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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dich nicht besiegen.«
    Auf der Treppe begegnete sie einem jungen Mann, der ihr wortlos zunickte.
    »Es geht ihr beschissen«, sagte Svenja. Sie ging die Treppe hinunter und traf auf Hermine. »Es wäre gut, wenn Sie die Nacht über auf sie aufpassen könnten.«
    »Aber natürlich, ich lasse sie jetzt doch nicht allein.«
    Es hatte wohl geregnet. Das harte Basaltpflaster reflektierte das Licht der Laternen auf dem Platz. Ihre Schritte kamen ihr mörderisch laut vor, sie fühlte sich allein.
    Im Hotel angekommen, ging sie an dem Nachtportier vorbei zum Lift.
    Im Zimmer lag Müller auf dem Bett, hatte sich nicht zugedeckt und schnarchte laut.
    Sie zog sich aus und legte sich nackt neben ihn. Dann schob sie sich ganz dicht an ihn heran, presste sich gegen seinen warmen Körper und sagte: »Halt einfach den Mund und schlaf weiter. Frag nicht. Es war nur anstrengend, sonst nichts.«
    Müller war augenblicklich hellwach: »Das stimmt doch gar nicht, dazu kenne ich dich viel zu gut.«
    »Na ja, es war etwas bedrückend, schließlich hat sie ihren Mann erst heute Mittag verloren.« Ihre rechte Hand wanderte auf seinen Bauch.
    »Ja, das ist schlimm.«
    »Wir müssen diese Frau finden«, sagte sie nach einer Weile in die Dunkelheit.
    Krause begann offen zu meutern. Er verlangte den Chefarzt und sagte kategorisch: »Mein lieber Professor, ich möchte dieses Haus jetzt verlassen.«
    Der Professor war ein hagerer Mann, mittelgroß mit dunklen Augen und eingefallenen Wangen. Krause war schon mehrfach in Versuchung geraten, ihn zu fragen, ob er unter Magersucht leide.
    Der Arzt antwortete lakonisch: »Damit habe ich gerechnet, da kann ich wenig dagegensetzen. Es wäre aber eigentlich besser, wenn wir noch ein paar wichtige Werte bei Ihnen ermitteln könnten. Was ist es denn, was Sie treibt? Die Arbeitssucht vielleicht?«
    »Viel schlimmer«, sagte Krause lächelnd. »Ich muss dem SPIEGEL ein Interview geben.«
    Damit war die Entscheidung getroffen. Wer bekam schon die Chance, dem SPIEGEL ein Interview zu geben? Und dann noch jemand ohne politisches Amt! Wer, zum Teufel, war dieser komische kleine Kerl bloß?
    Krause hatte vorher mit Esser gesprochen und festgelegt, dass der Reporter des Magazins in einem Café auftauchen sollte, in dem aus irgendeinem Grund nur selten Gäste saßen.
    »Im hinteren Bereich«, hatte Krause verlangt. »Und bloß keine Erkennungszeichen oder anderen Spionage-Klimbim!« Er wusste genau, wie der SPIEGEL -Mann aussah.
    Esser hatte also schnell arrangiert, dass der Pächter ein Schild an die Tür hängte, auf dem GESCHLOSSENE GESELLSCHAFT stand. Der Mann war geradezu hemmungslos optimistisch: Vielleicht würde das ja das Publikumsinteresse wecken.
    Dann hatte Krause seine Wally angerufen und berichtet, er sei als gesund entlassen. Nein, sie brauche nicht zu kommen, ein Dienstwagen würde ihn samt seinen Siebensachen abholen. Und unterwegs habe er noch einen kurzen Termin.
    Wally glaubte ihm kein Wort, hielt sich aber mit einer Schimpftirade zurück, weil es ihr geraten schien, damit zu warten, bis er zu Hause war. Sie hatte jedenfalls nicht die Absicht, diese Entlassung aus dem Krankenhaus kommentarlos hinzunehmen.
    Krause summte vor sich hin, als er sich anzog. Er würde fünf Minuten zu spät kommen, der Redakteur des Magazins würde Zeuge sein, wenn der geheimnisvolle BND einen seiner mächtigsten Männer zum Interview brachte. Streng genommen wusste das Magazin aber nicht, wer Krause eigentlich war, was die Sache höchst reizvoll machte.
    Er hatte eine halbe Stunde lang mit Goldhändchen gesprochen, und der hatte ihm jeden Miesmacher des BND genannt, meistens sogar mit Adresse, inklusive der Verbindungen im Internet und den elektronischen Aktivitäten, die zuweilen entlarvend waren.
    Der Mann, den er treffen würde, hieß Hubert Staeble, war fünfundvierzig Jahre alt und galt als forscher Draufgänger und guter Rechercheur, was immer das in diesem besonderen Fall bedeuten mochte.
    Der Mercedes glitt mit Blaulicht vor das Etablissement, der Fahrer stieg aus, öffnete den hinteren Schlag, sagte fröhlich: »Bis gleich, Herr Doktor«, und entließ Krause auf die Straße.
    Hinter einer Glastheke mit erstaunlich wenigen Gaumenreizen und dem öden Ambiente der Siebziger stand ein junger Mann mit Pausbacken und grauem Teint. Er lächelte Krause verlegen an und sagte: »Herzlich willkommen!«
    Krause nickte ihm knapp zu. »Dann mal zwei Kaffee und irgendwelche Kekse, bitte«, sagte er und eilte auf den

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