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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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Spur nicht mehr so gut zu sehen war. Vrell hoffte nur, dass die schon erzeugten Störungen unbemerkt blieben, da die Strömungen sie rasch zerstreuten.
    Wie eine gewaltige Unterseestadt, die sich vage an der Form eines Pradorkörperpanzers orientierte (wenn auch nicht mehr Vrells eigenem in seinem jetzigen Zustand), sank das Schiff. Vrell holte die Sonde in ihre Luke zurück, machte es sich bequem und betrachtete die übrigen Monitore, die ihm Ansichten von draußen zeigten. Nicht viele Meeresriesen trieben sich in der Nähe herum, denn sie hatten schnell gespürt, dass sich etwas noch Größeres im Wasser bewegte. Der Meeresgrund war hier eine weitläufige Ebene, übersät mit Schalentrümmern, schwarzen Knochen und hier und da einem Wald aus Kelpbäumen, die Hunderte von Metern aufragten.
    Vrell entdeckte eine große Herde Wellhornschnecken, die wie eine Panzerdivision über den Grund zuckelten, und wurde dann auf die offenen gelben Vaginalspalten aufmerksam, die sich ihm nach einer Sonarmessung als die Mäuler gewaltiger Venusmuscheln präsentierten. Er sah, wie sich Prill mit fünf Meter durchmessenden Untertassenpanzern aufrichteten und das Schiff betrachteten, wobei die Augen wie rubinrote Scheinwerfer an den Rändern entlangliefen, während die Sichelbeine unter dem Körper eingerollt blieben. Dann sprangen die Prill, umwabert von einer Schlickwolke, wie Angriffsboote hoch. In seinem Sanktum hörte Vrell ferne Knall- und Scharrgeräusche und verfolgte auf einem Bildschirm, wie die frustrierten Tiere wieder davonsanken. Nur zu gern hätte er einige der Schiffswaffen gegen sie eingesetzt, aber auch das wäre zu auffällig gewesen. Nach Stunden Fahrt erreichte das Schiff einen Seitengraben, der in den Lamarck hinabführte.
    In diesem riesigen Tiefseegraben hatte Ebulan das Schiff ursprünglich versteckt, und somit war durchaus möglich, dass jede neue Suche nach ihm hierher führte. Allerdings war der Graben Tausende Kilometer lang und an manchen Stellen viele Kilometer tief. Falls Vrell das Schiff gut versteckte und keine aufspürbare Energiesignatur erzeugte, dann glaubte er gute Chancen zu haben, dass man ihn nicht entdeckte. Er machte es sich bequem und versuchte, so etwas wie Freude über seine vollbrachten Leistungen zu empfinden, spürte dergleichen aber seltsamerweise nicht. Er fühlte eine Leere in sich, so etwas wie Hunger oder den Mangel an einem Suchtmittel. Sicherlich ging dieses Gefühl auf Veränderungen zurück, die das Virus an seinem Körper bewirkte – und worüber er mehr erfahren musste. Da er jetzt etwas Luft hatte, rief er eine Datei auf, die er zuvor in der breit gefächerten Sammlung seines Vaters gefunden hatte. Sie ging auf die Abschlussphase des Krieges zurück, als die Prador ihre Drohnen und Heranwachsenden, aber vor allem Armeen von Leermenschen für Bodenangriffe gegen Polisplaneten eingesetzt hatten. Vrell fand es interessant zu erfahren, dass schon vor ihm Prador mit dem Virus infiziert worden waren. Jetzt machte er sich daran, die Geschichte ihrer katastrophalen Rückkehr ins Zweite Königreich zu sichten.
     
    Wie er da bei Kapitän Ron und den übrigen Hoopern stand, betrachtete Janer du. Menschenmenge ringsherum und bemühte sich, nicht auf den gelegentlichen Hauch von Verwesung zu achten, der seine Nase erreichte. Hier fand eine Versammlung der lebenden Toten statt, und obwohl er seit vielen Tagen hier war, konnte er sich immer noch nicht an sie gewöhnen. Ganz vorn standen in ordentlichen Reihen Blocs Kladiten, alle in Grau, die Helme und Masken unter den Armen, die Laserkarabiner über den Rücken gehängt.
    Hier um Janer herum standen die übrigen Reifis. Manche zeigten eine Mischung von Moden, als hätte der Tod jeweils die Zeit für sie eingefroren. Die anderen steckten in nützlichen Sachen, ähnlich denen, die Keech getragen hatte, als Janer ihm zum ersten Mal begegnete, aber nicht unbedingt in langweiligen Grauschattierungen. Nur wenige zeigten tödliche Wunden wie Taylor Bloc da oben auf der Plattform oder wie Aesop, obwohl an manchen Reifis Spuren von Gewebereparaturen zu sehen waren oder Abdeckflicken, häufig mit Verzierungen. Viele andere präsentierten sich einfach als die üblichen eingeschrumpften Individuen, und Janer vermutete, dass ihre Todesursachen entweder außer Sicht repariert worden waren oder heute durch ihre barocke Kleidung verdeckt wurden, falls überhaupt. Viele Wege führten zum Tod, auch solche, die keine sichtbaren Verletzungen mit sich

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