Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
Vom Netzwerk:
Lebensform dort draußen war zuvor hier drin gewesen, aber das war nicht das faszinierendste einzelne Faktum, das er registrierte. Sniper drehte sich um und starrte auf einen Haufen Überreste an der Seite des Fachs. Er näherte sich diesem Haufen, scharrte Schlick herunter und hob erst ein großes Stück verkohlter Pradorschale auf sowie anschließend die Reste einer Klaue. Als er noch etwas tiefer grub, entdeckte er die Hälfte von etwas, das eindeutig ein Sehturm war, ein Kopfetwas, was er noch an keinem Prador gesehen hatte. Sofort änderten sich seine Pläne und Absichten. Er war vielleicht ein wenig aufbrausend, aber er arbeitete immer noch für die Polis, und dieser Organisation leistete er womöglich bessere Dienste, indem er etwas anderes ins Auge fasste als die ursprünglich geplante Verwüstung. Er wandte sich der Innenschleuse zu und durchsuchte seinen Vorrat an physikalischem Werkzeug und an Software, um die nötigen Schlösser zu knacken.
     
    Das Wesen in dem untergetauchten Schiff öffnete eine Funkverbindung zu dem anderen Pradorschiff weit darüber und fragte: »Warum möchtest du mich umbringen?«
    Auf der Bank aus sechseckigen Monitoren neben sich verfolgte das Wesen, wie sämtliche Sicherheitsprogramme ansprangen und die Verbindung auf Stimmübertragung beschränkten, denn Vrost hatte gerade versucht, einen Wurm zu senden, der sich in die Systeme des Raumschiffs fraß. Dieses Herantasten setzte sich einige Minuten lang fort, ehe der Pradorkapitän seine Niederlage eingestand und sich zu Wort meldete.
    »Weil du ein Feind des Königs bist«, antwortete Vrost.
    »Als ich noch meinem Vater Ebulan diente, war ich stets ein loyaler Untertan Oborons. Jetzt ist mein Vater tot; weshalb gelte ich nun als eine Gefahr?«
    Eine lange Pause trat ein. Die Verbindung verlief über einen offenen Kanal, damit der Hüter zuhören konnte. Das Wesen wusste: Vrost konnte nicht offen sagen, warum Vrell als Gefahr eingestuft wurde, ohne offen zu legen, was er selbst war. Das Wesen, das sich Vrell nannte, hatte deshalb entschieden, wenigstens etwas Spaß zu haben, ehe es umkam.
    »Alle erwachsenen Prador sind eine Gefahr, und nur eine noch größere Gefahr hält sie an der Kandare«, antwortete Vrost.
    »Du meinst, Oboron und seine Familie? Wie du selbst und der Rest der königlichen Garde?«
    Damit drang er womöglich auf gefährliches Gelände vor, aber dieser Vrell konnte es sich einfach nicht verkneifen.
    »Das Königreich wird durch die Herrschaft der Gewalt und die Selektion durch Macht bewahrt. Kein Prador darf neutral bleiben.«
    Vrell dachte darüber nach, dass Pradorfamilien, die zu mächtig wurden oder zu viele Bündnisse schlossen, erbarmungslos vernichtet wurden. Im Königreich war Mord ein politisches Werkzeug. Er begriff jetzt bestimmte Ereignisse, die früher für ihn nichts sagend geblieben waren: Wie es kam, dass viele Pradorfamilien oder -individuen, die sich mit biologischen Forschungen befassten, ausgerottet wurden. Offenkundig waren sie über das gestolpert, was er jetzt selbst wusste.
    »Gestatte mir, mich jetzt zu verbünden. Gestatte mir, dem König die Treue zu schwören. Dann hast du keinen Grund mehr, mich zu töten.«
    »Das klingt vernünftig«, mischte sich der Hüter auf derselben Frequenz ein.
    Vrost wies die KI zurecht: »Das ist eine interne Angelegenheit der Prador.«
    »Ja, aber eine mit Auswirkungen auf die Domäne der Polis«, entgegnete der Hüter.
    Vrost musste inzwischen unter den Mandibeln schäumen. Auf einem Bildschirm in der Nähe sah Vrell ein beharrliches Signal von Vrost mit dem Vorschlag, auf einen privaten Kanal umzuschalten. Zweifellos wünschte der Pradorkapitän ein kleines Zwiegespräch und wollte außerdem Vrell sehen – nicht weil die Bandbreite eines visuellen Signals auch einem Wurm Platz bot, sondern um seinen Verdacht zu bestätigen oder zu widerlegen. Dazu würde es nicht kommen. Und außerdem würde Vrost nichts erfahren, wenn er diesen Vrell erblickte – der nun beschloss, dieses Spiel noch ein bisschen weiter zu treiben, ehe er die Konzession machte, die ihm nicht erspart blieb.
    »Es wäre keinerlei Problem aufgetreten, Hüter, wäre Vrost hier nicht mit der Absicht erschienen, einen Zwischenfall mit der Polis zu verursachen und hier unten eine ökologische Katastrophe herbeizuführen.«
    »Das stimmt«, sagte der Hüter. »Du selbst hättest auch einen Zwischenfall verhindern können, falls du dich mir gegenüber erklärt hättest. Nach dem Gesetz der

Weitere Kostenlose Bücher