Die Grenzgängerin: Roman (German Edition)
Arthur Schlauf gefragt. Wer ist das?«
»Sieh mal einer an«, murmelte Esser. Dann sah er sie eindringlich an und sagte: »Vergessen Sie den Tag nicht, nicht die Stunde und nicht den Namen!«
»Glauben Sie, ich kann noch einmal mit dem Chef sprechen?«
»Da fragen wir doch gleich mal.« Esser lächelte und drückte auf einen Knopf. »Hörst du mich? Svenja fragt, ob sie noch einmal mit dir sprechen kann.«
»Aber ja. Gib ihr einen Wagen, dann kann sie herkommen. Ist es schlimm ausgefallen?«
»Es ist immer schlimm«, sagte Svenja. »Bis zur letzten Sekunde glaubt man es nicht.«
Gillian kam mit zwei kleinen Gläsern Sekt und sagte: »Immer mit der Ruhe, Schwester, du weißt doch, dass sie im Zustand des Sieges unbeschreiblich dumm sind.«
»Das ist aber schön formuliert«, sagte Esser.
»Verwaltungsheinis!«, fügte Gillian hinzu, als sie das Zimmer verließ.
»Hat er den Namen Arthur Schlauf sofort genannt oder irgendein Kürzel wie zum Beispiel Atze?«
»Kein Kürzel, nur den Namen. Wer ist das?«
»Jemand, der immer mal wieder gute Informationen für uns hat und dann anruft.«
Sie tranken einen Schluck.
»Wie geht es Müller?«
»Gut«, antwortete Svenja. »Die Neun-Millimeter hat ihm einen Graben gerissen. Aber er hat gutes Heilfleisch. Seine Mutter liegt wohl im Sterben. Er ist jetzt bei ihr.«
»Das kommt jetzt aber besonders dicke! Wie nimmt er es auf?«
»Verstört. Er sagt: Ich weiß eigentlich nichts von dieser Frau.«
»Das kenne ich«, sagte Esser. »Das kenne ich verdammt gut. Ich sehe gerade, dass Ihr Wagen unten wartet.« Dann ruckte sein Kopf hoch. »Eine Frage noch: Haben Sie sich in den letzten Monaten irgendwann verfolgt gefühlt? Tauchte jemand ohne Gesicht häufig in Ihrer Nähe auf? Kam jemand mit einem unsittlichen Angebot?«
»Nein, wieso? Oder doch. In der Kneipe, in der wir manchmal sind, hat jemand behauptet, er wolle mir einen Job anbieten. Hat mir der Wirt erzählt. Ist da etwas zu erwarten?«
»Nein. Im Moment nicht. Aber schreiben Sie das bitte auf und geben Sie es direkt an mich. Da Sie nicht mehr über unsere internen Leitungen mit uns kommunizieren dürfen, tüten Sie es ein und schicken Sie es ohne Absender hierher.«
»Das klingt ja sehr geheimnisvoll.«
»Ist es aber nicht«, sagte Esser. »Bis demnächst, meine Liebe. Und nicht vergessen: So dick, dass wir gar nichts mehr sehen, wird der Nebel nie.«
Sie saß wieder in der Edelkarrosse und sagte dem Fahrer, er möge das Blaulicht ausschalten, sie sei kein Grund für Blaulicht.
Krauses kleines Einfamilienhaus wirkte wie ein Spielzeug auf sie, und seine Frau mit dem feuerroten Haarschopf stand schon in der Tür, als Svenja aus dem Wagen stieg. »Kommen Sie herein, meine Liebe, er wartet schon«, sagte sie mit strahlendem Lächeln.
Krause stand mit auf dem Rücken verschränkten Händen vor dem großen Fenster und schaute in den Garten hinaus. Er drehte sich nicht zu ihr herum, als er sagte: »Diese Rechtsmenschen sind furchtbar. Stellen Sie sich vor, ich habe ständig mit denen zu tun. Und manchmal merke ich, dass ich schon allein deren Sprache hasse.« Dann drehte er sich um, machte ein paar Schritte auf sie zu, legte seine Hände an ihre Oberarme und lächelte sie schweigend an.
»Es war schlimm«, sagte sie.
»Das glaube ich.«
»Sie haben mich nach einem Arthur Schlauf gefragt. Esser hat ganz komisch reagiert.«
»Ja, ja, ich werde versuchen, es Ihnen zu erklären, obwohl Sie offiziell nicht mehr dazugehören. Aber Sie müssen es wissen, um unsere Situation begreifen zu können und um uns zu helfen, wenn es nötig sein sollte. Wie geht es Ihrem Müller?«
»Nicht so gut, seine Mutter stirbt.«
»Ach Gott, ja, schlimm. Und seine Verletzung? Wird das wieder?«
»Aber ja. Warum soll das denn nicht wieder werden? Ist doch nur eine Schramme, wenn auch ziemlich tief.«
»Ich bin im Augenblick ein wenig altersdepressiv, sehe in jeder Richtung grau. Aber setzen wir uns doch. Dann drücke ich mal das große OFF für den ganzen Blödsinn hier. Glauben Sie denn, dass Ihre Geschichte mit Müller zu Ende ist? Oder gibt es Hoffnung? Wissen Sie, ich will mich nicht aufdrängen, aber das ist mir offen gestanden im Augenblick das Wichtigste. Ich weiß, dass es bei Ihnen beiden Probleme gibt, und kann einfach nicht gut zusehen, wenn meinen Leuten das Leben nicht mehr gelingt.«
»Ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind«, antwortete sie so sachlich, wie es ihr möglich war. »Wir leben in diesem Beruf
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