Die grosse Fahrt der Sable Keech
aus ihr herausbiss.
»Da fliegen die Golems ab, um den Rest ihrer Dienstverpflichtung bei Cybercorp anderswo abzuarbeiten. Vielleicht tragen später mal einige von ihnen einen Körper wie meinen. Ich beneide sie um solche Wahlmöglichkeiten«, sagte Zephir.
Körper … Stück Fleisch … Blut …
Ehe ihr klar wurde, was sie da tat, versuchte Erlin, die Kreatur über ihr mit den Fingernägeln anzugreifen. Sie war auf einmal so hungrig! Dann erblickte sie unvermittelt die eigene ausgestreckte Zunge vor ihrem Gesicht, und ein Stück weit meldete sich der Verstand zurück. Sie gaffte die abgesplitterten Fingernägel an und erinnerte sich vage, dass sie das Segel schon früher angegriffen hatte. Dann starrte sie wie hypnotisiert auf die dunkelblauen Finger.
»Was tun wir, wenn wir da unten sind?«, fragte eines der beiden anderen Segel. »Wir können sie nicht in diesem Zustand loslassen. Die Lage könnte ein bisschen … hektisch werden.«
»Alle Vorkehrungen wurden getroffen«, entgegnete Zephir.
Der Hüter blickte aus Satellitenaugen auf den Planeten hinab und sah, wie Erlin auf der Insel der Toten eintraf, und obgleich die KI sich nicht eingemischt hatte, spürte sie doch in gewissem Maße, wie ihr ein Stück Verantwortung von den Schultern fiel. Während sie dann durch viele weitere Augen auf Bodenhöhe blickte, spürte sie Frustration. Der Golemagent der uralten Schwarmintelligenz war inzwischen praktisch nicht mehr aufzuspüren. In der angegebenen Zeitspanne waren Tausende Golems eingetroffen und abgereist, einschließlich der dienstpflichtigen, die die Sable Keech gebaut hatten. Das bereitete dem Hüter Sorgen, denn niemand konnte mit Bestimmtheit sagen, wie die Motive oder Absichten der Schwarmintelligenz aussahen. Diese Schwarmintelligenz, die ja alt und nahezu undurchschaubar war, pflegte nicht viele offizielle Kontakte zu Menschen und KIs, obwohl sie über Artgenossen mit jenen sprach, die sich an den Rändern der Polis und ihrer Gesetze bewegten -Menschen, Außerirdischen und KIs. Auf diesem Wege musste sie in den Besitz jener Technik gelangt sein, mit deren Hilfe sie ihre Gedankenprozesse über den Pheromonaustausch hinaus beschleunigte und ihre Augen und Agenten von der Erde aussandte. Die Vermutungen gingen dahin, dass sie wie der jüngere Schwarm zuvor auf Spatterjay nach der Formel für Sprine suchte, aber das war zweifelhaft. Manche behaupteten, eine Abart Hornissen mit Sprine in den Stacheln würde die Körperkraft und fast völlige Unverwundbarkeit der Hooper ausgleichen und die Polis-KIs wären einer solchen Balance gar nicht abgeneigt. Das war ein Mythos, aufgrund dessen eine jüngere Schwarmintelligenz (gerade mal zehntausend Jahre alt), die ihn törichterweise ungeprüft glaubte, hier eine Kolonisierung mit angepassten Hornissen versucht hatte. Hätte sie damit Erfolg gehabt, wären anschließend die Drohnen des Hüters so lange mit Kanistern voller Insektenvertilgungsmittel ans Werk gegangen, bis auch die letzte Hornisse auf dem Planeten tot war.
Die Polis umfasste viele andere Individuen, die potenziell so gefährlich waren wie Hooper: freie Golems, aufgerüstete Menschen, Drachenmenschen und den unaussprechlichen Drachen, auf den sie zurückgingen, sowie diverse weitere Fremdwesen. Darüber hinaus diente die bloße Verfügbarkeit von Sprine schon als Ausgleich. Natürlich hatten Polis-KIs diese Substanz schon lange analysiert und konnten sie mühelos herstellen. Der Hüter wusste, dass nur einen Runcible-Sprung entfernt ein Vorrat an Waffen bereitlag, die das Zeug enthielten. Ein elektromagnetisches Gewehr, das Pfeile mit sprinehaltigen Spitzen verschoss, war jedenfalls wirkungsvoller als jede Hornisse und war noch die schwächste der genannten Waffen. Die Behauptung des jungen Schwarms, er strebte nur nach Waffen für den persönlichen Schutz, wie sie jedem anderen Polisbürger auch zustanden, war ziemlich mau, wenn man bedachte, dass einzelne Hornissen nur einen winzigen Bruchteil des Schwarms bildeten. Hornissen mit Mordstacheln durften einfach nicht geduldet werden, besonders da sie unabsichtlich die begrenzte Bevölkerung einer ganzen außerirdischen Rasse, der Segel, hätten auslöschen können, die ihre unglaublich langen individuellen Lebensspannen dem Virus in ihren Körpern verdankte. Sicherlich wusste das doch der alte Schwarm, was von neuem die Frage aufwarf: Wieso war er hier?
Der Hüter wandte sich nun Dateien zu, die eine seiner Sub-KIs in allen Winkeln der Polis
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