Die grosse Fahrt der Sable Keech
möchten sie auf jeden Fall verhindern, dass Vrell den Planeten lebend verlässt.«
»Scheint ein bisschen drastisch für einen einzelnen, gerade erwachsen gewordenen Prador«, wandte Sniper ein.
»Ja, scheint es – und das ist interessant.«
Sniper fuhr allmählich zur Oberfläche hinauf. »Haben sie ihn erwischt?«
»Nicht, soweit ich feststellen kann.«
Sniper brach aus dem Meer hervor und drang in einen Hurrikan ein, der unter dem seltsamsten Himmel tobte, den er seit langem gesehen hatte. Eine tief hängende Decke aus grauen Wolken erstreckte sich von Horizont zu Horizont, aber wo immer sie aufriss, sah er die Regenbogenaurora einer ionisierten oberen Atmosphäre.
Der Hüter fuhr fort: »Das eben war als kleiner Anstoß gedacht, um ihn aus der Deckung zu treiben. Vorläufig werden keine weiteren dieser Anstöße erfolgen, also schlage ich vor, dass du Ebulans Schiff findest, ehe unser Freund hier oben wieder ungeduldig wird.«
Sniper machte seine Position auf der internen Karte aus, indem er sich an Signalen aus einem der Satelliten des Hüters orientierte, und stellte fest, dass ihn die Druckwelle achtzig Kilometer weit getragen hatte.
»Okay, schicke mir eine Kopie von Zwölfs letzten zehn Minuten. Die Drohne, die sie entdeckt hat, hielt wahrscheinlich direkten Kurs zurück zu Vrell.«
Das Paket traf innerhalb einer Sekunde ein, aber Sniper brauchte eine Minute, um alles zu löschen, was irrelevant war: darunter die Langeweile der Drohne angesichts ihrer Aufgabe, ein Programm über die historische Bedeutung von Muschelschalen, das sie gerade gefahren hatte, und ihr Wunsch, nun wirklich nicht noch zerschmettert zu werden, wo sie doch so kurz davorstand, sich die Befreiung zu erkaufen. Der Restbestand nannte ihm Zwölfs exakte Position, als sie die Pradordrohne entdeckte, die Position dieser Drohne zu jenem Zeitpunkt und ihren allgemeinen Kurs, ehe sie ihrerseits Zwölf entdeckte. Sniper blendete diesen Kurs in seine interne Karte ein und sah, dass, wenn er ihm in gerader Linie folgte, er ihn zu einer Stelle im Lamarckgraben führte, fünfhundert Kilometer von seiner derzeitigen Position entfernt. Er versuchte das Superkavitationsfeld anzuwerfen, aber in diesem Augenblick verlangte ein Schwarm Fehlermeldungen nach seiner Aufmerksamkeit.
»Scheiße Scheiße Scheiße!«, wiederholte Sniper in einem fort, während er allein mit Hilfe des Schraubenantriebs langsam Kurs auf die identifizierte Position nahm und dabei die internen Mikroschweißköpfe in Stellung brachte, um die Risse im Generator für das S-Kav-Feld zu reparieren.
So schnell wie möglich stoppte Vrell seine Leermenschen und wies sie an, sich an den nächsten Griffmöglichkeiten festzuhalten und zerbrechliche Gegenstände festzuklammern. Er schaltete alle Bordanlagen ab, die durch eine Erschütterung gestört werden konnten, isolierte die Fusionsreaktoren und schloss alle funktionierenden Innentüren. Die Drohne konnte gerade noch rechtzeitig zurückkehren, und Vrell schloss schnell die Tür des Drohnenfachs hinter ihr. Dann trappelte er selbst zur unebenen Wand seines Sanktums und hielt sich dort fest. Die Unterwasserdruckwelle rammte gegen das Schiff, hob es vom Grund hoch, sodass die Tarnschicht darüber weggefegt wurde, und rammte es ein paar hundert Meter entfernt knirschend mit dem Bug vorneweg wieder in den Boden des Grabens. Das Schiff kam in einer brodelnden Wolke aus Schwemmsand zur Ruhe. Herabsinkender Schutt – gekochte und verstümmelte Kreaturen, weiter oben losgerissene Felsen und der eigentliche Schlick – würde es bald wieder tarnen. Vielleicht war aber auch die Zeit für ein solches Versteckspiel abgelaufen.
Vrell verdaute die von der Drohne heruntergeladenen Daten. Sie selbst war von einer der Drohnen des Hüters entdeckt worden, hatte diesen Zeugen aber unmittelbar vor der Explosion vernichtet. Damit wusste der Hüter allerdings jetzt, dass Ebulans Schiff in der Nähe war, und konnte es jederzeit finden. Vrell hörte sich erneut den Funkverkehr zwischen dem Hüter und dem Pradorkriegsschiff an, den er entschlüsselt hatte. Falls Vrells Schiff hier unten entdeckt wurde, wie lange dauerte es dann noch, bis der Pradorkapitän eine kinetische Rakete direkt ins Ziel feuerte? Zugegeben, der Kapitän hatte den Doppelbluff des Hüters noch nicht durchschaut, denn dieser baute auf der Art und Weise auf, wie Vrells Schiff ursprünglich abgeschossen worden war. Wie Vrell wusste, war dies durch Unterwanderung der
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