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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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sich in einen Bestand Stinkphalli und hielt die Luft an, während sie sich einen Weg hindurch bahnte, und auch anschließend noch so lange, wie sie konnte. Trotzdem erbrach sie sich beinahe bei dem Gestank, als sie endlich wieder Luft holte.
    Jetzt lag ein dick mit Blasenkraut bewachsener Hang vor ihr. Sie lief daran entlang, denn sie wusste, dass ein Hang mit solchem Bewuchs fast unmöglich zu überwinden war, raubte doch das unter den Füßen platzende Kraut dem Boden jede Haftung. Schließlich nahm sie im Laufschritt einen Felsrücken, der sich den Hang hinaufschlängelte, rutschte einmal aus und stieß sich das Knie und erlebte das noch einmal, als sie, oben angekommen, den Felsrücken hinter sich ließ. Aus der Tiefe hörte sie das krachende Getöse des Monsters, das sich in den Wald vorarbeitete. Ein Blick zurück zeigte Erlin, dass die Molluske den Birnstockbaum aus der Erde riss, von dem gerade die Egel geregnet waren, ihn zehn Meter hoch in die Luft hob und dann warf. Der Baum krachte unterhalb Erlins auf den Hang. Blutegel, Holzsplitter und Erdbrocken mit Blasenkraut prasselten über sie hinweg. Sie warf sich flach hin, um einem verirrten Ast auszuweichen, und rappelte sich gerade rechtzeitig wieder auf, um zu sehen, wie das Monster jetzt den Bestand aus Stinkphalli erreichte. Dort zögerte es, wich zurück und machte sich daran, diesen Bewuchs zu umgehen, aber es näherte sich trotzdem weiter.
    Erlin kämpfte sich den Hang bis zum höchsten Punkt der Insel hinauf. Schon oft hatte sie diese Stelle aufgesucht, um den sich ringsherum ausbreitenden Schimmer des grün-blauen, friedlichen Meeres zu betrachten. Als sie jetzt jedoch diese Höhe erreichte, wurde ihr klar, dass sie nicht mal hier eine Zuflucht fand. Ein Tentakel krachte nur wenige Meter unter ihr zu Boden – denn die Kreatur, die den Stinkphallus inzwischen überwunden hatte, war kein bisschen langsamer geworden. Erlins einzige Möglichkeit war es, einfach immer weiter im Kreis um die Insel zu laufen. Selbst wenn es ihr gelang, während der jetzt anbrechenden Nacht einen Vorsprung vor dem Monster zu halten und keinerlei tödlichen Fehler zu machen, würde sogar ihr robuster Hooperkörper irgendwann versagen. Die Riesenschnecke brauchte schließlich einfach nur unerbittlich zu bleiben. Erlin war überzeugt, dass sie umkommen würde, und alle ihre Gedanken über das Thema Tod – das Unbehagen, das sie zunächst auf diesen Planeten geführt hatte, um Ambel zu finden, und dann auf diese Insel, um »nachzudenken« – wirkten in diesem Augenblick so belanglos. Nie zuvor hatte sie sich lebendiger gefühlt.
    »Zur Hölle mit dir!«, schrie sie das Monster an.
    »Erblicke den Tod, und erkenne ihn als den Feind«, sprach da eine Stimme, als Schwingen über ihr erdröhnten und ein Schatten den dunkler werdenden Himmel verfinsterte. Dann packten langfingrige Klauen Erlin an den Schultern und rissen sie hoch zum Firmament.
     
    Der jugendliche Gleißer, der klein und notwendigerweise opportunistisch eingestellt war, hatte in der Tiefe auf genau so einen Augenblick gewartet; er hielt die Antennen hochgereckt und überzeugte sich davon, dass die Riesenwellhornschnecke tatsächlich an Land gegangen war. Jetzt richtete er sich auf die Vielzahl seiner Beine auf, zuckte mit dem Schwanz und hüpfte, indem er den Grund nur sachte mit den scharfen Füßen antippte, auf die Brut aus jungen Wellhornschnecken zu. Er bewegte sich gegen die Strömung, und seine Tarnpanzerung bot ihm einen zusätzlichen Vorteil. Jedes Mal, wenn sich ein Stielauge in seine Richtung drehte, veränderte er den Auftrieb, sank auf den Grund und erstarrte. Als er nahe genug heran war, verschaffte er sich mit dem flachen Schwanz kräftigen Schub und stürzte sich auf die nächste Schnecke. Der Gleißer stieß die Klauen unterhalb des Schneckenhauses ins Fleisch des Opfers, ehe dieses Zeit fand, die Tentakel und die Hauptmasse des Körpers einzuziehen. Die übrigen Schnecken zogen sich sofort in ihre Häuser zurück, aber der Gleißer hatte ohnehin genug – er war nicht gierig. Er zerrte seine Beute von deren Artgenossen weg, und während er eine Klaue im Fleisch vergraben ließ, damit die Schnecke ihm nicht entkommen konnte, machte er sich daran, Klumpen aus ihr herauszureißen und zu fressen. Die Schnecke schlug mit ihren Tentakeln auf den Gleißer ein, aber diese Tentakel hatten noch nicht die Betonkonsistenz entwickelt, wie man sie bei ihrem Erzeuger antraf. Die Augenstängel klappten hin und

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