Die grosse Fahrt der Sable Keech
eine verdiente Strafe, was ihm bald widerfahren würde.
Er warf die leere Schale weg und stemmte sich hoch, und ihm fiel auf, wie sehr die beiden anderen blau angelaufen waren und ihr albernes Gekicher immer lauter wurde. Er selbst war bislang nicht so blau angelaufen; die Ernährung aus Schiffsläusen musste die Veränderung auf die gleiche Art hinauszögern wie kuppelgezüchtete Lebensmittel. Er streckte die schmerzenden Gliedmaßen und stellte fest, dass die beiden anderen ihn jetzt anstarrten.
»Kä’en«, sagte Lannias mit einem strahlenden Lächeln; er konnte das »pt« aufgrund dessen, was in seinem Mund wuchs, nicht mehr aussprechen.
Orbus wandte nur den Blick ab und versuchte Lannias zu ignorieren, und ihm gefiel nicht, dass er am liebsten gleich hinübergegangen wäre und den Mann getreten hätte, bis er bewusstlos wurde. Shalen brach in ein unbeherrschtes Kichern aus. Sie schob die Hand unter die Hose und spielte an sich herum. Sie schien unfähig, die Augen ruhig zu halten, und das Kinn war nass von Speichel.
»Käptsss!«, zischte sie.
Lannias stand auf. Orbus erblickte in seinem Gesicht einen Ausdruck, wie ihn die gesamte alte Besatzung in geringerem Maße gehabt hatte. Jetzt war Lannias’ Miene allerdings bis ins Groteske verzerrt. Er zog sein Fischmesser und stach sich mit der Spitze in die Brust, als wollte er es testen. Er glaubte doch wohl nicht, dass er es mit einem Alten Kapitän aufnehmen könnte? Anscheinend tat er es doch, als ihm die Selbstverstümmelung auf einmal zu langweilig wurde und er auf Orbus losging.
Orbus hockte sich hin und führte zur Warnung mit dem eigenen Messer einen bogenförmigen Schnitt durch die Luft aus. Lannias wurde jedoch nicht mal langsamer. Orbus wehrte ihn mit gestrecktem Arm ab, knallte ihm die flache Hand ins Gesicht, rammte ihm so den Kopf in den Nacken und schleuderte ihn zu Boden. Anschließend ging Orbus im Kreis um ihn herum.
»Du möchtest ein wenig balgen, was?«, fragte er in hässlichem Ton.
Zur Hölle damit!, dachte er; das verbesserte vielleicht nicht ihre Lage, aber durchaus seine Gefühle.
Lannias kam schnell wieder auf die Beine und wackelte mit der Zunge, als er ein paar Zähne ausspuckte. Grinsend sprang er vor und versuchte, das Gesicht seines Kapitäns mit dem Messer zu erwischen. Orbus beugte sich nach hinten, führte einen Schnitt nach oben und öffnete damit den Unterarm des anderen. Dann hörte er ein Geräusch, bei dem es ihm kalt den Rücken herablief. Die Tür ging erneut auf.
»Ka-a ka-a ka-a!«
Lannias versuchte, Orbus das Messer in die Eingeweide zu rammen.
»Beschissener Idiot!«
Orbus schlug ihm die Messerhand herunter und versetzte ihm einen kräftigen Schnitt quer durchs Gesicht, wobei ein Auge aufplatzte. Orbus spürte, wie die Klinge Lannias’ Nasenknorpel durchschnitt.
»Arg!«, sagte Lannias und stolperte rückwärts.
Auf einmal spürte Orbus eine Last im Rücken; Arme und Beine schlangen sich um ihn, und etwas Nasses leckte ihm das Ohr.
»Nettter Käptsss«, sagte Shalen.
Er griff nach hinten, packte ihre Kleidung, duckte sich und knallte sie auf den Boden.
»Verdammtes Miststück! Du …«
Eine mächtige Klaue schloss sich heftig um seine Taille. Er spürte, wie ihm mehrere Rippen brachen, und kotzte einen Strom Lausfleisch heraus.
»Fick dich! Fick dich!«, brüllte er in einem fort, als sich der Prador mit ihm zur Tür zurückzog. Orbus versuchte, die diamantharte Klaue mit dem Messer aufzustechen, strampelte hilflos und wünschte sich von ganzem Herzen, er hätte etwas Sprine zur Hand.
Die Intertox-Injektion des dritten Tages stoppte sofort Erlins Kampf gegen die geflochtenen Monofaserfesseln. Janer war froh darüber – hatten sich die Fesseln doch alarmierend gespannt. Ihr Atem ging jetzt im Stentorrhythmus, sodass diese entsetzliche schlaffe Zunge im Mund klapperte. Eine Sekunde lang blickte Erlin Janer mit müder Verständigkeit an, ehe sie wieder mit den Augen rollte. Er öffnete eine Flasche Zusatzmittel und betrachtete seine Patientin nachdenklich; ihm gefiel nicht, was er als Nächstes tun musste, und er fragte sich, ob wohl die Klammer um ihren Kopf hielt. Er trat vor, schob ihr den Flaschenhals tief in den Mund und kniff ihr die Nase zu. Sie zappelte zunächst und warf sich hin und her wie ein gestrandeter Turbul, ehe sie unvermittelt zu schlucken begann. Als sie die Flasche halb ausgetrunken hatte, weiteten sich ihre Augen, und sie starrte Janer offen an. Er zog die Flasche aus dem
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