Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
schließlich ein hagerer, schmaler Mann um die fünfzig. »Kripo Rostock, Mordkommission. Willkommen. Tja, wir können noch nicht viel sagen. Also, der Tote liegt hinter dem Wrack. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
Sie gingen mit ihm, rutschten immer wieder auf dem aufgeweichten Boden aus, und der Nieselregen ließ sie frösteln.
»Mir ist der ganze Vorgang unerklärlich«, sagte Landmann. »Und ich kann mir auch keine Vorstellung davon machen, wie es zu diesem Trümmerhaufen gekommen ist. Ich weiß nur aus Erfahrung, dass diese Einschusslöcher auf der jetzt oben liegenden Seite des Wagens und die auf der Kühlerhaube aus einer automatischen Waffe mit einer hohen Taktzahl stammen müssen. Schnurgerade Reihen, die einzelnen Einschläge dicht nebeneinander.«
»Könnte stimmen«, sagte Müller.
»Und wir sollten ja noch nichts tun«, sagte Landmann deutlich sauer. »Man denkt dann immer, dass wir unseren Job nicht machen können und …«
»Nein, nein, nein«, unterbrach Svenja ihn freundlich lächelnd. »Es geht überhaupt nicht darum, dass wir irgendetwas besser können als Sie. Wirklich nicht. Es ist einfach nur so, dass wir den Fall inzwischen sehr gut kennen. Aber ich weiß, dass unsere Vorgesetzten Sie auf eine Art informieren, als seien Sie nicht in der Lage, zwei und zwei zusammenzuzählen. Wir kennen das, das ist peinlich. Und wo ist jetzt der Tote?«
»Der liegt fünf Meter weiter, da, in der tiefen Ackerfurche.«
Sie gingen zu dem Mann, der auf dem Bauch lag. Sein Rücken war vollkommen zerschossen, die Wunden zogen sich vom Hals bis zu den Oberschenkeln.
»Das sind Ausschüsse!«, sagte Müller sofort. »Es hat ihn von vorne erwischt.«
»Glauben Sie, wir können ihn umdrehen?«, fragte Landmann.
»Selbstverständlich«, sagte Svenja. »Warten Sie, ich helfe Ihnen, damit wir eine stabile Lage finden.«
Gemeinsam drehten sie ihn um.
»Es ist Pawel Sostelic«, sagte Müller.
Sie standen da im Regen und wischten sich von Zeit zu Zeit über das nasse Gesicht.
»Sie kennen ihn also«, sagte Landmann erleichtert.
»Ich erzähle Ihnen die ganze Geschichte«, sagte Müller. »Aber Sie sollten unbedingt Ihren besten Drogenfahnder hierherbitten. Sofort. Das ist im Grunde eine Drogenkiste, und der Tote hier ist ein Killer. Er wird international gesucht. Haben Sie Kokain in der Stadt?«
»Das weiß ich nicht«, sagte Landmann unsicher.
»Ich rufe zu Hause an«, sagte Svenja zu Müller. »Dann kannst du inzwischen Herrn Landmann informieren.«
Sie ließ sich Krause geben: »Also, wir sind angekommen. Die Frau hat Sostelic erschossen. Mit einer Maschinenpistole. Ich nehme an, sie konnte ihn einfach nicht mehr brauchen.«
»Und andere Täter kommen nicht infrage?«
»Ich glaube nicht«, sagte Svenja. »Warum sollte irgendjemand aus Dealerkreisen in Rostock den Sostelic umbringen? Das würde voraussetzen, dass irgendwelche Rechnungen offen wären. Und was hat Sostelic mit Rostock zu tun? Er war doch unserer Kenntnis nach noch nie hier im Land.«
»Wie kann das abgelaufen sein?«
»Ich stelle mir das so vor, dass Wagner hier auf der Straße auf Sostelic warten sollte. Es war bestimmt ein ganz normales Treffen, Rostock war beliefert und kassiert. Er kam also angefahren, sie stand wahrscheinlich hinter einem Baum, trat dann hervor und nahm ihn frontal unter Beschuss. Sie hat die Frontscheibe vollkommen pulverisiert. Wahrscheinlich hat er dann das Steuer verrissen. Er kam nach links von der Straße ab, streifte einen Baum, flog ein Stück in die Luft und landete auf der linken Wagenseite. Er muss aber noch aus dem Wagen herausgekrochen sein, denn er liegt draußen auf der bloßen Erde. Und sie muss weiter geschossen haben, denn der Wagen wurde auch auf der rechten Flanke getroffen.«
Krause schwieg einen Moment und bedachte das. Schließlich sagte er: »Und möglicherweise wird sie Jongen Truud berichten, dass irgendeiner der wichtigen Dealer ihn einfach erschossen hat. Aus einem Missverständnis heraus, weil irgendetwas schiefgelaufen ist. Truud wird ihr das nicht glauben. Und Sostelic ist kein Mann, den man leicht ersetzen kann. Truud wird schäumen vor Wut.«
»Aber für uns spielt das doch keine Rolle, oder?«
»Das sehe ich anders«, antwortete Krause. »Wir haben es jetzt im Finale mit ihr allein zu tun. Sie muss auf keinen Partner mehr Rücksicht nehmen. Kommen Sie nach Berlin zurück.«
ZWEIUNDZWANZIGSTES KAPITEL
»Etwas kommt auf uns zu, und wir haben nicht die geringste Vorstellung, was
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