Die groeßten Faelschungen der Geschichte
Rates der Fünfhundert ( Les Cinq Cents ) gewählt worden war. Dieser Rat konnte immerhin politische Maßnahmen vorschlagen, wenn er auch nicht über die Macht der Direktoren verfügte. Still und heimlich schlugen sich einige Direktoren auf die Seite des erfolgreichen Korsen, dem alles zu gelingen schien. Auch bestimmte Bankiers signalisierten Unterstützung. Napoleon bereitete insgeheim alles zum Coup d’état , zum Putsch, vor. Als er zum neuen Kommandanten der Pariser Garnison bestimmt wurde, wusste er, dass der Tag der Tage näher rückte: Am 9. November 1799 inszenierte Napoleon nach sorgfältiger Vorbereitung einen Staatsstreich und griff brutal nach der Macht.
Nun ging es Schlag auf Schlag. Der Gesetzgebenden Versammlung legte Napoleon eilig eine Verfassungsänderung vor. Doch als einige Abgeordnete ihre Zustimmung verweigerten und Napoleon niederzuschreien, ja zu überwältigen suchten, griff Napoleons Bruder Lucien ein: Er teilte den Truppen vor der Tür mit, ihr General Napoleon und die Abgeordneten würden von Aufständischen mit dem Tode bedroht. Er log. Daraufhin evakuierten die Soldaten gewaltsam den Saal, die meisten Deputierten flohen durch die Fenster. Die Turbulenz und Konfusion war vollkommen, aber sie war natürlich gezielt herbeigeführt worden. Jetzt konnte man erneut abstimmen – unter dem Druck des Militärs. Der klägliche Rest der Versammlung, der geblieben war, stimmte der Verfassungsänderung zu, wie sie Napoleon hatte vorbereiten lassen. Rasch wurde er dem Rat der Alten ( Les Anciens ) vorgelegt, eine Versammlung von 250 Mitgliedern, die dieser Verfassungsänderung Gesetzeskraft verleihen konnte. Die 250 stimmten eilig zu. Sie waren froh, mit dem nackten Leben davonzukommen; die Luft roch zu sehr nach Pulverdampf.
Napoleon wurde zunächst zu einem von drei Konsuln gekürt, doch wenig später war er der erste Mann, der die gesamte Macht in seiner Faust vereinigte. Mit seinem Staatsstreich endete die Französische Revolution. Der Vorhang senkte sich endgültig über dem fünften und letzten Akt.
DIE LEHRSÄTZE
Viele Male wurde versucht, aus der Französischen Revolution Lehrsätze und Axiome abzuleiten und aus ihr zu lernen. Man darf nie vergessen, dass diese Revolution von vielen Parteien und Parteiungen für sich vereinnahmt und einseitig ausgelegt wurde. „Lehren“ aus der Französischen Revolution wurden mithin oft von „links“ oder „rechts“, von Revolutionären und Royalisten willkürlich gezogen.
Außerdem versuchte man immer wieder zu ergründen, wer die wirklichen Drahtzieher dieser Revolution waren, die in der Folge ganz Europa, ja die Welt umgestalten sollte. Nie vergaß man zu fragen, ob die Französische Revolution eine moralische oder unmoralische Angelegenheit war und wer für all die Barbareien verantwortlich zeichnete. Zwei Rätsel, die wir sogleich lösen werden.
Doch beantworten wir zunächst die Frage, was wir aus der Französischen Revolution lernen können, ohne „rechte“ oder „linke“ Scheuklappen, und suchen wir ihre Lehren auf einige kurze Nenner zu bringen. So viel scheint heute festzustehen:
1. Je mehr und je größere Ungerechtigkeiten existieren und je mehr ein Volk darbt, umso wahrscheinlicher sind Revolutionen.
Revolutionen geschehen also, weil vorher etwas schief gelaufen ist. Werden wir konkret: Obwohl auch ein ausufernder Wohlfahrtsstaat in die falsche Richtung führt, war es ein Fehler Ludwigs XVI., Bauern und Arbeitern, kurz gesagt dem einfachen Volk, keine größeren Rechte einzuräumen und ihnen nicht unter die Arme zu greifen. Es war ein Fehler, die mächtige, reiche Bourgeoisie nicht an dem Spiel, das da Staat heißt, teilnehmen zu lassen und ihr nicht konkrete Titel und Machtbefugnisse zu übertragen. Es war ein Fehler, die Ausgaben des Hofes nicht zu beschneiden und mit dem Reichtum und der Pracht des Königtums überall gut sichtbar zu prahlen, während große Teile des Volkes nichts
zu beißen hatten; Neid und Hass wurden dadurch heraufbeschworen. Wann lernen Herrscher die Tugend der Bescheidenheit und Mäßigung? Ferner war es ein Fehler, der verkommenen Aristokratie nicht die Nägel kurz zu schneiden und ihre Privilegien zugunsten der hart arbeitenden Bevölkerung zurückzunehmen. Es war ein Fehler, sich nicht zumindest in Richtung einer konstitutionellen Monarchie zu bewegen und einige Machtbefugnisse abzugeben. Das hätte viele Kritiker des Königtums mundtot gemacht. Und es war ein Fehler, die Steuern erhöhen zu
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