Die grosse Fahrt der Sable Keech
Lager gelockt hatte. Nur Forlam verriet irgendeine Emotion, und was Aesop in seinen Zügen las, war keinesfalls beruhigend.
»Wer sind Sie?«
In der Frau, die auf ihn zustolperte, erkannte er sofort Olian Thay.
»Ich bin gekommen, um das hier zu beenden«, sagte Wade.
Sie musterte seine APW und gelangte natürlich zur falschen Schlussfolgerung. Die Waffe bot ihm nur einen allerletzten Ausweg. Er und Zephir konnten das Problem untereinander lösen.
»Aber was wollen Sie beenden?«, fragte sie, als er an ihr vorbeiging.
Wade zuckte zusammen, als ihm unvermittelt Zweifel kamen. Er wusste nicht recht, ob er es wusste.
Draußen über dem Meer hatte er seine interne Schwarmverbindung geöffnet, die per Runcible zum Planeten Schwarm führte, dort aber keinerlei Zuspruch erfahren und keinerlei Rat. Nur tiefe Verwirrung hatte er gespürt, Angst und Zorn und das alles mit einer Unterströmung von bruchstückhaften und widersprüchlichen Anweisungen:
Vernichte Zephir – vernichte dich selbst – fliehe – überspiele dich in Kristall – stirb – lebe!
In Anbetracht solcher Signale von der Intelligenz, aus der er selbst zuvor kopiert worden war, widerstrebte ihm immer mehr, Zephir zu konfrontieren – und er stellte unterwegs irgendwann fest, dass er reglos am Himmel schwebte. Ihm wurde bewusst, dass der Abschluss von seiner und Zephirs lang andauernder Debatte für sie beide womöglich keine Lösung darstellte. Erst der Anblick des U-Boots, das ihm vorauseilte, provozierte Wade, seinen Weg fortzusetzen. Das da unten war fast mit Sicherheit Janer, und der Mann würde rücksichtslos von der Waffe Gebrauch machen, die er mitführte. Als Wade bei Olians Bank eintraf und durch das beschädigte Dach eindrang, spürte er, dass er vielleicht zu spät kam, obwohl er immer noch das irre Gebrumm in Zephirs Verstand hören konnte. Dann erwies sich als unvermeidlich, Janer aufzuhalten – der Mann kapierte einfach nicht, was hier auf dem Spiel stand, und würde angreifen, obschon es vielleicht gar nicht nötig war.
Die Tür zum Tresorraum stand offen. Wade blieb seitlich davon stehen und sendete: »Ich kann nicht dulden, dass du das tust. « Allerdings traf keine Antwort über den Äther ein. Wade stieg um den Türpfosten, ging sofort in die Hocke und legte die Waffe an. Sprine lag überall im offenen Tresor verstreut. Zephir stand da und hielt eine Druckgranate in der Klaue, sicherlich voll mit Viren – und wartete auf irgendetwas? Offenkundig wollte Zephir dazu überredet werden, von seinem derzeitigen katastrophalen Weg abzulassen. Wade öffnete seinen Verstand vorbehaltlos für das Golemsegel und machte sich daran, alles zu senden, was er wusste, alles, was er in jüngster Zeit erfahren hatte. Er spielte sämtliche Argumente mit hoher Geschwindigkeit erneut ab, baute alle relevanten logischen Strukturen auf und riss sie wieder ein und führte sein abschließendes Plädoyer. Damit führte er vielleicht ihre gemeinsame Lösung herbei in diesem für das Segel krisenhaften Augenblick. Die Informationsflut würde dessen verwirrten Verstand überwältigen, und es blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als ihm zuzustimmen.
Aber die Informationen, die er übermittelte, schienen einfach in einem schwarzen Schlund zu versickern – und Wade erkannte die Verzweiflung des Segels. Er begriff jetzt, worauf sein anderes Selbst wartete: den Feind, den Tod. Wade steigerte den Druck auf den Abzug, stellte aber fest, dass er ihn nicht ganz durchziehen konnte, denn dann wäre eine unwiderrufliche Entscheidung gefallen. Die Pause dauerte nur Mikrosekunden – aber für die Begriffe eines Golems ein ganzes Zeitalter. Dann füllte Zephirs qualvoller Aufschrei den Raum, und das Golemsegel feuerte die Partikelkanone ab. Der türkise Strahl erwischte Wade in der Brust und hämmerte ihn rücklings an die Wand.
Ich werde sterben, wurde ihm klar. Ich habe zu lange gewartet.
Das Bauwerk auf dem Planeten Schwarm ähnelte, wie es dort auf seinem Vorgebirge aufragte, einem Betonbunker aus dem zweiten Weltkrieg, dessen horizontale Fenster wie Augenschlitze über das Tiefland blickten. Außerhalb der kahlen, welligen Erde ringsherum, die den Eindruck eines erst kürzlich angelegten Maschinengewehrnests noch verstärkte, lagen sterbende Algen in grünen und gelben Verwehungen zwischen den Kletterpflanzen, dem breitblättrigen Rhabarber und den Farnpalmen. Schnerlen grasten auf diesem reichhaltigen Angebot und schwankten in der Größe
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