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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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die alte Bausubstanz sorgsam erneuert, tragende Balken nicht angetastet, ein Schmuckstück.
    Sie schellte, ein Summen ertönte, und die Tür sprang auf. Vor ihr stand eine ältere Frau mit einem völlig verheulten Gesicht und sagte tonlos: »Ich bin Hermine Glauber, die Haushälterin. Wenn Sie zu Frau Doktor Lewen wollen, die sitzt im Salon im ersten Stock.«
    »Vielen Dank«, sagte Svenja. Sie ging die Treppe hinauf.
    Die Frau saß in einer Sitzgruppe aus dunkelrotem Leder, und sie wirkte auf den ersten Blick unnahbar und schön. Sie trug irgendetwas Schwarzes aus feiner Wolle, und sie rauchte. Der Aschenbecher vor ihr quoll über. Ihre langen Haare schimmerten silbern.
    »Nehmen Sie Platz!«, sagte sie freundlich. »Ich frage mich, für wen Sie mich ausfragen müssen. Oh, fernöstliche Herkunft, wie ich bemerke.«
    »So ist es«, sagte Svenja. »Mein Vater war Japaner, meine Mutter kam aus Kirgisien, ziemlich viel Fremdes. Ich heiße Svenja Takamoto. Ich bin für den Bundesnachrichtendienst hier. Die Frau, die Ihren Mann höchstwahrscheinlich getötet hat, wirft einen langen Schatten. Deshalb muss ich Sie befragen. Ich weiß, das ist zum jetzigen Zeitpunkt sehr rücksichtslos, aber wir haben keine Wahl.«
    »Rauchen Sie eine mit mir. Mein Name ist Anna, dann haben wir es nicht so schwer miteinander.«
    »Danke«, sagte Svenja und nahm sich eine Zigarette aus der Schachtel. Es waren Mentholzigaretten.
    »Hier ist auch ein Portwein, wenn Sie mögen. Sherry habe ich auch. Oder lieber Kaffee?«
    »Kaffee wäre gut, und ein Cognac, ein doppelter.«
    »Das haben wir«, sagte die Frau. Dann rief sie: »Hermine, einen starken Kaffee.« Sie wandte sich Svenja zu und fragte: »Wie kommt jemand wie Sie zum BND ?«
    »Die konnten mich brauchen, als ich einen Job suchte. Ich war fertig ausgebildet und fragte mich, wohin. Es war ganz einfach.«
    »Aber Sie sind nicht die gefährliche Agentin, die auch tötet, wenn es sein muss?«
    »Doch, schon. Das kommt auch vor. Selten.«
    »Sieh einer an.« Die Frau lachte leise.
    Frau Glauber kam die Treppe herauf und trug eine Kaffeekanne mit Tassen auf einem Tablett. Sie goss ein und sagte: »Ich bin dann unten.«
    »Der Cognac ist in der Anrichte da drüben«, sagte Anna. »Ich kann Sie nicht mehr bedienen, weil ich schon zu viel Sherry getrunken habe. Aber leider bin ich noch immer nicht betrunken genug.«
    »Das schaffe ich schon«, sagte Svenja. »Ich habe zwar nichts getrunken, bin aber todmüde.«
    Es gab sechs Cognacflaschen, und Svenja griff nach einem Hennessy. Dann setzte sie sich. »Wer fängt an?«, fragte sie.
    »Haben Sie etwa auch eine Geschichte mit dieser Verrückten?«, fragte Anna Lewen erstaunt.
    »Aber ja.« Svenja nippte an ihrem Glas. »Zwei Kollegen und ich waren in Tripolis. Ist noch gar nicht lange her. Wir stießen dort auf diese Frau. Es hieß, sie habe irgendwo Sprengstoff gekauft. Dann stellte sich heraus, dass die Frau auch mordet. Und das immer wieder im Zusammenhang mit Drogen. Wir vermuten, sie tötet im Auftrag.«
    »Ich habe versucht, mich dieser Ungeheuerlichkeit zu nähern«, sagte die Frau und strich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber ich schaffe es nicht, ich schaffe es einfach nicht.«
    »Ich war gerade bei ihrer Mutter in einem kleinen Ort bei Braunschweig. Das Mädchen hatte dort nie eine Chance.«
    »Also Drogen?« Sie griff nach dem Glas mit dem Sherry und trank einen Schluck. »Da kann mein Mann keine Rolle spielen. Drogen waren ihm fremd, damit hatte er nie etwas zu tun. Er rauchte, na gut, er trank mal einen Whisky oder ein Glas Wein. Aber Drogen?« Sie wedelte mit der rechten Hand. »Und wer soll befohlen haben, meinen Mann zu töten? Warum denn überhaupt?«
    »Können Sie mir denn etwas darüber erzählen, wie diese Frau an Ihren Mann herankam?«
    »Das kann ich. Es muss jetzt acht oder zehn Jahre her sein. Er war um die sechzig, das Mädchen vielleicht zwanzig. Ich kann mich gut daran erinnern. Mein Mann sagte abends beim Essen zu mir: Ich habe eine Rebellin kennengelernt. Sie lässt sich nichts sagen, kam einfach hereinspaziert und wollte einen Job. Und ich habe entschieden, dass sie versuchsweise die Telefonanlage bedienen kann. Er wollte ihr eine Chance geben.«
    »Sie haben eine große Kanzlei. Sind Sie spezialisiert?«
    »O ja. Wir sind Spezialisten für Vertragsrecht. Wir vertreten zum Beispiel VW in Wolfsburg, BMW und Krauss-Maffei in München, Mercedes in Stuttgart.«
    »Das bedeutet sicher auch viel Geld?«
    »Ja, das

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