Die grosse Fahrt der Sable Keech
von Intertox wirkt nur kurzfristig, sei es in Balsam oder Blut. Es findet damit keinen Zugang zu Stellen, in die Ihr Balsam nur langsam hineinsickert, wie Ihre Knochen, in denen das Virus ebenfalls wächst.«
Bloc drehte sich langsam um und blickte einen seiner Begleiter an, ehe er sich wieder ihr zuwandte. »Diese Art Kenntnisse sind genau der Grund, warum wir Sie brauchen, Erlin Taser Drei Indomial.« Er brach ab, und die Augenbefeuchter arbeiteten so intensiv, dass ihm die Feuchtigkeit über das runzelige Gesicht lief. »Bitte fühlen Sie sich an Bord der Sable Keech willkommen, und falls Sie irgendetwas brauchen, egal was, wenden Sie sich bitte sofort an mich. So, ich muss mich zunächst einigen Aufgaben zuwenden. Vielleicht kann ich Sie später auf dem Schiff herumführen?«
»Das wäre wundervoll«, sagte Erlin.
Nicht mal Janer wurde schlau daraus, ob ihr erfreutes Lächeln nun echt war oder nicht. Bloc wandte sich ab und ging, dicht gefolgt von seinen beiden Begleitern. Sobald er außer Sicht war, nahm Erlin forschend ihre Umgebung in Augenschein, ehe sie sich wieder an Ron wandte.
»Okay, Ron, was zum Henker treibst du hier wirklich?«
»Jemand muss doch die Dinge im Auge behalten«, brummte der Alte Kapitän.
»Warum du?«
»Es ist mein Job.«
»Job?«
»Yeah. Wird außerdem gut bezahlt.«
»Und wer bezahlt dich?«
Ron zuckte resigniert die Achseln. »Windtäuscher.«
Oh verdammt!, dachte Janer.
Die Höhle war über die Jahrtausende hinweg von einem Strom geformt worden, der allmählich erst kieselhaltige Kreide und schließlich Kalkstein abtrug, während er an einer Basaltsäule herablief, die irgendwann in der vulkanischen Vergangenheit der Insel entstanden war. Auch Packwurmgrabungen drangen hier ein, was die Lage komplizierte, und die Drohne erforschte viele Stunden lang Tunnel, die manchmal Tausende Meter tief viel versprechend wirkten, aber stets an irgendeinem uralten Einsturz endeten. Am dritten Tag dachte Dreizehn schon, dass sie den Kapuzler gefunden hatte, als sie die versteinerte Leiche eines gewaltigen Packwurms von einem Meter Durchmesser fand; der Mahlkopf des Tiers ruhte an dem Basalt, der ihn letztlich besiegt hatte. Die Kreatur musste gestorben sein, als sie einfach nicht mehr die Energie aufbrachte umzukehren. Die Drohne schwebte daran vorbei und erkundete den Gang weiter.
Noch andere Lebewesen weckten Dreizehns Neugier. Blutegel fand man nicht in der Höhle, sodass hier eine Spezies von Landheirodonten der Aufmerksamkeit dieser Räuber entgangen war. Diese Heirodonten waren nicht größer als die Drohne – farblose Armadillgestalten mit verkümmerten Mandibeln. In Teichen schwamm ihre Beute: kugelförmige weiße Fische, die gemeinsame Vorfahren mit den Boxys zu haben schienen, rautenförmige Quallen und seltsame Tiere, die man mit Bonsaiformen von Affenbrotbäumen hätte verwechseln können, bis sie auf ihren wurzelartigen Füßen durch das Flussbett trippelten. Von dem Kapuzler war jedoch immer noch keine Spur zu finden.
Nachdem die Drohne das Höhlensystem vollständig in ihrem Datenspeicher kartiert hatte, kehrte sie auf einem gewundenen Weg an die Oberfläche zurück. Sie hatte nun jeden Quadratmeter der Insel sondiert. Sie hatte Geosondierungen des weichen Bodens vorgenommen und dabei zwar einige seltsame Dinge gefunden, die sie vielleicht später gern mal erkunden würde, aber noch immer keine Spur von dem fremdartigen Monster, das hier vergraben lag. Die Insel wies weitere Höhlensysteme auf, aber keines groß genug, um die Kreatur aufzunehmen. Dreizehn war überzeugt, etwas übersehen zu haben. So las sie erst mal, was sie vom planetaren Server über die Biologie des Kapuzlers heruntergeladen hatte.
Diese Tiere waren unglaublich widerstandsfähig und unglaublich schwer zu töten, sogar mit den meisten Poliswaffen. Zerbrach man sie in Segmente, konnte wie bei Plattwürmern aus jedem Segment ein neues Tier wachsen. Die heimatliche Umwelt war Sumpf auf einem Planeten mit nur geringem Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre. Trotzdem brauchten sie Sauerstoff zum Leben, den sie in geringem Maß aus der Atmosphäre bezogen, zum Teil durch Verzehren der Sauerstoffspeicherzellen ihrer Beute und den Rest, indem sie durch fotochemische und elektrochemische Reaktionen Kohlendioxid aufspalteten. Solche Tiere konnten lange unter Wasser überleben, aber schwimmen konnten sie nicht – zu schwer. Auf ihrem Heimatplaneten hatte man nur ertrunkene Exemplare im Meer gefunden. Hatte
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