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Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Grenzgängerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Gruppe jenes Landes befand. Stimmt das so?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Und warum?«
    »Weil ich ihn liebe.«
    Der Kopf ruckte blitzschnell nach vorn, hatte ganz schmale Augen. »Wie bitte?«
    »Ich liebe diesen Mann, ich wollte ihn da rausholen«, wiederholte Svenja.
    »Sind Sie sich klar darüber, was das bedeutet?«
    »O ja«, antwortete Svenja. »Sie nicht?«
    Das Gesicht des Mannes zeigte nicht das geringste Lächeln.
    »Ist eine dritte Person dabei zu Schaden gekommen?«
    »Ja. Ein alter Mann. Ich musste ihn töten, weil er ohne mein Eingreifen den jungen Fahrer meines Taxis erschossen hätte.«
    »Gibt es Zeugen?«
    »Ja. Den Taxifahrer.«
    »Haben wir die Adresse, den Namen?«
    »Haben wir nicht. Werden wir nie haben.«
    »Warum nicht?« Das kam scharf.
    »Das steht so grundsätzlich in den Einsatzpapieren. Bestimmte Dinge haben wir zu vergessen und niemals zu erinnern. Das betrifft in der Regel Krisen- und Kriegsgebiete.«
    »Aber wenn Sie jemanden erschossen haben, müssen Sie laut Dienstanweisung zu einem Psychologen des Hauses. Da müssen Sie sich erinnern.« Er war neu, das Ganze bereitete ihm offensichtlich Schwierigkeiten. »Wie haben Sie diesen alten Mann getötet?«
    »Keine Aussage.«
    »Sie trafen dann diesen anderen Agenten unseres Hauses. Dabei kam es erneut zu einem Schusswechsel. Wir nehmen an, Sie nahmen daran teil?«
    »Nein. Ich habe meine Waffe nicht angerührt, nur zugeschaut.«
    »Zugeschaut?« Jetzt war in diesem Gesicht ein Hauch von Verwunderung zu sehen. »Heißt das, dass Sie bei einem Schusswechsel als Zuschauerin zugegen waren?«
    »Ja, das kommt hin und wieder vor. Ich wurde nicht gebraucht, um die Szene zu bereinigen.«
    »Und? Wie sah die Bereinigung aus?«
    »Die auftretenden Schwierigkeiten waren schnell überwunden«, sagte sie.
    »Unter Zurücklassen einer Leiche. Wer war daran beteiligt?«
    »Keine Aussage.«
    Er starrte auf seinen Zettel mit den Fragen und entschied dann, sicherheitshalber auf ein anderes Thema zu springen.
    »Bei diesem zweiten Schusswechsel wurde nach unserer Kenntnis eine weitere männliche Person getötet. Wer war das?«
    »Keine Aussage.«
    »Und wer schoss? War das eine Person, oder waren es meh rere?«
    »Keine Aussage.«
    »Können Sie den Ort dieses Geschehens präzise benennen?«
    »Kann ich nicht. Keine Aussage.«
    »Können Sie die Uhrzeit angeben? Wann geschah das?«
    »Kann ich nicht. Keine Aussage.«
    »Aber warum beantworten Sie eine so unwichtige Frage nicht?«
    »Darf ich Sie daran erinnern, dass wir ein Geheimdienst sind?«
    »Sie sollen eine sehr wichtige Unterlage, einen Aktenordner, in einem privaten Keller gefunden haben. Ist das richtig?«
    »Keine Aussage.«
    »Wo befindet sich diese Unterlage jetzt?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Was ist der Inhalt dieses Aktenordners?«
    »Keine Aussage.«
    »Kennen Sie den Namen Arthur Schlauf?«
    »Nie gehört. Wer soll das sein?«
    »Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass dieses Gespräch nur eine erste Kontaktaufnahme ist. Sie müssen sämtliche diensteigenen Gerätschaften und Waffen dem Sekretariat Ihres Vorgesetzten übergeben. Sie sind seit Langem Geheimnisträgerin der höchsten Stufe, und Sie werden es in jedem Fall bleiben, selbst wenn wir entscheiden, dass Sie aus dem Dienst ausscheiden müssen. Sie sollen sich bis auf Weiteres in Ihrer Wohnung aufhalten, bis neue Weisungen von unserer Seite an Sie ergehen. Haben Sie das verstanden?«
    »Durchaus. Kann ich meinen Vorgesetzten sprechen?«
    »Das ist nach dem Reglement nicht gestattet«, sagte er scharf.
    Sie stand auf und sah den Mann lange an. Dann sagte sie: »Für einen Typen wie Sie habe ich jahrelang meinen Arsch hingehalten. Das ist nicht zu fassen.« Mit einer schroffen Bewegung drehte sie sich um, öffnete die Tür und ließ sie hinter sich zuknallen.
    Sie ging langsam, und sie war sehr traurig. Es schien unausweichlich zu sein, dass sie diesen Dienst verlassen musste. Die endlosen Vorschriften, die vielen Gesetze und Verfahren ließen eine andere Lösung wohl nicht zu.
    Sie ging in Essers Büro.
    »Eigentlich darf ich gar nicht hier sein«, sagte sie.
    »Das sehe ich nicht so eng, meine Liebe«, sagte er behutsam. »Setzen Sie sich. Wollen Sie einen Kaffee?«
    »Haben Sie einen Sekt?«
    »Ich glaube, so was haben wir. Gillian?«
    »Kommt gleich«, sagte Gillian.
    »Was hat man Ihnen gesagt?«
    »Rechtsroutine«, antwortete sie. »Bis neue Weisungen ergehen, habe ich zu Hause zu warten. Man hat mich nach einem Mann namens

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