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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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den Tod umzubringen. Der Zusammenbruch der derzeitigen planetaren Wirtschaft, die auf Sprine beruhte, war dabei noch die geringste Sorge. Lange und schmerzliche Erfahrungen hatten die Menschen gelehrt, wie subtil das Gleichgewicht jeder Ökologie war. Die großen Blutegel bildeten hier das obere Ende der Nahrungskette und verzehrten alle übrigen großen Meerestiere. Ohne Blutegel würde also deren Beute immer weiter wachsen und fressen, ganze Lebensformen ausrotten und eine weitere Kaskade von Ungleichgewichten auslösen. Sämtliche Blutegel würden aussterben, da nur die großen Exemplare es waren, die sich vermehrten. Manch einer glaubte vielleicht, dass das etwas Gutes wäre. Das war es aber nicht. Mit viel Glück würde sich ein neues Gleichgewicht herausbilden – in vielleicht zehntausend Jahren oder so. Durchaus möglich war aber auch, dass die gesamte Biosphäre kollabierte und etwas hinterließ, was beinahe präkambrischer Natur war.
    Janer versuchte den Joystick noch weiter vorzuschieben, aber er hatte ihn schon am Anschlag.
     
    Mit dem restlichen Auge blickte die Riesenschnecke hinter sich und dann zum Strand hinab. Als sie sah, dass sich allmählich Schwärme heranwachsender Rhinowürmer ans Ufer wagten, prüfte sie erneut die Stricke, die sie hielten, und stellte fest, dass sie ihr kaum Spielraum ließen. Noch weniger Spielraum ließen ihr die zahlreichen Harpunen in ihrem Fleisch, denn dieses war ringsherum verheilt und hielt sie umso fester. Die Schnecke war inzwischen so erschöpft und hungrig, dass ihr das Nachdenken schwer fiel. Wenn es ihr doch nur gelang, über das Geschehene zu grübeln, doch das tat weh. Fast fühlte es sich an wie der Bruch eines Vertrages, demzufolge sie die Schiffe jagte und diese vor ihr flohen. Sie hätten nicht anhalten und ihr einen solchen Hinterhalt legen dürfen. Das war so unfair!
    Sie drehte das Auge noch weiter, um das Schneckenhaus zu betrachten, und stellte fest, dass sich die Spalte darin beinahe geschlossen hatte. Wenn sie Glück hatte, war sie ganz geschlossen, ehe die Rhinowürmer damit begannen, ganze Brocken aus ihr herauszubeißen, denn falls diese Dinger ins Haus vordrangen und von den weicheren Teilen der Schnecke fraßen, war es für sie rasch vorbei. Falls die Schnecke allerdings hier gefangen blieb, starb sie letztlich auch. Die Rhinowürmer brauchten vielleicht länger, um die härteren Gliedmaßen wegzufressen, aber sie würden niemals aufgeben. Die Schnecke kämpfte erneut gegen die Fesseln an; die Harpunenwunden schmerzten, und die Bäume ringsherum zitterten. Einige Stricke lockerten sich ein wenig, aber die gespannten Stricke, die sie an unbeweglichen Felsvorsprüngen sicherten, hinderten sie daran, ausreichend Hebelwirkung zu erzielen und die gelockerten Bäume völlig aus der Erde zu reißen. In diesem Augenblick hörte sie vertraute dumpfe Schläge, deren Schwingungen sich vom Meeresgrund aus im Erdboden fortpflanzten.
    Die männliche Schnecke war da draußen. Falls sie ihn anlocken konnte, befreite er sie vielleicht, aber dazu brauchte sie wenigstens einen freien Tentakel. Sie kämpfte erneut gegen die Stricke an, von denen einige jetzt deutlich schlaffer saßen, aber andererseits schwächte der Kampf die Schnecke selbst. Sie konzentrierte sich auf nur einen Tentakel: den mit der Angelschnur. Eine Harpune war einen Meter hinter der Spitze der Gliedmaße mitten durch sie getrieben worden. Wenn die Wellhornschnecke die Spitze hochklappte, erreichte sie damit gerade eben das dicke Tau, das vom Schaft der Harpune zu einem Baum in der Nähe führte. Mehr brachte sie nicht zuwege, aber die Erinnerung daran, wie mühelos die Angelschnur durch Fleisch und Knorpel eines Heirodonten geschnitten hatten, brachte sie auf eine Idee. Indem sie mit dem freien Stück des Tentakels auf- und niederschlug, gelang es ihr, die Schnur aus der sandigen Erde herauszupeitschen. Die Schnur schlängelte sich in die Luft und berührte das Tau, ehe sie wieder herabfiel. Nach fünf Versuchen gelang es der Schnecke, einen Teil der Schnur um das Tau zu wickeln, aber es rutschte wieder ab. Beim vierzehnten Versuch schlang sich die Angelschnur ums Tau, und die Schnecke konnte endlich das lose Ende der Schnur mit der Tentakelspitze packen und sicher herumwickeln. Erst jetzt registrierte sie Signale aus einigen der übrigen Tentakel. Die Rhinowürmer knabberten zögernd ihr Fleisch an.
    Als die Schnecke an der Angelschnur zog, zupfte sie damit nur am Tau, sodass sich die

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