die Herzoginwitwe Merolanna, die schnuppernd hereinkam. Ihre Augen weiteten sich, als sie Moina die letzten Flammen ersticken sah, und sie fuhr Briony an: »Was hast du vor, Kind? Willst du uns alle umbringen?«
    Briony wollte sagen, ja, genau das habe sie vor, aber ein neuerlicher Weinkrampf packte sie. Während die Jungfern den Rauch zur offenen Tür hinauszuwedeln suchten, kam Merolanna ans Bett, ließ ihre massige, aber sorgsam gekleidete und zurechtgemachte Person darauf nieder und nahm die Prinzessin in die Arme.
    »Ich hab's gehört«, sagte sie und tätschelte Briony den Rücken. »Hab nicht solche Angst — vielleicht lehnt dein Bruder ja ab. Und selbst wenn nicht, ist es nicht das Schlimmste auf der Welt. Als ich vor vielen, vielen Jahren hierherkam, um den Onkel deines Vaters zu heiraten, habe ich mich genauso gefürchtet wie du jetzt.«
    »Aber L-ludis ist ein Ungeheuer!« Briony bemühte sich, das Schluchzen zu unterdrücken. »Ein Mörder! Der Bandit, der unseren Vater verschleppt hat! Lieber heirate ich ... irgendeinen, sogar den alten Puzzle, als mich von so jemandem ...« Es half nichts. Sie weinte wieder.
    »Aber, aber, Kind«, sagte Merolanna, doch mehr fiel ihr offenbar auch nicht ein.
     
    Als Brionys Großtante gegangen war, hielten die Jungfern Distanz, als ob ihre Herrin eine ansteckende Krankheit hätte — und die hatte sie ja auch, dachte Briony, denn Unglück hungerte danach, immer weiter um sich zu greifen.
    Ein Bote stand vor der Tür, der dritte in einer Stunde. Den ihres älteren Bruders hatte sie ohne Antwort weggeschickt, und für Gailon von Gronefeld war ihr keine Botschaft eingefallen, die bissig genug gewesen wäre.
    »Dieser hier kommt von Schwester Utta, Herrin«, sagte Moina. »Sie läßt fragen, warum Ihr sie heute nicht aufgesucht habt und ob Ihr wohlauf seid.«
    »Sie ist wohl die einzige in der ganzen Festung, die es nicht weiß«, sagte Rose, und bei der Vorstellung, daß jemand so fernab des Hofgeschehens leben konnte, hätte sie beinah gelacht, doch ein Blick in Brionys tränennasses Gesicht brachte die Nichte des Konnetabels sofort zur Raison. »Wir lassen ihr sagen, Ihr könnt nicht kommen ...«
    Briony setzte sich auf. Sie hatte ihre Lehrerin völlig vergessen, aber plötzlich wünschte sie sich nichts mehr, als das gelassene Gesicht der Vuttin zu sehen, ihre ruhige Stimme zu hören. »Nein, ich will zu ihr.«
    »Aber, Prinzessin ...«
    »Ich werde gehen!« Während sie sich in ein Übergewand mühte, beeilten sich die Jungfern, ihrerseits Schuhe und Mäntel anzuziehen. »Bleibt hier. Ich gehe allein.« Jetzt, da das befürchtete Dunkel sie bereits verschlungen hatte, sah sie keine Veranlassung mehr, ihre Kräfte auf Nettigkeiten zu vergeuden. »Ich habe ja Wachen. Meint ihr nicht, daß das reicht, um mich am Weglaufen zu hindern?«
    Rose und Moina starrten sie verdutzt und gekränkt an, aber Briony war schon auf dem Weg zur Tür.
     
    Utta gehörte zu den Schwestern Zoriens,

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