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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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wir es!«
    Ambel schnitt sich den Weg hinein frei, schaufelte den Abfall mit der Machete zur Seite und achtete sorgsam darauf, nicht selbst mit der Galle in Berührung zu kommen. Schließlich legte er ein großes Organ von Größe und Form eines Kartoffelsacks frei, besetzt mit nassen Fransen aus weißem Fleisch. Ambel zog ein Stück Schnur aus der Tasche, band den Darmschlauch ab, der von dem Organ zum Hauptdarm führte, durchtrennte ihn und schnitt anschließend um den Gallengang herum, bis er ihn losreißen konnte. Das Organ rutschte heraus, und Ambel schleppte es zum Meer hinab, um es abzuwaschen. Boxys schnüffelten im flachen Wasser herum, aber sobald abgewaschene Galle das Wasser trübte, fegten sie davon. Ambel spürte selbst ein leichtes Kribbeln an den Händen und ein hohles Gefühl im Magen, das entweder auf Hunger oder Übelkeit zurückging. Er hatte das schon mal erlebt: Schon der leiseste Kontakt mit Egelgalle – aus der man Sprine gewann – vergiftete einige der Virenfasern in seinem Körper. Das brachte ihn nicht um, wozu man das Zeug schon schlucken musste, aber es bereitete ihm Unwohlsein.
    »Ein gutes Stück«, sagte er und zerrte den Gallengang am abgebundenen Schlauch aus dem Meer. Da bemerkte er, dass Peck mit verwirrter Miene in den schleimigen Hohlraum blickte. Den Gallengang in der Hand, ging Ambel zu ihm hinüber. »Was ist los?«
    Peck deutete mit der Schrotflinte. »Was iss das für’n Scheißding?«
    Am Grund des Hohlraums lag eine segmentierte Silberkugel von der Größe eines Kricketballs. Noch während sie hinsahen, öffnete sie sich wie eine Rollassel ohne Beine, erzeugte ein leises Summen, stieg in die Luft auf und drehte sich, bis sie auf Ambel und Peck deutete. Die beiden traten zurück.
    Peck legte die Schrotflinte auf das Ding an, aber Ambel drückte den Lauf nach unten.
    »Inner Sekunde ist sie weg«, erklärte der Alte Kapitän.
    Das Objekt glitt ins Freie, wandte sich dem Meer zu und brauste davon. Einen Augenblick später war es verschwunden.
    Als Ambel Pecks fragenden Blick sah, erläuterte er: »Zeug des Hüters. Er weiß gern, wo sich die erwachsenen Blutegel rumtreiben und wer sich in den Besitz von Sprine bringt.«
    »Ah«, sagte Peck. »Wie vielleicht Hornissen.«
    »Ja, die auf jeden Fall«, pflichtete ihm Ambel bei.
    Während sie zur Treader zurückgingen, blickte Ambel zu der Stelle hinüber, wo die anderen Mannschaftsmitglieder Bernsteinmuscheln aus dem Sand harkten. Im Grunde war es Fleisch dieser Art, was sie alle am dringendsten brauchten, aber Ambel hatte nicht der Verlockung widerstehen können, einen Gallengang zu erbeuten, ohne dazu draußen auf See einen lebenden Blutegel zu harpunieren und aufzuschneiden.
    »Wir kriegen hier jetzt ein bisschen Leben inner Bude«, verkündete Peck.
    Ambel drehte sich um und sah, wie sich ein Rhinowurm zehn Meter hinter dem gestrandeten Egel aus dem Meer aufrichtete – zu beiden Seiten begleitet von weiteren Störungen im Wasser. Ambel kannte dergleichen längst. Es war, als spürte die örtliche Fauna, dass der giftigste Teil des Egels entfernt worden war und sich jetzt Gelegenheit zum Fressen bot. Oft fragte sich Ambel angesichts solcher Aktivität – des merkwürdigen Verhaltens von Zahnkarpfen, des Gefahrenbewusstseins mancher Wellhornschnecken –, inwieweit einige der einheimischen Tiere intelligent waren. Die Intelligenz der Segel war offenkundig, aber auch andere Tiere auf Spatterjay reagierten in einer Weise, die auffällig … seltsam war.
    Am Schiff eingetroffen, warf Boris ihm ein Tau zu, an dem Ambel den Gallengang festband.
    »Verstaue ihn sorgfältig!«, sagte er, während Boris das Organ an Bord zog.
    Der Kapitän und Peck kehrten jetzt zu den anderen zurück. Ein Gestank hing in der Luft, ausgehend von den getrockneten Fischflocken, die über den nassen Strand verstreut worden waren, um die Mollusken heraufzulocken. Die Juniorseeleute harkten die großen bernsteinlippigen weißen Muscheln herauf, während Anne und Süd sie in Sieben sammelten, in einem nahen Teich wuschen und dann Säcke mit ihnen füllten.
    »Fragst du dich, ob wir wohl ’ne Perle finden?« Peck betrachtete Ambel forschend.
    Fast unbewusst tätschelte Ambel die Tasche, wo er die einzige Perle aufbewahrte, die er jemals aus einer Muschel gewonnen hatte. Peck kannte seinen Trick, genau diese Perle immer wieder neu zu entdecken, ehe es an ein gefährliches Unternehmen ging – ein Glückssymbol. Ambel blickte zum Egel zurück. Zwei

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