Die grosse Fahrt der Sable Keech
metaphysische Diskussionen abgelaufen war. Janer wollte nicht, dass Spatterjays ganze Ökonomie und Biosphäre davon abhingen, dass Wade zu handeln zögerte. Als Janer jetzt eine von Marktständen gesäumte Straße erreichte, zog er die Pistole. Ringsherum kamen Hooper und ein paar Polisbürger ins Freie, um nachzusehen, was das alles für ein Aufruhr war. Janer suchte sich einen Weg zwischen ihnen hindurch und sah wenig später den Eingang zu Olians Museum vor sich. Hooper hatten sich vor der geschlossenen und fest verriegelten Tür versammelt. Janer lief zu ihnen und schob sich durch ihre Reihen.
»Könnt ihr eindringen?«, fragte er die direkt vor der Tür stehenden Hooper.
»Ich denke nein«, sagte ein Gestalt neben ihm – und Janer roch den Pfeifentabak schon, ehe er Kapitän Sprage auch optisch erkannte. »Diese Tür wurde dazu konstruiert, Hooper abzuwehren, uns Kapitäne eingerechnet. Nicht sehr vertrauensvoll, diese Olian.«
Zwei andere Personen traten an Sprages Seite. Eine war groß und langgliedrig und ähnelte auf verstörende Weise dem Skinner; die andere war rot wie Chili und gebaut wie ein Fass.
Sprage stellte sie vor: »Die Kapitäne Cormarel und Tranbit …
Ich denke nicht, dass du ihnen schon begegnet bist, Jungjaner.«
Janer blickte erst sie an und dann die restliche Versammlung. Falls er hier seine Pistole abfeuerte, würden Menschen verletzt werden – und aufgebracht reagieren. Und das waren keine Leute, die man gegen sich aufbrachte. »Ich kann es jetzt nicht erklären – es würde zu lange dauern. Tut mir Leid, aber ich muss einfach hinein!«
Er wandte sich ab und lief davon und hörte dabei noch den untersetzten Tranbit sagen: »Ein hastiger Bursche, das.«
Janer schob sich wieder durch die Menge und ging um die Ecke des Museums. Der Boden lag hier unter modifiziertem Gras von dunklem Rot mit einem Schlag ins Grüne, das sich über hundert Meter bis zum Waldrand erstreckte. Die lange Seitenmauer des Gebäudes wurde nicht von Fenstern aufgelockert, und Janer rannte bis zu der Stelle, wo das Museum in Olians angrenzende Bank überging. Er wich fünf Meter weit von der Mauer zurück, schaltete die Pistole auf ihre Spezialstufe, legte an und schoss.
Ein ansehnlicher Abschnitt Mauerwerk von satten drei Metern Umfang löste sich unter kreischendem Donnern auf, um als Explosion von Staub und komprimiertem Steinschrapnell wieder aufzutauchen. Janer warf sich zu Boden, und heiße Steinflocken gingen rings um ihn nieder. Mit klingelnden Ohren stemmte er sich wieder auf die Beine und tastete sich durch die dicke Wolke, um das Loch zu finden. Die Sichtverhältnisse im Museum waren nicht minder schlecht, aber wenigstens hatte er eine Ahnung von der Richtung, in die er sich wenden musste. Er stolperte über etwas, entdeckte den Metallschädel eines Golems mitten im Schutt und ging darüber hinaus zu einem Kettenglaszylinder, der am Boden lag. Er sah, wie sich darin Rebecca Frisk langsam wand und mit den Fingernägeln übers Glas scharrte. Ihn schauderte, und er stieg über sie hinweg und näherte sich der zerstörten Tür.
Auf einmal stand jemand neben ihm.
»Das hier geht dich nichts an«, sagte Isis Wade.
Janer warf sich herum und wollte die Pistole auf den Golem anlegen, war jedoch viel zu langsam. Wades Hand zuckte herab, packte ihn am Handgelenk und drückte zu. Janer schrie auf, als die Handgelenkknochen aneinander knirschten. Er ließ die Waffe fallen, und Wade beförderte sie mit einem Fußtritt in die sich senkende Staubwolke.
»Tut mir Leid«, brummte der Golem und war schon verschwunden, ehe Janer auch nur blinzeln konnte.
»Scheiße!«, sagte Janer und rieb sich das Handgelenk. Er stolperte los, suchte seine Singupistole. Ohne sie konnte er nichts ausrichten.
»Offne die Tür, oder ich beseitige sie«, verlangte das Golemsegel.
Olian entschied, dass es sinnlos wäre, so zu tun, als könnte sie den Weg nicht öffnen. Die Trümmer hinter ihr demonstrierten gekonnt die mangelnde Geduld des Segels. Also holte sie einen großen Eisenschlüssel aus der Hosentasche, drehte ihn im Schloss und schob die Tür auf. Der Raum dahinter war das frühere zentrale Wohnzimmer ihres Hauses, enthielt jetzt aber keinerlei Mobiliar mehr; das war in Olians neues Wohnhaus neben dem Museum umgezogen. Sie trat ein, blickte kurz zu der Sicherheitsdrohne an der Decke hinauf und wich rasch zur Seite aus.
»Eindringling, identifizieren Sie sich! Verbale Erlaubnis nicht …«
Die Augen des Segels
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