Die grosse Fahrt der Sable Keech
verkraftete die Hülse viel mehr als den Wasserdruck, den er in zwei Kilometern Meerestiefe antraf.
Während die drei Drohnen durch klares Wasser tauchten, strömten Blutegel wie Schwärme flacher Aale auf sie zu, knirschten mit den Mäulern an den Panzerungen entlang und ließen wieder ab. Als ein Blutegel von den Ausmaßen eines kleinen Schiffs Interesse zeigte, zielte Sniper mit einer Waffe auf ihn, die er nur zu gern endlich mal ausprobieren wollte. Sie basierte ansatzweise auf der Pradorunterwasserkanone, ionisierte das Wasser und beschleunigte den superheißen Strahl durch ein Magnetfeld. Sniper nannte das Ding seinen Überzeuger.
»Vergiss nicht, was der Hüter gesagt hat!«, warnte ihn Zwölf.
»Als ob ein paar Egel weniger ein Problem wären!«
Der Egel kam näher. Unter Wasser war sein Körper blattförmig und erzielte seinen schnellen Vortrieb durch langsame, wellenförmige Bewegungen. Er nahm Kurs auf Sniper – die größere Beute –, der Stiel ein sich ausdehnendes, meterbreites Maul, das sich bauschte, um die Drohne ganz zu verschlingen. Sniper feuerte, und es schien, als zuckte eine Stange aus heißem Metall von ihm zu dem Egel hinüber. Superheißer Dampf explodierte und breitete sich in gewaltigen Blasen rings um den Egel aus. Dort, wo der Schuss traf, schmolz das Fleisch des Tieres einfach zu dunklen Wolken, die wie Butter vor einer Explosion davonspritzten.
»Eine wirkungsvolle Waffe«, bemerkte Zwölf.
»Das muss wehgetan haben!«, rief Elf.
Der Egel rollte sich zu einer Kugel zusammen und stieg allmählich inmitten eines Gewirrs aus Blasen auf. Die drei Drohnen drangen weiter in die Tiefe vor.
Weiter unten waren die Blutegel nur noch schläfrige Stränge, die durchs Wasser trieben. Gleißer schwammen hier herum, kamen den Drohnen aber nie zu nahe. Ein Schwarm Boxys schwenkte mit geometrischer Präzision ab, und ein kleiner Heirodont zuckte mit dem senkrechten Haifischschwanz und schwamm mit klappernden Mandibeln an den Drohnen vorbei. Aus der Ferne drang das Stöhnen eines seiner größeren Vettern herüber. Das Wasser war inzwischen trübe, aber Sniper entdeckte rasch eine Bergkette unter ihnen. Sie tasteten den Grund mit präzisen Sonarstrahlen ab und suchten nach irgendeiner Spur des Schiffs. Sniper entdeckte Hänge aus Schalengeröll und einige intakte, aber leere Schalen von solchen Ausmaßen, dass er hätte hineinfahren können.
»Ich nehme eine Breitbandsondierung dieses Gitters vor. Ihr beide sucht eines der Felder ab und beginnt dabei hier«, sendete er. Der Unterwasserantrieb der beiden anderen Drohnen erfolgte durch Wasserstrahlen wie bei einem Tintenfisch, sodass sie mit seinem Schraubenantrieb nicht Schritt zu halten vermochten.
»Nicht nötig«, entgegnete Elf und sendete den beiden Gefährten Koordinaten.
Sie sondierten die angegebene Stelle, fanden den abgebrochenen Mast auf einem Gipfel und suchten dann eine Rutschspur ab, die einen halben Kilometer am Berghang herabführte und an der Stelle endete, wo das in zwei Hälften zerbrochene Schiff lag.
»Sucht nach der Besatzung – sie lebt vielleicht noch«, sendete Sniper.
Hooper konnten, wie er wusste, sogar das überleben.
Die beiden kleinen Drohnen umkreisten die getrennten Hälften des Schiffs und drangen dann jede in eine andere Hälfte ein. Sniper blieb zurück, kartografierte das Wrack und baute in seinem Kortex dreidimensionale Modelle davon. Dort fügte er die beiden Hälften zusammen und korrigierte die Schäden, die offenkundig vom Aufschlag auf dem Unterwasserberg und der langen Rutschfahrt an diese Stelle herrührten. Er brauchte nur wenige Augenblicke, um herauszufinden, dass etwas innerhalb des Schiffsrumpfs explodiert war.
»Niemand da«, sagte Zwölf.
»Überhaupt niemand«, ergänzte Elf.
Sniper fuhr näher an eine Hälfte heran und bezog Stellung über dem Explosionszentrum. Er fuhr einen Tentakel aus, sammelte einen verkohlten Birnstockbalken ein und fuhr mit einem weiteren Tentakel über die verbrannte Oberfläche. Das dichte Meerwasser hinderte Sniper am Gebrauch des Laserspektrometers, also saugte er durch einen Mikroschlauch eine kleine Probe ein und führte sie durch den Tentakel ins Innere der eigenen Hülse, um sie mit dem internen Spektrometer zu untersuchen. Nacheinander entfernte er aus den Ergebnissen die Signatur verkohlten Birnstockholzes und dann die von verbranntem Seekürbisharz und Turbulblutwasser und überhaupt allem, was man normalerweise auf Hooperschiffen fand. Bald hatte
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