Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher

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jede einzelne davon besiegen musste. Die Tiere, die ringsherum im Meer gestorben waren, waren einfach einer Ballung der Kräfte des Todes in dieser Gegend zum Opfer gefallen; an anderer Stelle im Meer lief es ständig so. Aber andererseits zählten Tiere nicht als Leben; zählte dann ihr Hinscheiden als Sterben?
    »Was ist mit Hornissen?«, fragte seine andere Hälfte, Isis Wade, von irgendwo weiter unten.
    Zephir schüttelte den Kopf, aber die Frage wollte ihm einfach nicht aus dem Sinn gehen. Er schmetterte den Kopf ein paar Mal an den Mast, aber auch das half nicht und beulte nur den Mast ein.
    »Einzelne Hornissen sind nicht intelligent, und doch können wir uns aus ihrem Ganzen entwickeln«, beharrte Wade. »Du kannst keine solch willkürlichen Unterscheidungen vornehmen.«
    »Dann sind sie gestorben«, entgegnete Zephir laut, »und ich muss tun, was ich tun muss.«
    »Du kannst gegen den Tod weder kämpfen noch ihn umbringen. Der Tod besteht aus einer Abwesenheit von Leben, nicht aus der Anwesenheit von etwas Greifbarem. «
    »Ich verfüge über die Mittel, hier einen Schlag auszuführen.« Mit diesen Worten schlug das Golemsegel erneut den Kopf an den Mast.
    »Mal angenommen, dass alles zutrifft, was du sagst«, argumentierte Wade. »Sicherlich siehst du doch ein, dass du, wenn du tötest, dem Tod dienst, selbst wenn es der Tod selbst ist, den du umbringst.«
    Zephir hatte ein seltsames Gefühl im Kopf, und das lag keinesfalls am kürzlichen Zusammenprall mit dem Mast. Das Golemsegel blickte auf, als Schatten den Morgenhimmel verdeckten und Schnauf und Keuch zur Landung auf Spieren in der Nähe ansetzten.
    »Was war das mit dem Führen von Schlägen?«, erkundigte sich Keuch.
    »Ich werde einen Schlag gegen den Tod führen, meinen Feind«, antwortete Zephir.
    Die beiden organischen Segel blickten einander an. Schnauf zuckte die Achseln, und Keuch wandte sich wieder Zephir zu. »Wir haben immer wieder Teile deiner Gespräche mit diesem Typen Wade mitgehört, wenn er hier heraufgestiegen kam. Der Tod ist unser aller Feind, vermute ich.«
    »Exakt«, bestätigte Zephir.
    »Aber das ist kein Ding, das du töten kannst«, ergänzte Schnauf. »Ohne ihn gäbe es kein Leben.« Schnauf deutete auf das Dach der Deckskabine mittschiffs.
    Zephir blickte hinab und erblickte einen Haufen Fleisch – unreife Rhinowürmer, die von den beiden anderen Segeln zu Fetzen zerkaut worden waren.
    Tiere … nicht lebendig … lebendig?
    Zephir spürte ein zorniges, gespanntes Summen in sich. Hornissen töteten, um Nahrung für den Schwarm zu beschaffen. War das also falsch? Falls Hornissen nicht fraßen, starb der Schwarm, was dem Tod diente. Falls Hornissen fraßen, dann töteten sie, was wiederum dem Tod diente. Indem sie lebten, dienten alle Kreaturen dem Tod.
    »Du weißt in einem Winkel deines Herzens«, mischte sich Wade ein, »dass dein Glaube paradox ist.«
    »Aber es ist mein Glaube!«, brüllte Zephir.
    »Wie, was?«, fragte Schnauf.
    »Und so gelangen wir zum Kern der Frage«, stellte Wade fest. »Ich muss dich jetzt vorläufig verlassen – die verdammte Winde hat sich gerade festgefressen.«
    Zephir fasste Schnauf ins Auge und schrie: »Falls ich nicht glaube, dass ich den Tod umbringen kann, bin ich nicht mehr ich selbst! Ich bin dann nur noch Teil von etwas!« »Das verstehe ich nicht«, entgegnete Schnauf.

    Sniper, der einen Meter tief in körnigem Schlamm steckte, fuhr sein silbriges Auge aus und entdeckte das Raumschiff, das jetzt durch die sich setzenden Trübungen im Wasser zu sehen war. Es ragte rechts und links über sein Blickfeld hinaus, und die Schiffsflanke stieg wie eine Stahlklippe vor ihm empor. Nachdem er so weit gekommen war, fragte er sich: Und was jetzt? Falls er an Bord gelangte, gab es keine Probleme: Was er dann zu tun plante, dabei spielten alle in seinem Waffenkarussel verbliebenen Raketen eine Rolle. Das Problem bestand jedoch darin, die Schiffspanzerung zu durchdringen.
    Sniper lauschte den Geräuschen des Meeresgrunds am unteren Ende des Hörspektrums. Irgendwo unter ihm entfaltete sich die seismische Aktivität von Packwürmern; einen Kilometer hinter sich hörte er das Trippeln von Prills und Gleißern, die in die Gegend zurückkehrten, angelockt von den organischen Resten; und irgendwo weit links von ihm herrschte ein Wuschen und Schnappen, erzeugt von einem bereits fressenden Turbulschwarm. Außerdem hörte er von irgendwo weiter oben ein rhythmisches Knirschen, als spazierte jemand