Die grosse Fahrt der Sable Keech
brachten.
Janer widmete seine Aufmerksamkeit wieder der Plattform. Bloc redete jetzt seit zwanzig Minuten, und nach den einleitenden Sentenzen über dieses »Zeitalter der Auferstandenen« und die »über die Jahre getreulich weitergetragene Flamme« hatte Janer ihn ausgeblendet. Aesop und Bones lungerten im Hintergrund unter ihren Kapuzen, die ihnen den Ausdruck finsterer Priester verliehen, und noch mehr Kladiten hatten beiderseits der Versammlung Aufstellung bezogen und behielten die Menge argwöhnisch im Blick.
»Dieser Reifi ist ein Weltklasse-Langeweiler«, sagte Ron nachdenklich. »Was soll dieses Gerede von der Flasche?«
»Wenn sie das Schiff vom Stapel lassen, zerschmettert man sie am Rumpf«, erklärte Janer.
»Scheint mir eine kriminelle Verschwendung«, brachte Ron seine Meinung zum Ausdruck.
Janer wandte sich jetzt Forlam zu, der an Rons Seite stand. Der Mann wirkte weniger gelangweilt als einfach nur ruhig, als wartete er nur auf eine Gelegenheit, seine eher ungesunden Neigungen auszuüben. Wade stand mit verschränkten Armen da und zeigte eine Miene müder Geduld. Janer musste sich erneut in Erinnerung rufen, dass dies emuliert war, keine unbewusste Haltung des Golems und sicherlich kein Hinweis auf das, was in seinem Kopf geschah. Janer drehte sich wieder zu Ron um.
»Sie ist gewiss eindrucksvoll. Ich vermute, es wäre töricht, falls ich fragte, ob du sie auch führen kannst?«
»Bei einem so großen Schiff«, antwortete Ron, »muss man einfach wissen, wie schnell man es stoppen oder wenden kann. Und man darf nie vergessen, wie klein es ist im Vergleich zum Meer und wie zerbrechlich, verglichen mit manchen Felsen in diesem Meer.«
Janer nickte. Ja, das Schiff war riesig und wunderbar vollständig mit seinem langen blauen und schwarzen Rumpf, den Hunderten eckiger Kettenglasfenster, den vielschichtigen Decks und vielen anderen Bauten da oben sowie dem Wald aus Masten und Spieren darüber. Die Takelage kam Janer sehr kompliziert vor, und er fragte sich, wie die Segel wohl damit klarkamen. Nachdem er schon gefragt hatte, wusste er, dass sie nicht wie Fledermäuse kopfunter hängen würden, wie es sonst ihrer Gewohnheit entsprach. Und sie würden nicht schiere Muskelkraft einsetzen, um den Winkel der anderen, der Stoffsegel zu verändern, denn nicht mal sie waren dafür stark genug. Sie würden sich selbst in den Wind drehen, je nach Anweisung des Rudergängers – anscheinend Forlam –, und diese Bewegung übertrug sich dann per Sensoren auf die relevanten Mast- und Spierenmotoren und Kabelwinden. Ein Großteil ihrer übrigen Arbeit dort oben – das Reffen der Stoffsegel und Veränderungen der Takelage – würden die lebenden Segel über Konsolen an den Masten steuern. Nach wie vor mussten sie viel lernen. Am meisten vielleicht die Zusammenarbeit mit den Artgenossen, da noch nie mehr als ein lebendes Segel pro Schiff gearbeitet hatte.
»Ah, endlich«, brummte Isis Wade. »Der Ausfluss verbalen Abwassers scheint zu versiegen.«
»… und somit taufe ich ohne weitere Umstände dieses Schiff«, verkündete Bloc, »auf den Namen Sable Keech!«
Er zog einen Hebel an dem Gerüst herab. Ein bis dahin getarnter mechanischer Arm knallte mit der Flasche am Ende empor und zerschmetterte sie am Schiffsrumpf. Sofort erzeugten rumpelnde Motoren eine Vibration in der Luft, und die Sable Keech glitt zum Wasser hinab. Janer blickte forschend durch die Menge und sah, dass die Kettenpaletten unter dieser enormen Last sauber liefen. Als sich der Bug ins Wasser pflügte, jubelten die Hooper allesamt; dann folgten die Reifikationen ihrem Beispiel, aber Letzteres schien nur Radau ohne jedes Gefühl zu sein. Die Jubelrufe erstarben, während das Schiff weiter langsam in die Wellen glitt. Hinter ihm wurde der Blick auf die Metallrampe frei, gezeichnet von den Spuren der Laufketten. Das Schiff zog Kabel nach, die aus Motorspulen an Deck liefen und mit Ankern am Ufer verbunden waren. Ein Skelettgolem bediente jede der Spulen. Sobald das Schiff vollständig im Wasser lag, sprang eine der Spulen in Gegenrichtung um und spannte das Kabel links von Janer, wodurch der Bug in eine vorher festgelegte Position drehte und ein anderer Golem an Bord einen Anker auswarf. Das Heck schwenkte weiter nach außen, bis das Schiff parallel zum Ufer lag. Weitere Anker rasselten ins Meer. Jetzt kehrten die Laufpaletten aus dem Meer zurück, und zu Janers Überraschung stieg die Rampe an. Sie kippte in die Horizontale und formte so eine
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