Die grosse Fahrt der Sable Keech
her, bis der Gleißer sie mit der freien Klaue abschnitt und in seine Mandibeln stopfte. Bald war er zu den Innereien vorgedrungen, verzichtete auf den langen Sägeschnabel und verschlang lieber die Eingeweideschlingen. Dann richtete er abrupt die Antennen auf, als er etwas anderes im Wasser spürte. Er ließ die Schnecke fallen, obwohl sie noch reichlich Fleisch enthielt, stieß sich vom Grund ab und schwamm davon, so schnell er konnte. Das Problem mit dem Speisen am Meeresgrund waren, wie er ein ums andere Mal feststellte, die ungebetenen Gäste.
Die Tiere in dem Turbulschwarm waren immer hungrig, musste doch ihr äußeres Fleisch ständig ersetzt werden, während sie die Meerestiefen patrouillierten und dabei ständig sowohl fraßen als auch selbst eine Futterquelle bildeten. Der Geruch von Blutwasser im Meer trieb sie in eine Fresswut, erfüllt von vagen Erinnerungen an das Schmausen der Inhalte leicht zu zerbrechender Schalen. Der immer noch gegenwärtige Geruch der Riesenschnecke erinnerte sie jedoch auch an andere Situationen, in denen sie selbst nur knapp entkommen waren, an den Verlust von Außenfleisch und eine plötzliche Absenkung in der Größe des Schwarms.
Der erste Turbul stieß vorsichtig aus der Tiefe heraufeine lange Kreatur von fünfhundert Kilo mit den Kiefern eines Kaimans und hellblauen Flossen, die scheinbar zufällig aus dem zylinderförmigen dunkelgrünen Körper ragten. Er saugte das Wasser durch die Nasenlöcher ein und stieß es aus den Kiemenlöchern entlang des ganzen Körpers wieder aus, zuckte mit dem Peitschenschwanz, schlug mit dessen Axtspitze hinter sich Felsen vom Hang und schwamm weiter. Vor ihm streckten die kleinen Schnecken wieder die Stielaugen und die Tentakel aus, um das Wasser zu prüfen, wurden jedoch sofort nervös und drängten sich zusammen. Der Turbul umkreiste sie, und andere aus dem Schwarm schlossen sich ihm an. Dann fegte er heran.
Die Wellhornschnecken zogen sofort alle Auswüchse ein, die sie vorsichtig wieder ausgestreckt hatten, und saugten sich heftig am Meeresgrund fest. Der Turbul packte das Haus eines Exemplars am Rande der Brut fest mit den Kiefern, schlängelte den eigenen langen schweren Körper und zupfte die Beute vom Grund. Ein paar Meter höher gab er die Kreatur frei, wölbte den eigenen Körper und rammte die Schwanzflosse ins Schneckenhaus. Der Schlag schnitt das Wellhorn fast in zwei Hälften, und der Turbul machte sich daran, das zarte Fleisch herunterzuschlingen, wobei sich das Wasser ringsherum eintrübte. Weitere Turbul gingen jetzt zum Angriff über, und schließlich schlug der ganze Schwarm zu. Es war, als hätte jemand eine Unterwassermine gezündet. Schlick und Blutwasser spritzten in alle Richtungen; irisierende Schalen trieben durchs Wasser. Lange schwere Körper wälzten sich und peitschten umher. Schnecken wurden durch all dies geschleudert, zertrümmert und zerfetzt. Eine halbe Stunde später verlor der Turbulschwarm das Interesse und machte sich langsam davon, aber Prill und Blutegel schwärmten jetzt heran und schnappten das auf, was übrig geblieben war. Noch eine halbe Stunde später waren sie verschwunden. Nur ein Durcheinander aus glitzernden Schalenstücken blieb zurück, und auch dieser Schimmer verschwand, als sich der Schlick darauf senkte und ihn verdeckte.
Sniper schwebte auf Antischwerkraft und verfolgte, wie die Morgensonne langsam die Insel Chel ins Bild hob. Unter ihm leckte das grelle gelb-grüne Lieh t über geodätische Kuppeln, die sich in die weitläufige Hooperstadt schmiegten. Der diese Siedlung umgebende Wald wurde von vielen Pfaden durchschnitten, die jetzt im Schatten lagen, und man hatte zahlreiche breite Plastonstraßen gebaut. Eine davon lief von den stark vergrößerten Docksanlagen in die Stadt; eine weitere führte von den Schwimmplattformen für Shuttles zur Insel. Allerlei Fahrzeuge waren dort unten zu sehen: Autos und Transporter auf Rädern. Windtäuschers Regeln für Antischwerkraftverkehr verboten heute den Einsatz von AG-Taxis zwischen den Plattformen und Kuppeln und überall sonst auf der Insel, und übrigens auf dem ganzen Planeten. Die Regeln galten allerdings nicht für Sniper und andere Drohnen. Windtäuscher mochte sie – und es machte ihm nichts aus, sie durch seine Luft fliegen zu sehen.
Ein Shuttle startete von den Plattformen, kein Tragflächenrumpf, sondern ein langer, abgeflachter Zylinder mit Schubtriebwerksgondeln am Heck. Er rotierte in der Luft, nahm Kurs auf den
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