Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
über die Oberseite des Raumschiffs. Sniper streckte jetzt einen seiner Haupttentakel aus, der in einem Spachtel endete, aktivierte die darin enthaltenen Tastsensoren und modifizierte den abgestrahlten Infraschall so, dass er die übrigen Geräusche ringsherum nachahmte. Dann brauchte er einige Minuten, um die Antwortsignale zu reinigen, und während dieser Zeit entdeckte er auch Ultraschall- und Infraschallsondierungen, die von dem Schiff ausgingen. Innerlich baute er ein umfassenderes Bild von dem auf, was vor ihm lag, und empfand eine Woge von Erregung, die er schnell wieder beherrschte.
    Es musste eine Falle sein, entschied er; eine andere Erklärung war nicht denkbar. Eine große dreieckige Luke im Schiffsrumpf stand offen – die Art Luke, aus der Prador ausstiegen oder aus der sie große Geschütze ausfuhren. Sniper zog Tentakel und Auge ein und grub sich auf diese Luke zu.
    Der Schlamm hier war immer stärker mit Geröll und großen Schalensplittern durchsetzt, sodass Snipers Fortkommen abgebremst wurde. Nach zwei Stunden erreichte er endlich den Schiffsrumpf unterhalb der Luke und schob erneut das Auge durch den Schlamm nach oben. Es war viel heller als vorher, denn die Sonne stand hoch am Himmel, und ihr Licht drang bis in die Meerestiefen vor. Eine ganze Weile lang studierte Sniper eine seltsame Lebensform in seiner Nähe. Dieses segmentierte Ding war lang und wurmähnlich und wand sich langsam. Eines der Segmente hatte sich vom übrigen Körper gelöst und entfernte sich zentimeterweise, und noch während Sniper hinsah, löste sich ein weiteres. Von diesem Tier hatte er keinerlei Daten gespeichert … aber das war irrelevant. Erneut sondierte er das Meer mit dem Tentakel und lauschte. Endlich wurde ihm klar, dass er nur Echos empfing – Tastsignale der Schiffssensoren, die von zehn Meter hinter ihm reflektiert wurden und wahrscheinlich von einem Gerät über ihm abgestrahlt wurden. Das bedeutete, dass er selbst an einem blinden Fleck hockte.
    Muss eine Falle sein!, sagte er sich.
    Er startete seinen Chamäleonware-Generator und grub sich langsam und vorsichtig zur Oberfläche hinauf. Zur Hälfte aus dem Meeresgrund heraus: keine Reaktion. Vollständig heraus: noch immer nichts. Er fuhr die Tentakel zehn Meter weit an der Schiffsflanke empor aus, packte die Unterkante der Luke und zog sich hinauf.
    Das Drohnenfach.
    Er sondierte den Innenraum mit einem starken Ultraschallanalog von Gleißern und Prill, die sich bekämpften. Drohnen waren nicht zu sehen, aber er entdeckte zehn simple optische Kameras, nahm sie mit zehn Indigolasern aufs Korn und projizierte das Bild hinein, das er selbst über die zurückliegenden Stunden hinweg gesehen hatte: Schlamm. Während er die Kameras in der Zielerfassung behielt, drang er vorsichtig ins Drohnenfach ein, wobei er noch nicht riskierte, irgendein Triebwerk oder die Antischwerkraft einzusetzen. Jetzt zum komplizierten Teil. Während er die Laser auf ihre Ziele gerichtet hielt, tastete er auf dem Boden herum und löffelte mit dem Ende eines seiner Haupttentakel Schlick auf. Er schloss die Spachtel um den Schlamm, führe die mikroskopischen Schläuche ein, mit deren Hilfe er schon die verbrannten Holzreste der Vignette sondiert hatte, nahm aber jetzt keine Proben, sondern saugte das Wasser aus dem Schlick. In den so auf die Konsistenz feuchter Erde gepressten Schlick injizierte er eine sich langsam verfestigende Prallschaummischung. Jetzt machte er sich auf den Weg durch das Drohnenfach und stopfte diese Mischung in die Vertiefungen von neun Kameras. Die zehnte Kamera, noch immer vom Laserstrahl erfasst, entschied er zu unterwandern, da er nicht herumziehen und Schlamm in jede Linse an Bord stopfen konnte.
    Er brauchte nur Minuten, um diese letzte Kamera aus ihrer Vertiefung zu ziehen und das Optikkabel hinter ihr anzuzapfen. Mit Hilfe von Techniken, die er vor einer längeren Zeitspanne gelernt hatte und eines Programmwurms aus derselben fernen Epoche, nahm er Zugriff auf einen optischen Verstärker und ein Aufnahmemodul hinter der Wand. In dem Modul fand er eine Uhr, die er vorstellte, um dann aufgenommene Bilder in die Echtzeiteinspeisung zu integrieren. Die Kamera würde das Drohnenfach jetzt so zeigen, wie es vor Snipers Eintreffen ausgesehen hatte.
    Neugierig geworden, kopierte die alte Drohne sämtliche Aufnahmen; und während sie die Kamera in die Wand schob und zurückwich, studierte sie sie. Was Sniper sah, war faszinierend und Besorgnis erregend zugleich. Die

Weitere Kostenlose Bücher