Die grosse Fahrt der Sable Keech

Sniper.«
    »Dann wisse, Sniper, dass wir gleich stark sind, außer in einer Hinsicht: Ich habe die dickere Panzerung. Hätten wir letztlich unsere Arsenale erschöpft, dann hätte ich dich auf eine dieser Inseln hinabgeprügelt und dort in den Boden gehämmert.«
    Sie war ganz gewiss redseliger als andere ihrer Art, denen Sniper schon begegnet war und die er zerstört hatte. »Hätte?«
    Die Pradordrohne schwenkte unvermittelt ab, zündete die Fusionstriebwerke und entfernte sich mit zunehmender Geschwindigkeit von Sniper.
    Was jetzt?
    Sniper machte sich an die Verfolgung, aber dabei bemerkte er sofort Objekte, die sich vom Himmel stürzten. Auf einmal war dieser Kampf kein Patt mehr, denn Vrosts Streitkräfte erschienen auf der Bildfläche und griffen ein. Sniper empfand auf einmal so etwas wie Zusammengehörigkeit mit der fliehenden Drohne.
    »Sieht so aus, als wäre deine Verwandtschaft erschienen, um zu beenden, was wir begonnen haben«, sendete er dem früheren Gegner nach.
    »Sie bilden vor dem Himmel deutliche Ziele. Ich vermute, dass sie keine weiteren zwölf Komma drei Kilometer überleben«, antwortete die Vrelldrohne.
    Sniper senkte die eigene Beschleunigung sofort. Zwölf Komma drei Kilometer waren eine präzise Zahl und sicherlich ein seltsames Produkt von Großspurigkeit. Bei dieser Höhe, so berechnete er, während die Drohnen und gepanzerten Prador an ihm vorbeiflogen, brachte die genannte Distanz sie über den Horizont und in eine direkte Schussbahn – innerhalb einer tolerierbaren Abweichung – von Vrells Schiff. Mit Hilfe der Fluglagedüsen wirbelte Sniper herum und warf die Triebwerke erneut an, um in Gegenrichtung zu fliegen. Bei drei Kilometern entdeckte er, dass sich einer der gepanzerten Prador in der Luft drehte, während er ihn passierte. Er ähnelte einer riesigen, in Gold gegossenen Staubmilbe.
    »Wir kümmern uns um die Aufgabe, die du nicht ausgeführt hast«, sendete der Prador verächtlich.
    Sniper erwog, ihm mit der gleichen Höflichkeit zu begegnen, wie sein Gegner sie ihm gerade erwiesen hatte, verwarf die Idee aber. Offenkundig hatte die Vrelldrohne ein Gefühl der Verwandtschaft für ihn entwickelt wie er umgekehrt für sie, obwohl sie ihn bei sich bietender Gelegenheit trotzdem in die Erde gehämmert und er ihr seinerseits nur zu gern ein Raketenzäpfchen eingeführt hätte. Mit diesen anderen fühlte sich Sniper gar nicht verbunden. Soweit es ihn anging, war es ungeachtet aller Verträge eine gute Sache, wenn Prador Prador umbrachten. In geringer Höhe über dem Meer wendete er, um sich die Ereignisse anzusehen, und wie aufs Stichwort schlug der Blitz einer Partikelkanone im Ziel ein, und es regneten geschmolzene Drohnentrümmer und goldene Panzerungsstücke ins Meer.
     
    Ambel blickte durchs Fernglas nach achtern und runzelte die Stirn. Das Meer war kabbelig, und somit war es nur schwer zu erkennen, aber er glaubte, gerade etwas zwischen den Wellen entdeckt zu haben. Nicht, dass das ungewöhnlich gewesen wäre: Da sämtliche Lebensformen Spatterjays langlebig und schwer zu töten waren, wimmelte es zwangsläufig überall von ihnen. Und solange die Treader kreuzte, lockte sie zielsicher das eine oder andere neugierige Monster an – vielleicht einen Rhinowurm oder großen Blutegel.
    »Irgendwas los, Käpten?«, fragte Boris vom Steuerrad her.
    »Ich denke, wir haben vielleicht einen unerfreulichen Gast«, antwortete Ambel.
    »Doch nicht diese verdammte Wellhornschnecke?«
    Ambel schüttelte den Kopf. »Unwahrscheinlich – ich vermute, sie ist schon lange weg.« Er nahm Kurs auf die Leiter, stieg hinab, betrat seine Kabine, schnappte sich das holografische Konferenzgerät und kehrte an Deck zurück. Nachdem er sich einen Augenblick Zeit genommen hatte, um es auf reine Tonübertragung zu stellen, und dann die Verbindung zu einem gleichartigen Apparat hergestellt hatte, fragte er: »Drum? Drum, bist du da, Mann?«
    Drums Antwort erfolgte unverzüglich. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du Verbindung aufnehmen würdest. Ich brülle jetzt schon seit ein paar Stunden immer wieder mal in dieses Ding.«
    »Also hast du es gesehen?«
    »Jepp, da ist was in unserem Kielwasser. Könnte eine gute Idee sein, eine Zeit lang mit dem Wind zu fahren, um es abzuschütteln«, antwortete Drum. »Diese kräftige Brise schwenkt sowieso allmählich in die Richtung, die wir einschlagen möchten.«
    »Wie lange ist es her, dass du es entdeckt hast?«
    »Roach hat heute Morgen etwas gesehen.