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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Rhinowürmer wölbten sich wie rosa Fragezeichen über dessen Hinterteil und schwenkten die Nashornköpfe hin und her, als versuchten sie herauszufinden, was wohl mit dem Egel geschehen war. Ihr Verhalten ähnelte dem von Geiern, die sich einem toten Löwen näherten: wohl wissend, dass man dort Fleisch fand, aber auch der Gefahr eingedenk, dass womöglich noch Leben in ihm steckte. Dann stieß einer der Würmer zu, biss tief in den Egel, warf sich hin und her und riss einen Brocken aus braunem und violettem Fleisch heraus. Ambel entschied, dass nur wenig Zeit für sein kleines Schauspiel blieb, als seitlich von ihm ein einzelner Prill platschend ans Ufer stieg und hinter diesem die scharfen Kegel einer Schar anrückender Froschschnecken wie Zähne aus dem Wasser ragten.
    »Das wird reichen, Anne«, sagte er. »Wir kriegen bald noch mehr Gesellschaft.«
    Die Junioren hörten auf zu harken und halfen lieber mit, die schon an die Oberfläche geharkten Muscheln einzusammeln, und bald schleppten sich alle, beladen mit ihrer Beute, zum Schiff zurück. Mit zwei schweren Säcken in jeder Hand hielt Ambel ein Auge auf die Heerschar gerichtet, die sich rings um die riesige Egelleiche versammelt hatte. Etwas dort bannte seine Aufmerksamkeit. Einer der Rhinowürmer schien verschwunden, was ihn überraschte, denn in Anbetracht der reichlichen Beute hätte die Kreatur nicht verschwinden dürfen, solange sie noch nicht völlig aufgebläht war. Er warf immer wieder Blicke dorthin und sah schließlich, wie der zweite Wurm unter die Wogen gezerrt wurde und dort verschwand wie ein Bleibarren, der hochkant ins Wasser fiel.
    »Sieht aus, als wäre gerade ein Zahnkarpfen eingetroffen«, bemerkte Anne, die das auch gesehen hatte.
    Ambel hatte seine Zweifel. Es brauchte schon einen sehr großen und starken Karpfen, um einen Rhinowurm so heftig in die Tiefe zu zerren, also hätten sie auch irgendeine Störung dort draußen im Meer erkennen müssen. Da war jedoch nichts.
    »Lauft etwas flotter, Leute«, sagte er gelassen.
    Prill und Froschschnecken wimmelten jetzt auf dem gewaltigen Kadaver wie Fliegen auf einem Scheißhaufen. Auf einmal ruckte der Kadaver. Die Prill hielten sich fest, die Sichelbeine im schleimigen Fleisch vergraben, aber die Froschschnecken hüpften in alle Richtungen davon. Ein großer flacher Tentakel stieg aus dem Meer auf, schwebte wie eine Kobra in der Luft und knallte dann auf den Egel, um ihn besser zu packen.
    »Boris! Den Anker hoch!«, brüllte Ambel. Dann wandte er sich an seine Begleiter. »Ich denke, wir sollten … rennen!« Das letzte Wort hätte er im Grunde nicht aussprechen müssen, da sie alle bis dahin schon losgespritzt waren. In kurzer Zeit erreichten sie das Schiff, und während die Junioren an Deck kletterten, warfen Anne und Süd denen, die schon oben waren, die Säcke voller Muscheln zu. Ambel setzte die eigenen Säcke ab, damit die beiden sich darum kümmerten, stemmte sich an die Bordwand der Treader und drückte kräftig. Das Holz vor ihm knarrte und ächzte, und er versank bis zu den Oberschenkeln im Sand. Er wuchtete sich wieder heraus, suchte sich eine andere Stelle und drückte erneut. Da der letzte Sack nun an Deck war, kletterten auch Süd und Anne an Bord, während das Schiff langsam von der Sandbank glitt. Es war bereits ein paar Meter davon los, und Sturmgreifer entfaltete sich und drehte sich in den Wind, als Ambel über die Lücke sprang, eine Leiter packte und an Bord stieg.
    »Nicht zu hart an den Wind«, sagte er lässig, schritt zur Kabine und nahm die Donnerbüchse vom Haken. Boris war schon dabei, die Deckskanone zu laden, während Anne das Ruder drehte.
    »Wäre aber der schnellste Weg«, entgegnete Anne.
    Ambel schüttelte den Kopf. »Wir brauchen tiefes Wasser. Diese Brise führt uns direkt dort hinüber.« Er deutete auf die Stelle, wo gerade die Überreste des Egels im Meer verschwanden. Anne nickte und drehte das Ruder ein Stück weit zurück. Sturmgreifer brachte sowohl sich selbst als auch die Stoffsegel in den optimalen Winkel.
    Einige Minuten voller Anspannung vergingen, während die Treader sachte in tieferes Gewässer hinausglitt.
    »Ungefährjetzt«, sagte Ambel.
    Anne drehte das Ruder, und das Schiff schwenkte in den Wind, um an den grauen Stränden vorbeizufahren. Als sie dwars zur Furche waren, die der Egelkadaver im grauen Sand hinterlassen hatte, scharrte etwas wie ein Stein kurz am Rumpf entlang und klatschte an das Ruderblatt, sodass Anne das Steuerrad aus

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