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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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der Wahrnehmungsschwelle blieben. Warum wohl wollte sich ein Golemandroide Rons Mannschaft anschließen, und welcher Mannschaft dieses Kapitäns auf welchem Schiff übrigens? Ron gedachte nicht auf die Gurnard zurückzukehren, und sein eigenes Segelschiff hatte vor zehn Jahren sein Ende auf dem Meeresgrund gefunden.
    Janer verlor eine Zeit lang den Faden dieses Gesprächs und merkte später wieder auf, als Ron gerade sagte: »Okay, du bist dabei. Jemand wie du könnte sich als nützlich erweisen.«
    »Wann segelt sie?«, fragte Wade.
    Ron antwortete: »Man lässt einige Leute wie dich Tag und Nacht an ihr arbeiten, also dauert es nicht mehr lang. Ich suche noch ein paar Leute, aber die meisten Verträge sind schon unter Dach und Fach.«
    »Wovon redet ihr da?«, wollte Janer wissen.
    Ron musterte ihn: »Wieso, wir reden von der Sable Keech. Was sonst?«
     
    Eine Schürze aus warzigem Fleisch, hart wie Stein, sickerte den Strand hinauf, und ein langer Tentakel entrollte sich. Erlin warf einen Blick hinter sich auf die zerlegte Schnecke auf dem Seziertisch und vermutete, dass die jetzt aus dem Meer steigende Monstermolluske nicht nach Erklärungen suchte. Ihr mit Flachtang verkrustetes und von kleinen Prill wimmelndes Schneckenhaus war von den Ausmaßen eines Herrensitzes. Es ragte aus einem Fleischberg auf, und in diesem Berg öffneten sich zwei Augen und fuhren auf Stängeln, dick wie Erlins Beine, aus dem Rumpf hervor. Weitere Tentakel entrollten sich und tasteten den Strand hinauf; dann klappte die Molluske einen längeren Tentakel mit breitem flachen Ende nach hinten, hinter die immer höher steigende Schale, und schnalzte ihn dann nach vorn auf den Strand, sodass Steinschrapnell in alle Richtungen spritzte. Das Tentakelende lag einen Augenblick lang ein paar Meter vor Erlins Tür, ehe die Kreatur es wieder einzog.
    Sie näherte sich schnell, hatte inzwischen die Unterwasserfelskante erstiegen. Erlin warf sich zur Seite, als die Säule aus steinhartem Fleisch an der Stelle herabrammte, wo sie gerade noch gestanden hatte. Erlin rollte sich ab, kam wieder auf die Beine und sah, wie der Tentakel rasch in ihre Behausung glitt. Dort pausierte er, und ein tiefes Bassstöhnen entrang sich dem Monster. Als es den Tentakel zurückzog, hämmerte ein zweiter gleichen Typs herab, und Erlin starrte entsetzt auf die Reste dessen, was ein Jahr lang ihr Zuhause gewesen war. Sie hatte gehofft, hineinspringen und sich eine Waffe greifen zu können, aber die Behausung erinnerte jetzt an einen Rosinenkuchen, den jemand voll mit einem Bleibarren erwischt hatte. Erlin warf einen Blick zum Meer und sah, wie sich ihr die beiden Stielaugen zuwandten. Sie rannte landeinwärts.
    Dumm dumm dumm! Welche Katastrophe hatte diese Insel ihrer großen Tiere beraubt? Was hatte Birnstockbäume zerschmettert und eine Schneise durch den Binnendschungel der Insel geschlagen? Nun, die Antwort folgte Erlin jetzt tonnenweise.
    Als sie sich dem Mittelpunkt der Insel näherte, blickte sie zurück und sah das Monster in seiner ganzen Pracht, wie es die Schneise entlangpflügte, die es schon vor Erlins Ankunft geschaffen hatte. Das Licht der Abendsonne glitzerte auf einem Schneckenhaus, das dem der jüngeren Artgenossen ähnelte, nur rauer war, älter und sehr viel größer. Der sich unter dem Haus ausdehnende sichtbare Körper ähnelte dem eines Oktopus, obwohl die Augen auf Stielen angesiedelt waren, die Tentakel keine Saugnäpfe aufwiesen und die Schürze zwischen ihnen weiter vom Rumpf abstand als selbst beim terranischen Kopffüßer. Die oberen Flächen des Körpers waren warzig und von einer Purpurfarbe, die ins Graue spielte, während die Unterseite fast ganz weiß war – eine Pastell-Lavendeltönung. Hätte Erlin nicht um ihr Leben laufen müssen, wäre sie fasziniert gewesen.
    Sie wandte sich unvermittelt nach rechts und lief in den Wald. Ein paar hundert Meter weiter landeinwärts erhob sich die Insel zu einem Felsgipfel, den das Monster vielleicht nicht erklimmen konnte. Kaum war Erlin im Waldesdunkel, fiel ihr ein Blutegel von der Größe ihres Arms auf den Kopf und versuchte sich um ihren Hals zu wickeln wie eine Federboa. Erlin packte ihn und schleuderte ihn weg, während sein blubberndes und mahlendes Röhrenmaul schon nach ihrer Wange tastete. Weitere Egel fielen ringsherum wie ein grauenhafter fleischiger Regen, aber sie war zu schnell, als dass sich einem der Biester die Gelegenheit geboten hätte, sie zu fressen. Krachend stürzte sie

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