Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Eingang verdeckte, und sein Gesicht war grau, leichenblass.
Der Alte duckte sich ab und fuhr erstaunlich schnell mit der Waffe herum, und sein Daumen lag auf dem Sicherungshebel.
Svenja sprang hoch und legte sich gleichzeitig in eine starke P irouette nach rechts. Sie erwischte den alten Mann mit der Ferse ihres rechten Fußes am Kopf, und er war tot, noch ehe er auf den Teppich aufschlug.
»Bleib draußen!«, befahl sie dem Jungen. »Ich komme gleich.«
Aber er rührte sich nicht vom Fleck. Der Junge stand wie angenagelt da und sagte aufgeregt: »Das ist Onkel Tobruks Vater. Onkel Tobruk wird dich killen.«
»Onkel Tobruk kann mich mal!«, sagte Svenja.
Sie musste absolut sichergehen, sie konnte einfach nicht riskieren, sich zurückzuziehen und dabei womöglich irgendetwas Wichtiges übersehen zu haben. Sie schlug die Teppiche zurück, öffnete Türen und warf einen Blick in alle möglichen Räume. Sie sah Luxusbetten und riesige eingelassene Badewannen, Etagenbetten für die einfachen Leute, einen Aufenthaltsraum mit großen Tischen und einen Fernsehraum mit vielen Stühlen. Sie sah eine komplette Waffenkammer mit einem Arsenal, das reichen würde, um einen Bürgerkrieg zu versorgen.
Sie entdeckte keinen Menschen.
Lieber Müller, wo steckst du nur?
Sie nahm sich Zeit in einem Raum, in dem nur ein großer, wunderbar gemaserter Schreibtisch aus hellem Holz stand, davor ein schwarzer Lederstuhl. Da gab es eine Schreibgarnitur von Faber-Castell mit den luxuriösen, goldenen Schreibwerkzeugen. Styling in höchster Vollendung. Svenja überlegte kurz, einen edlen Füllfederhalter einzustecken, ließ es dann aber bleiben.
Solange dein Flugzeug nicht hier ist, Müller, so lange bist du zweifelsfrei in dieser Stadt. Und sie werden dich nicht quälen, weil sie dich brauchen.
Unter dem Schreibtisch stand ein kleiner Holzcontainer auf Rollen. Er war abgeschlossen. In der Waffenkammer hatte sie ein Brecheisen gesehen. Sie ging es holen und hebelte damit den Container auf. Es krachte ein wenig und splitterte hässlich. Sie sah nur einen einzigen prall gefüllten Aktenordner, das war alles.
Sie nahm ihn heraus und schlug ihn auf.
Obenauf lag eine handschriftliche Notiz: Dear Adi! These people are really bad. You can handle them as you want. Open softly their brain! We want to know … Der Schreiber hatte einen offiziellen CIA -Schreibblock benutzt, und mit seinem Englisch war es nicht weit her. Aber die Botschaft war klar.
Sieh mal einer an, dachte Svenja, das nehme ich doch besser gleich mit. Sie entdeckte einen Pilotenkoffer und stopfte den Aktenordner hinein.
Danach betrat sie einen Raum nur mit Computertechnik und zahllosen Telefonen. Auch hier nahm sie sich mehr Zeit. Sie zog alle erkennbaren Leitungen aus der Wand und aus den Geräten. Sie faserte eine Elektroleitung auf und fabrizierte einen Kurzschluss. Es gab ein scharfes, zischendes Geräusch. Viele Funken. Sie hinterließ, so hoffte sie zumindest, ein Chaos, das so schnell nicht mehr zu reparieren war. Sie nahm alle Disketten aus den Rechnern und steckte sie in einen Umschlag, den Umschlag dann ebenfalls in den Koffer.
Schließlich ein Blick in ein ödes Duschbad mit Toilette.
Bevor sie ging, untersuchte sie den toten alten Mann flüchtig. Er hatte außer der Glock nur ein Handy bei sich und eine dicke Rolle mit US -Dollar in einem Lederbeutel um den Hals. Sie legte das Handy auf den Boden und trat mit dem Absatz mehrmals kräftig darauf, bis es komplett zerstört war. Das Geld und die Waffe steckte sie ein.
Dann ging sie zu dem Jungen, der noch immer wie angenagelt vor dem großen Raum im Eingangsbereich stand.
Sie lächelte: »Herzlichen Glückwunsch zu deinem Mut, junger Mann. Aber das war verdammt leichtsinnig.«
Als sich das Nokia meldete, fluchte sie laut: »Scheiße!« Sie drückte den Anruf weg, aber immerhin wusste sie jetzt, dass Goldhändchen sie gefunden hatte.
»Für eine Frau bist du schwer in Ordnung«, sagte der Junge anerkennend. Dann setzte er seufzend hinzu: »Mein lieber Mann!«
»Lass uns gehen«, sagte Svenja und reichte ihm den Koffer.
»Wieso denn das?« Seine Stimme klang schrill. »Du kannst doch Onkel Tobruks Vater nicht einfach so liegen lassen. Das geht doch nicht. Er muss in ein Krankenhaus, oder?«
»Er ist tot«, sagte sie.
»Er ist tot?«, fragte der Junge entsetzt.
Der Flieger der UNO war elegant ohne jedes Aufsetzgeräusch gelandet. Er hatte seine Fracht vor einer großen Halle ins Freie entlassen, und sie
Weitere Kostenlose Bücher