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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Sklavenreglercodes geschehen, was Ebulan genügend ablenkte, damit diese alte Kriegsdrohne sowohl sich selbst als auch eine tote Pradordrohne aus den oberen Atmosphärenschichten heraus auf das Schiff schleudern und einen Einschlag herbeiführen konnte, nicht unähnlich dem der gerade eben abgefeuerten kinetischen Rakete. Subraum- oder Gravotechnikwaffen waren nicht eingesetzt worden – der Hüter besaß dergleichen nicht. Allerdings hielt Vrell es für wahrscheinlich, dass der Pradorkapitän im Grunde deshalb das Feuer eingestellt hatte, weil er keinen Zwischenfall riskieren wollte – und die circa fünfzig kinetischen Raketen, die er womöglich brauchte, um den Graben auf gesamter Länge zu bearbeiten, hätten sicherlich zu einem solchen geführt. Nur eine einzelne Rakete jedoch …
    Vrell überlegte jetzt, warum der Kapitän überhaupt geschossen hatte. Offensichtlich wusste der Pradorkönig, welche Verwandlung das Spatterjay-Virus an anderen Prador herbeiführen konnte, und argwöhnte, dass Vrell, nachdem er auf diesem Planeten so lange überlebt hatte, wohl auch infiziert worden war. Gewiss wünschte der König nicht die Art Konkurrenz und damit nicht, dass irgendjemand außer ihm selbst und seinen unmittelbaren Nachkommen denselben Vorteil genoss.
    »Was fange ich damit an?«, fragte die Drohne aus ihrem Fach.
    Vrell fuhr aus seiner Tagträumerei hoch und blickte durch die Augen seines Bruders und dieser anderen dort unten. Die Drohne hielt Reste einer segmentierten Lebensform in den Klauen. Obwohl ein Ende dieser Lebensform ausgefranst war, als wäre dort ein Teil abgerissen worden, wand sie sich immer noch heftig. Vrell empfing die unverschlüsselten Trägersignale von Sklavenreglern aus diesem Tier, und als er es mit dem Magnetometer sondierte, bemerkte er, dass in jedes Segment ein Spinnenregler eingepflanzt war. Jetzt fiel es dem Prador leicht, das Trägersignal zu lesen und jenes Steuergerät damit zu programmieren, das früher den inzwischen weggeworfenen, radioaktiv verseuchten Leermenschen gelenkt hatte. Ein solches Arrangement war sicher nicht von Prador getroffen worden, wussten sie doch nur zu gut, wie austauschbar Steuergerät und Sklave waren. Falls man nämlich die Signale zu und von einem Sklaven nicht ausreichend verschlüsselte, konnte ein Feind sie benutzen, um einen selbst zu lenken. Das war im Dritten Königreich regelmäßig geschehen, und da erwachsene Prador miteinander noch unfreundlicher umgingen als mit anderen Lebensformen, war das Ergebnis gewöhnlich extrem schmerzhaft, blutig und schließlich tödlich.
    Vrell stellte mühelos die Verbindung her, entschlüsselte schnell die benutzten Programme und usurpierte das partitionierte Steuergerät am anderen Ende. Dann blickte er aus Menschenaugen über das Meer und fand heraus, dass Taylor Blocs Verstand ein Sumpf aus widersprüchlichen Überzeugungen und aus Frustration war. Die drei Partitionen waren für drei Steuerungskanäle vorgesehen, jeweils einer für den Verstand zweier Menschen und einer für das, was von der Kreatur verblieben war, die Vrells Drohne geborgen hatte. Das ganze System war jedoch zerhackt worden durch die Rückkopplung aus der enormen Verletzung des Tiers. Die beiden Menschengehirne waren derzeit offline und schläfrig. Perfekt, denn somit bot sich Vrell hier mehr Verarbeitungskapazität für die Subraumformeln. Während er dafür sorgte, dass Taylor Bloc nichts bemerkte, stellte Vrell eine Programmierverbindung zu den beiden kontrollierten Menschengehirnen her und benutzte sie ab sofort dafür, Formeln auszuarbeiten; dann wandte er sich wieder dem Reifi selbst zu.
    Er berührte Blocs Verstand nur leicht und spielte Fragmente seiner kürzlichen Erinnerungen ab. Auf diese Weise verfolgte er den Stapellauf der Sable Keech und die folgende Einschiffung von Polisbürgern. Als er sich noch jüngere Ereignisse ansah, amüsierte ihn das durch und durch menschliche Drama, das sich dort abspielte. Anhand der Signalstärke des gerade usurpierten Steuergeräts stellte er fest, dass das riesige Segelschiff nicht weit war.
    Interessant, dachte Vrell.
     
    Janer stand auf dem Dach des Mittschiffsdeckshauses, setzte den Bildverstärker an und betrachtete die ferne Vulkaninsel. Sie war namenlos, diese Insel, und damit auf der Karte, die er sich auf dem Kabinenmonitor angesehen hatte, nur mit einer Nummer gekennzeichnet. Als er sie Erlin gegenüber zur Sprache brachte, die gerade den nächsten Reifi in einen weiteren Tank senkte

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