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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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herausgeschraubt hatte, fiel das Männchen schlaff in den Sand.
    Das Weibchen fühlte sich durch diese Paarung seltsam belebt. Sie betrachtete das Männchen, stellte fest, dass seine Augen müde blinzelten, und spürte, wie sein Griff schwächer wurde. Sie befreite ihren Tentakel, packte die lose Harpune und rammte sie dem Männchen tief zwischen die Augen. Es quiekste und wich zurück und verhedderte sich dabei in einem umgestürzten Baum. Die weibliche Schnecke drehte sich, riss weitere Bäume um und zerriss zwei weitere Taue. Mit jetzt vier freien Tentakeln zerbrach sie eine Harpune nach der anderen, bis sie sich endlich befreit hatte. Ihr Angreifer bahnte sich derweil einen Weg durch das Laub und machte sich auf den Rückweg zum Ufer. Das Weibchen sprang vor, packte das relevante Tau und wartete. Als sich das Seil spannte, kam das Männchen mit einem Ruck zum Stehen. Allmählich zog sie es heran und klackte dabei mit dem Schnabel. Diese Umkehrung der Verhältnisse bedeutete ihr nichts: Das Männchen hatte sich an ihr gütlich getan und war jetzt Futter für sie.

 
Kapitel 20
     
    Lungenvogel:
    Diese Kreatur scheint ein misslungener Versuch des Lebens auf Spatterjay, den Himmel zu erobern. Sie erweckt ständig den Eindruck, sie könnte im nächsten Augenblick auseinander fallen, und besitzt ein spärliches Gefieder aus langen öligen Federn, zwischen denen das violette, eitrig aussehende Fleisch durchschimmert. Sieht man einen Lungenvogel auf einem Ast hocken, ähnelt er einer halb gerupften Krähe, die seit einer Woche oder noch länger tot ist. Diese Tiere verkörpern jedoch ein faszinierendes Kuriosum. Bei näherem Hinsehen erkennt man, dass der Schnabel wie auch die Federn zu einem leichten Ganzkörperpanzer gehören, denn dieser Vogel weist kein Innenskelett auf. Tatsächlich ist er eng mit dem Gleißer verwandt und somit ein Schalentier, das sich in die Luft geschwungen hat. Näheres Hinsehen auf einen Lungenvogel ist jedoch nichts, was irgendein Mensch gern täte, und der größte Teil der Forschung an dieser Kreatur wird von Telefaktoren oder dem planetaren Hüter durchgeführt, denn der Körper des Lungenvogels weist einen hohen Gehalt an Putrescin auf, ernährt er sich doch hauptsächlich von Stinkphalluspflanzen …
     
    Erlin blickte zu dem Pradorraumschiff hinüber, das unmittelbar vor der Insel schwebte, welche von der Sable Keech derzeit umfahren wurde. Das Raumschiff bildete selbst eine Metallinsel, um die sich Wolken bildeten, als das Meerwasser von der heißen Abdeckung verdampfte und dann in der Luft neu kondensierte.
    Worauf wartet es?, fragte sich Erlin, und als reagierte das Raumschiff auf ihre lautlose Frage, sprangen seine Fusionsmaschinen stotternd an und entfernten den Giganten langsam.
    Erlin schürzte die Lippen. Zumindest sank jetzt mit jeder verstreichenden Sekunde die Gefahr, dass sie alle hier von einem Bombardement aus dem Orbit eingedeckt wurden.
    »Sieh nur«, sagte Sable Keech persönlich, der jetzt neben ihr stand.
    »Ich sehe es«, entgegnete sie.
    Er senkte sein Monoglas und packte sie an der Schulter. »Nein, dort.« Er deutete auf die Ufergewässer der Insel, wo gerade ein Hooperschiff aufs offene Meer strebte. Es kam dabei zwangsläufig nur langsam voran, denn ihm fehlte der hintere Mast, und für den Vortrieb sorgte eine improvisierte Takelung, die von dem lebenden Segel bedient wurde. Erlin nahm das Monoglas zu Hand, das Keech ihr reichte, und betrachtete das Schiff forschend. Zunächst erkannte sie es aufgrund des aktuellen Zustands der Takelung nicht, aber dann ging ihr doch ein Licht auf.
    »Die Treader«, flüsterte sie und widmete ihre Aufmerksamkeit dann dem Deck. Dort schienen sich eine Menge Hooper zu bewegen, und sie fragte sich, in was Ambel da hineingeraten war.
    »Warum ist sie hier?«, fragte Keech.
    Auf einmal fühlte sich Erlin schuldig, denn ihr wurde klar, dass der Alte Kapitän vielleicht hier war, um nach ihr zu suchen. Anscheinend gab es keine andere Erklärung dafür, dass er den weiten Weg hierher zurückgelegt hatte, und sie fragte sich, ob sie solcher Aufmerksamkeit würdig war.
    »Vielleicht sollten wir signalisieren …«, begann sie, brauchte aber nicht fortzufahren. Die Sable Keech wurde langsamer und wendete. »Klar«, sagte sie. »Klar.« Sie drehte sich um und bahnte sich ihren Weg durch die Tür zu den Tankräumen. Sie ging zu einem nahen Haltetisch und lehnte sich mit dem Hinterteil daran. Mitleicht verdutzter Miene folgte ihr Keech.

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