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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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da waren. Ist das richtig?«
    »Ja, stimmt, das habe ich gedacht.«
    »Nehmen wir an, sie hat diesen Volksaufstand genutzt, um ihr eigenes Süppchen zu kochen. Nehmen wir an, sie hat auch in Tripolis gemordet. Hat sie über irgendetwas gesprochen, das auf Drogen hindeutete?«
    »Das weiß ich nicht. Am ersten Abend haben wir zusammen gegessen, und sie sagte, sie hätte was zu erledigen. Moment mal, sie hat auch gefragt, ob ich wüsste, dass das Haschisch aus dem Rifgebirge das beste der Welt sei. Also, ich weiß nicht … Sie sagte, der Braune und der Schwarze aus dem Rif, also Nordmarokko, seien einsame Spitze. Ich weiß noch, ich habe sie gefragt, ob sie das Zeug denn auch raucht. Sie hat geantwortet, das könnte ihr nicht passieren. Aber sie könnte es vielleicht kaufen und verkaufen. Meinen Sie, sie hat irgendwas gedreht, als sie in Tripolis war?«
    »Das meine ich«, sagte Esser. »Entschuldigung, bitte.« Er rief Sowinski an und fragte: »Wir haben im wissenschaftlichen Dienst doch eine junge Frau, Expertin in Drogen. Wie heißt die noch mal?«
    »Ellen Bertram«, antwortete Sowinski. »Doktor Ellen Bertram. Kluges Mädchen. Wieso?«
    »Weil ich denke, dass unsere liebe Kiri in Tripolis in Sachen Haschisch etwas geregelt hat. Da gibt es an der Mittelmeerküste Nordafrikas einen lebhaften Handel und Schmuggel mit braunem und schwarzem Marokkaner. Vielleicht hat Kiri für Jongen Truud diese Leitung übernommen, bietet sich jedenfalls an.«
    »Das könnte sein«, antwortete Sowinski.

NEUNZEHNTES KAPITEL
    Dehner war erschöpft und müde.
    Der Ober des Hotelrestaurants hatte versichert, das Hirschgulasch sei sehr zart, es würde auf der Zunge zergehen. Tatsächlich war es zäh, wahrscheinlich uralt und schmeckte nach allem Möglichen, nur nicht nach Hirsch. Dehner war zu müde, um sich zu beschweren, und verfluchte dieses Restaurant, in dem außer ihm nur drei Gäste saßen, einsam vor sich hin kauend und ohne Hoffnung im Blick.
    Als Svenja und Müller hereinkamen, war das für ihn ein Lichtblick. Er wartete, bis sie sich an seinen Tisch gesetzt hatten, und sagte: »Herzlich willkommen! Nein, ich reagiere nicht auf irgendwelche dienstlichen Fragen, ich habe mich schon abgeschaltet. Ich müsste eigentlich noch mit der Ehefrau des Toten sprechen. Sie wartet auf mich. Aber ich vermute, ich werde dabei einschlafen.«
    »Das übernehme ich, keine Sorge«, sagte Svenja.
    »Hast du den Toten gesehen?«, fragte Müller.
    »Habe ich«, sagte Dehner. »Weshalb sie den umgebracht hat, weiß ich nicht. Habt ihr schon ein Zimmer?«
    Svenja nickte. »Neben dir. Wir wissen wahrscheinlich, warum sie ihn getötet hat. Er war wohl zu klug, er hat sie durchschaut.«
    »Sie hätte doch Deutschland leicht vermeiden können«, sagte Dehner leise. »Was will sie denn hier? Hier ist doch nichts für sie zu erledigen.«
    »Da bin ich nicht sicher«, sagte Müller trocken. »Wenn sie tausend Kilo C4 bei sich hat, dann hat sie auch etwas zu erledigen.«
    »Das stimmt natürlich«, bestätigte Dehner. Dann stand er auf und sagte: »Ich tauge nichts mehr, ich gehe schlafen. Die Frau wartet in ihrem Haus, gleich um die Ecke, Kirchgasse vier.«
    »Er hat nicht mehr richtig geschlafen, seit er nach Tripolis geflogen ist«, sagte Svenja. »Das kann einen fertigmachen.«
    »Wir alle haben seit Tripolis nicht mehr richtig geschlafen«, erklärte Müller. »Ich gehe nach oben. Ich werde den Verband runterschneiden und mir ein bisschen Salbe draufschmieren. Wenn du von der Ehefrau zurückkommst, werde ich schon selig schnarchen.«
    »Willst du denn gar nichts essen?«, fragte sie.
    »Guck dir das da auf Dehners Teller an. Das sieht wirklich nicht überzeugend aus. Dunkelbraune Soße wie von Oma, und garantiert viel Butter. Wie Luther es liebte.«
    »Du hast Schmerzen, nicht wahr?«, fragte sie.
    »Ja, habe ich. Aber ich nehme was dagegen. Ich muss wenigstens eine Nacht mal durchschlafen.« Er küsste Svenja auf die Stirn und flüsterte: »Ich liebe dich.«
    »Das ist sehr gut«, sagte sie und lächelte. Als er gegangen war, bestellte sie sich ein Glas Sekt und einen doppelten Espresso und dachte an die Frau, die sich mordend um die Welt bewegte.
    Die Nacht brach an, und die Laternen warfen einen kaum sichtbaren gelben Schein. Im Westen war der Himmel leuch tend rot gefärbt. Ihre Schritte auf dem alten Katzenkopfpflas ter hallten laut. Kirchgasse 4, eine offensichtlich sehr gute Adresse, ein auffallend schön restauriertes altes Haus. Drei Geschosse,

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