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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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verboten ist? Und ich weiß, was jetzt noch kommt. Das wird die Frage sein, ob der BND schwule Männer als Agenten einsetzt.« Wieder ein Haken hinter einer Zeile.
    »Ja, das stimmt. Bisher galt als ungeschriebenes Gesetz, niemals Schwule einzusetzen.«
    »Es geht um einen Fall, und der damit beschriebene operative Agent ist außergewöhnlich talentiert, sehr gescheit und absolut sicher in diesem Milieu. Er ist ein Glücksfall, und ich will über ihn gar nicht diskutieren. Ich kann Ihnen einschlägige Seiten und Namen im Internet nennen, die sich mit dem Gerücht beschäftigen. Unter anderem jemand in einem Generalstab der Bundeswehr. Die Namen lasse ich mal aus.« Er machte wieder einen Haken auf seinem Blatt.
    »Sie haben da eine Art Liste erstellt, wie ich sehe«, sagte Staeble etwas verlegen. »Arbeiten Sie die jetzt ab? Leider kann ich nichts entziffern.«
    »Oh, das«, murmelte Krause und legte dem Redakteur das Blatt vor die Nase. »Das ist Altgriechisch, Sie werden es wohl nicht lesen können.«
    »Altgriechisch?« Staeble war einigermaßen fassungslos und starrte auf das Papier.
    »Ich habe eine humanistische Bildung genossen«, erklärte Krause. »Dazu gehörte unter anderem auch Altgriechisch. Wissen Sie was? Wir trennen uns jetzt. Sie wissen, worüber ich reden darf und was ich verschweigen muss. Sie können das Interview vorbereiten, mir die Fragen schicken, und dann sehen wir in Ruhe weiter.«
    »Einverstanden«, sagte Staeble. Er wusste genau, dass da viele Themen lagen, und er war ehrlich dankbar. Dieser Heidemann war schon eine erstaunliche Figur – und immer haarscharf neben der Wahrheit.

ZWANZIGSTES KAPITEL
    »Wie, zum Teufel, verpackt man tausend Kilogramm C4?«, fragte Sowinski. »Es muss doch so etwas wie eine Regel geben.«
    »Auf vier Paletten zu je zweihundertfünfzig Kilogramm«, antwortete Esser. »Ich habe mich bei Speditionen schlaugemacht. Es sollte als Ladung schmal und niedrig sein. Du nimmst vier Paletten, packst die Plastiktüten darauf, legst sie hintereinander in die Mitte einer Lkw-Ladung und packst an allen Außenrändern und natürlich obendrauf irgendwelche andere Ladung, sodass die vier Paletten in der Mitte unsichtbar bleiben. Sie sind mit Röntgenstrahlen nicht zu entdecken, Spürhunde erschnüffeln sie nicht, weil der Stoff geruchlos ist. Es ist also ziemlich einfach.«
    Sie hatten sich in Essers Büro versammelt, Gillian hatte einen Teller mit Puddingteilchen hingestellt und Kaffee gekocht.
    »Wir dürfen nicht vergessen, dass sich die Verpackung des Sprengstoffs inzwischen gewandelt haben kann. Auf den weißen Plastiktüten steht dann nicht mehr EARTHCARE , sondern irgendetwas anderes. Vielleicht sind die Tüten mit dem C4 jetzt aus rotem Plastik und als Streusalz deklariert. Das ist ziemlich deprimierend.« Goldhändchen wedelte mit beiden Händen und war ratlos.
    »Wo sind unsere Leute aus Wittenberg?«, fragte Esser.
    »Schon wieder hier. Dehner kam mit dem Hubschrauber, die beiden anderen mit dem Wagen.« Sowinski sah sie drohend an. »Das war die einzige Nacht mit ausreichend Schlaf seit Tripolis. Ich warne euch, macht unsere Besten nicht kaputt!«
    »Haben wir denn eine Chance, diesen Lkw zu finden?«, fragte Goldhändchen. Er trug Russischgrün, wie er das nannte, mit einem tiefblauen Seidentuch. Dazu weiße Sneakers mit hauchdünnen Sohlen.
    »Bei den Hunderttausenden Lkws allein auf deutschen Straßen?« Sowinski schüttelte energisch den Kopf. »Wir haben das Terror-Abwehrzentrum alarmiert, die Polizei, den Zoll, alle Landeskriminalämter, das BKA . Alle europäischen Einrichtungen, die Dienste unserer Freunde auch. Alle haben mittlerweile ein Foto der Frau und zeigen es auch groß. Das mit der Erkennung des Lasters können wir vergessen, das ist unmöglich. Kommt noch hinzu, dass wir keine blasse Ahnung haben, wohin die Reise mit dem Sprengstoff gehen soll.«
    »Dann stellt sich noch die Frage, wie die Frau vorgehen wird.« Esser war nicht bereit, Illusionen zu liefern. »Plant sie einen großen Coup mit tausend Kilo, oder will sie den Stoff portionieren und mehrere Anschläge ausführen?«
    »Wir diskutieren falsch«, bemerkte Esser plötzlich mit geschlossenen Augen. »Wir müssen uns darauf konzentrieren, was diese Frau will, welches Ziel sie ansteuern könnte. Ich würde sagen, dass wir überlegen müssen, was sie ausreichend hasst, um es zerstören zu wollen.«
    »Okay«, stimmte Goldhändchen zu. »Wir haben die Mutter und den Jugendfreund unter

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