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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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noch einer. Das Deck legte sich schief.
    »Vorschläge?«, fragte Ambel in die Runde.
    »Schalter … an der Seite …«
    Ambel blickte auf die Spule. Sie wies drei Schalter auf. Plötzlich schwenkte die Leine zum Heck der Treader ab. Als sie sich in die Reling bohrte, warf sich Süd zur Seite, um nicht geköpft zu werden. Dann wurde die Leine nach unten gezogen, bis sie sich sogar ins Deck grub. Ambel glaubte schon zu sehen, wie sie das Schiff, einem Käseschneider gleich, durchtrennte. Er griff um Peck herum und drückte einen Schalter.
    »Nicht … den!«
    Die Spule brummte los und zog sie beide weiter zur Reling, und mit den Stiefeln rissen sie Splitter aus den Decksplanken. Boris packte von hinten Ambels Gürtel und hielt ihn fest, nur um festzustellen, dass er gleich mitgezogen wurde. Ambel streckte die Hand aus und legte einen anderen Schalter um. Es folgte ein Geräusch wie ein Schlittern, wie von einem sehr scharfen Messer, das heftig durch die Luft hackte. Die drei Männer purzelten übereinander, als die Spannung plötzlich weg war.
    Peck kam als Erster wieder auf die Beine. »Dieser Schalter zerreißt die Leine dort, wo sie am schwächsten ist«, erklärte er.
    Ambel stand auf und nahm Pecks neue Fischausrüstung in Augenschein, und er fragte sich, ob es nicht klug wäre, wenn er sie sogleich über Bord warf.
    »Leck mich doch!«, sagte Boris.
    Sie drehten sich zu ihm um und sahen, wie er den Handstumpf hochhielt. Die Finger lagen vor seinen Füßen auf dem Deck verstreut.
    »Peck, mein Junge, hol mal deine Nadel«, sagte Ambel sanft. »Dann, denke ich, halten wir ein kleines Schwätzchen.«
     
    Erlin betastete die eigene Zungenspitze mit einer Fingerspitze und war überzeugt zu spüren, dass sich dort ein Loch entwickelte. Bei ihrer Ankunft auf der Insel war sie mit reichlich kuppelgezogenen Lebensmitteln versorgt worden, aber in den letzten paar Monaten hatte sie die Vorräte strecken müssen. Jetzt hatte sie nichts mehr davon zu essen, und die Spatterjay-Virenmutation schien bemüht, verlorenen Boden gutzumachen. Vielleicht, spekulierte sie, ging auch ihre veränderte Wahrnehmung darauf zurück? Nein, entschied sie, die Dinge sahen nur anders aus, weil sie hier weit von allen Gebieten entfernt war, die sie früher mit Ambel an Bord der Treader erkundet hatte.
    Diese neue Insel war in geologischen Begriffen seit kurzem vulkanisch aktiv: Basaltkanäle bildeten eine Schnellstraße an dem klassisch geformten Vulkan hinter ihr hinab und spießten ins Meer hinaus, wo sie eine natürliche Mole bildeten. Auf der Kapspitze drängte sich ein Haufen Froschschnecken und erinnerte an eine ans Meer getriebene Schafherde. Soweit Erlin aus dieser Entfernung erkennen konnte, gehörten sie einer anderen Varietät an als alle, denen sie bislang begegnet war: Die Häuser waren von stärker gedrungener Form und zeigten die Gelbtönung alter Butter. Das Steigen und Fallen der Wellen entlang des steinernen Ufers gab auch immer wieder den Blick frei auf drei größere Hammerschnecken, die sich an die Froschschnecken anschlichen. Auch sie waren anders: stärker stromlinienförmig, die Häuser nach hinten geneigt und an der Oberseite breit und flach wie der Kopfschmuck Nofretetes. Aber andererseits war Erlin sehr ruppig daran erinnert worden, dass sie noch nicht sämtliche Wellhornschnecken leibhaftig erblickt hatte, mit denen Spatterjay aufwarten konnte.
    »Hier sieht es ganz anders aus«, bemerkte sie, während sie ihre Mahlzeit aus Rhinowurmfleisch hervorholte. Vielleicht hätte sie das gar nicht sagen müssen, da Schnauf, Keuch und Zephir gleichermaßen von dem Drama fasziniert schienen, das auf dem Kap ablief.
    »Ist alles katalogisiert«, entgegnete Zephir.
    »Wirklich?«, fragte sie.
    »Der Hüter, der jetzt wieder im Amt ist, hat über viele Jahre hinweg mit Hilfe seiner Sub-KIs diesen Planeten gründlich studiert. Wahrscheinlich eine notwendige Ablenkung.«
    »Von was?«
    Das Golemsegel schlängelte den Hals und senkte den Kopf auf eine Höhe mit ihrem. »Von seinen sehr begrenzten Aufgaben. Er ist eine Runcible-KI mit der Kapazität, einen hochtechnisierten, zivilisierten Planeten zu regieren, und doch verfügt er hier nur über begrenzte Befugnisse, was die Einmischung in Angelegenheiten außerhalb der Polisgrenze angeht. Das ist etwas, was Polisbürger, die hier anreisen, gern vergessen.«
    Erlin grunzte nur und kaute weiter ihr Fleisch. Dann wandte sie den Blick landeinwärts, wo der Dschungel den alten

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