Die grosse Fahrt der Sable Keech
dieser Kreaturen wurden katalogisiert, und wahrscheinlich wird man noch mehr finden. In der Größe reichen sie von nadelkopfgroßen Tieren bis hin zum so genannten Waldschwein, das die Ausmaße eines Elefanten erreichen kann. Ausnahmslos sind sie Herbivoren. Fossile Belege weisen nach, dass es früher Fleisch fressende Varietäten gab und dass Heirodonten vor dem Aufstieg des Blutegels die Biosphäre beherrschten. Die äußere Gesamterscheinung weist Anklänge ans Säugetierhafte auf, und man kann Heirodonten mit vielen terranischen Tieren vergleichen, auch wenn sie über die mandibularen Mundpartien von Insekten verfügen. Sie haben zwei Geschlechter, und das Weibchen bringt voll entwickelte Jungtiere mit dicken Schichten Rückenfleisch auf die Welt. Andernfalls würde der Nachwuchs auch nicht lange genug überleben, um erwachsen zu werden, denn die Landheirodonten verbringen ein Leben voller Schmerzen damit zu, Blätter und Rinde zu verspeisen, während auf sie stürzende Egel fortwährend an ihnen herumfressen. Dieses schmerzensreiche Dasein unterscheidet sich kaum von dem der Meeresheirodonten …
Seit sich das Raumschiff nicht mehr bewegte und das, was sich nach großen Turbinen angehört hatte, abgeschaltet war, hatte der merkwürdige Prador in regelmäßigen Abständen weitere Gefangene geholt, allein in den zurückliegenden fünf Stunden vier. Jetzt waren nur noch Lannias, seine Frau Shalen und Orbus selbst übrig, und da der Käpten so weit von der Tür entfernt saß wie nur möglich, hoffte er, dass der Prador zunächst die anderen beiden holen würde. Diese schienen dafür bereit – fast begierig darauf, sich zu ihren Gefährten in der Art Hölle zu gesellen, die das Monster bereitstellte. Aber selbst das würde die Sache für Orbus nur hinauszögern. Ihm bot sich keine Fluchtmöglichkeit. Danach zu urteilen, dass die Drohne aus dem Meer aufgestiegen war, sowie anhand der Druckveränderungen, die er gespürt hatte, und der Bewegungsmuster des Raumschiffs vermutete er, dass sie sich tief in Spatterjays Ozean aufhielten.
Kapitän Orbus seufzte, lehnte sich an die raue Wand zurück und richtete den Blick auf eine große, blattförmige Laus, die auf sein Bein zukrabbelte. Ein paar dieser Tiere hatten ihn schon gezwickt, und er vermutete, dass sie an Menschenfleisch Geschmack gefunden hatten – bestand doch ihre Hauptaufgabe darin, die Lebensmittelreste zu beseitigen, die die Prador fallen ließen. Er wartete, bis die Laus ihren Vorderkörper aufrichtete, mit den Antennen wedelte und die Drei-Haken-Mandibeln aufklappte, ehe er sie sich schnappte. Sie ringelte ihren Rücken um seine Hand, während sie ihn mit dem Legebohrer zu stechen versuchte. Er zählte die großen Außenbeine und die kurzen stacheligen Innenbeine und fragte sich einen Augenblick lang, wie eng sie womöglich mit den Monstern verwandt war, denen sie den Haushalt führte; dann zog er sein Messer und hackte diese vielen Beine ab. Wenig später hielt er nur noch den flachen gepanzerten Rumpf in der Hand, der noch die Mandibeln und Antennen trug. Da Orbus inzwischen recht geübt damit war, stieß er das Messer hinter die Mundpartie und hebelte. Knirschend klappten die Mandibeln heraus, und er riss sie aus dem knorpeligen Fleisch und warf sie weg. Dann führte er das Messer am Rand der Panzerschale entlang, grub die Daumen in den Schnitt und klappte den Rumpf wie ein Buch auf. Der grüne Sack am hinteren Ende war essbar, wie eines der inzwischen abgeholten Besatzungsmitglieder herausgefunden hatte – obwohl das Ding nach Scheiße und Kerosin stank. Orbus schnitt es heraus und warf es weg, ehe er mit der Messerspitze die weichen Teile aus den zahlreichen inneren Abteilungen der Kreatur hebelte. Sie schmeckten ähnlich wie rohe Hammerschnecke, und sie reichten mit knapper Not, um seinen Hunger zu mildern.
Lannias und Shalen hatten, wie Orbus aufgefallen war, seit einiger Zeit nichts mehr gegessen, und sie zeigten auch keinerlei Neigung, sich an den Läusen gütlich zu tun, die sich ihnen näherten; vielmehr warteten sie, bis die Tiere sie erst gebissen hatten, um sie dann mit den Fäusten zu zermalmen. Die beiden führten anscheinend einen Wettstreit aus, wer von ihnen letztlich die meisten Lausmandibeln in den Beinen stecken hatte. Das demonstrierte, wie Orbus fand, aufpassende Art und Weise, wie pervers seine Mannschaft geworden war und wie pervers er selbst geworden war, um das auch noch zu ermutigen. Beinahe schien es, als wäre es
Weitere Kostenlose Bücher