Die grosse Fahrt der Sable Keech
repräsentiere nicht einfach die Schwarmintelligenz«, sagte Wade.
»Was repräsentierst du dann?«
»Eine Partei dieser Auseinandersetzung.«
»Was?«
»Die andere Partei ist Zephir.«
Janer stand einfach nur da und glotzte, als ihm bewusst wurde, was er hier erfuhr. Einen Augenblick später fragte er: »Welche Partei bist du?«
»Natürlich die rationale.«
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe.« Janer deutete aufwärts. »Wir haben da oben die durchgeknallte Hälfte einer antiken Schwarmintelligenz in einem Golemsegel. Sie akzeptiert eine Memoaufzeichnung nicht als Leben, und doch ist sie selbst eine Memoaufzeichnung. Du bist die geistig intakte Hälfte, falls das möglich ist.«
»Ja, das trifft es einigermaßen.«
»Was hoffst du hier zu erreichen?«
»Ich hoffe, Zephir dafür zu gewinnen, dass er eine Memoaufzeichnung als Leben akzeptiert – dass er Rationalität akzeptiert anstatt Instinkt oder Emotion. Falls er das tut, kann eine Schablone seines Verständnisses per Schwarmverbindung nach Schwarm übermittelt werden. Sie ermöglicht es dann den beiden Hälften meines anderen Selbstes, sich für eine Memoaufzeichnung zu vereinigen.«
»Und falls du versagst?«
»Dann ist das hier …« Wade drückte sich eine Hand auf die Brust. »… das Beste, was mein anderes Selbst erreichen kann, und es muss demzufolge die Auflösung hinnehmen.«
»Also geht es hier nicht um den Diebstahl von Sprine und nicht den Versuch, eine planetare Vorherrschaft zu erreichen, sondern nur um ein bisschen buchstäbliche psychoanalytische Projektion?«
»Es gibt eine weitere Komplikation, und dabei geht es sehr wohl um Sprine.«
»Gibt es nicht immer eine? Erzähl mir davon.«
Wade erläuterte ihm jetzt, weshalb Zephir hier war, und Janer spürte, wie ihm kalt wurde. Er blickte an dem Golem vorbei übers Schiff hinweg zum Horizont.
»Das ist übel«, sagte er.
»Ja, das ist es.«
Einen Augenblick später bemerkte Janer, dass er im Grunde nicht den Horizont sah, und er bemerkte auch, dass die Sohle Keech krängte und sich hart drehte. Er hielt erneut den Verstärker vor die Augen.
»Wo wir von übel sprechen.«
Die von Blitzen durchsetzte Wolke ähnelte einer Walze aus massivem Fleisch voller blauer Flecken. Die Welle, die darunter auf sie zuhämmerte, überragte das Schiff und wirkte noch massiver.
»Setze die Wende fort! Ich möchte dieses Chaos mit dem Bug voran empfangen. Zephir, reffe sofort alle Segel!«, kommandierte Kapitän Ron. »Dann begib dich mit deinen Freunden in Deckung oder in die Luft – was immer euch lieber ist.«
»Ist das eine gute Idee?«, fragte John Styx, der Position an der Funkkonsole bezogen hatte, ohne dass Ron Einwände erhob. »Das verlangsamt die Wende.«
Die Sable Keech drehte sich langsam, während die Welle und der auf ihr reitende Sturm verdammt schnell näher kamen. Falls beides seitlich aufs Schiff prallte, würde dieses kentern und wahrscheinlich gekentert bleiben, ungeachtet der schweren Maschinen, die in der Bilge als Ballast dienten.
»Wir können die Wende mit dem aktuellen Impuls abschließen«, entgegnete Ron. »Falls wir aber Segelfläche beibehalten, könnte es uns die Masten rausreißen und das Deck und möglicherweise den Rumpf durchlöchern. Und wir möchten derzeit wirklich keine Löcher in diesem Schiff haben.«
Mit dem Bug voran blieb die Sable Keech vielleicht über Wasser, aber Ron hielt es trotzdem für wahrscheinlich, dass die Woge ihr den Rücken brach. So konnten jedoch zumindest die Passagiere und Besatzungsmitglieder diese Erfahrung überleben.
»Wurde jeder gewarnt?«, fragte er ganz allgemein.
»Ich habe die Warnung wiederholt über das Interkom gegeben und auf jeden Kabinenmonitor geschickt«, antwortete John Styx. »Andere verbreiten die Nachricht, so gut sie können.«
»Ah, gut.« Ron musterte die anderen auf der Brücke. Als ihm ein Verdacht kam, wandte er sich an Forlam. »Hast du das Ruder auch hart gedreht, Forlam?«
»Aber gewiss.« Forlam blickte der anrollenden Woge mit glänzenden Augen entgegen.
Ron streckte die Hand aus, packte das Steuerrad und zupfte leicht daran, um sicherzustellen, dass Forlam keinen kleinen, aber möglicherweise tödlichen Fehler machte, wie es seiner Neigung entsprach. Ron stellte allerdings fest, dass das Ruder bis zum Anschlag gedreht war. Forlam blickte ihn verletzt an und wandte sich wieder der Woge zu.
»Fast da. Wir schaffen es, Jungs«, sagte Ron.
Andere auf der Brücke blickten
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