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Die große Verschwendung

Die große Verschwendung

Titel: Die große Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schoemel
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handelte, dessen Hände die Brüste der Frau heftig quetschten. Der Kamerablick senkte sich, Glabrecht schaute jetzt an sich hinunter, sah seinen durchtrainierten schwarzen Bauch, links und rechts die Beine der Frau, die sie offenbar auf seine Schultern gelegt hatte. Er verfügte über einen gigantischen Schwanz. Das ölig-glänzende Rohr stieß mit elementarer Schönheit in den schmalen Unterleib hinein, zog sich zurück, stieß wieder zu, immer wieder, in gleichförmiger Apathie. Auch die Anfeuerungsrufe aus dem jetzt unsichtbaren Gesicht der Gepfählten zeigten keine Modulation. Gerade, als es begann, langweilig zu werden, verließ Glabrecht die Vagina, die eine Sekunde lang weit und rosa offen stand. Mit der rechten Hand drückte er den Schwanz nach unten, kannte kein Pardon, fuhr mit einem einzigen machtvollen Stoß in den Darm der Schönen ein und veranlasste sie dadurch zu einem spitzen »aïe!«. Offenbar handelte es sich um eine geborene Französin. Zunächst bewegte er sich jetzt etwas einfühlsamer und vorsichtiger, fand aber bald seinen Rhythmus wieder, und auch sie dort unten nahm ihr »oh yes, fuck me harder!« wieder auf. Es war außerdem jenes völlig unverwechselbare fleischige Klatschen zu hören, wie es ausschließlich beim engagiert ausgeführten menschlichen Geschlechtsverkehr entsteht. Die weißfellige Lilli, die vorhin zusammen mit Glabrecht ins Zimmer gekommen war – der hatte das, im Eifer des Gefechts, völlig vergessen –, sprang plötzlich auf den Schreibtisch und wandte sich schnurrend um die Kante des Bildschirms, als wolle sie in Schönheitskonkurrenz mit der Pornodarstellerin treten. Eine Sekunde lang fühlte sich Glabrecht von dem Kätzchen verspottet, und er scheuchte das Tier vom Tisch.
    Blasen, eventuell Lecken, Vaginalverkehr, Analverkehr, Mehrfachpenetrationen aller Art, fast immer die gleiche Abfolge – es herrschte eine stumpfe und düstere Liturgie in diesen Filmen, bis hin zur unheiligen Kommunion, wenn der Knienden, deren Gesicht in Anbetung verklärt war, das Sperma gereicht wurde, in den offenen Mund, auf die herausgestreckte Zunge, wie früher die Hostie in der katholischen Messe, als Glabrecht Messdiener war und, neben dem Pfarrer hergehend, ein silbernes Tablett unter die Münder der Gläubigen halten musste, für den Fall, dass der Leib des Herrn von einer Zunge abstürzte.
    Trotz der Ödnis, die er allerdings eher registrierte als empfand, klickte er weitere Szenen aus diesen schwarzen Messen an, immer neue. Es half ja alles nichts! Das Krafttraining hatte den Testosteronspiegel gehoben, es liefen heiße Geilheitsströme durch den Glabrechtschen Körper. Das Genital gehorchte den Bildern, holzhart war es, obwohl sein Besitzer doch gerade eben noch überhaupt nicht bei der Sache gewesen war, was immer die Sache sein mochte.
    Zehntausende tatsächlich schöner junger Frauen mussten es sein, mit wunderbaren Körpern, die das alles offensichtlich recht gern mit sich machen ließen, was Glabrecht da sah und was er hätte sehen können, wenn er monatelang weitergeklickt hätte. Es waren die gleichen jungen Frauen, die er während der Casting-Shows in den sommerlichen Innenstädten als unnahbare arrogante Beherrscherinnen der männlichen Wunschwelt erlebte. Sie fuhren nach Los Angeles, und zum Beispiel lutschten sie die Schwänze, die vorher im eigenen Enddarm oder in demjenigen der Kollegin gesteckt hatten. Sie schluckten das Sperma von zwanzig Männern, eines nach dem anderen. Eine unfassbare Tatsache war das, eines der größten Mysterien überhaupt für Glabrecht, jedenfalls größer als das Rätsel des Kosmos.
    Na gut, einen einzigen Grappa durfte er wohl trinken! Was sollte die Prinzipienreiterei? Niemand würde das sehen, auch nicht diese dumme junge Frau, diese Adriana, die ihm nicht mailte. Sowieso war sie nichts als eine schwachsinnige Projektion des alten Glabrecht, für den das Leben kein Dauerglück bereitgehalten hatte. Der Schnaps würde die segensreiche Wirkung des Opipramols verstärken! Die Flasche und ein frisches Glas standen auf einem silbernen Tablett. Alicija, die polnische Haushälterin, sorgte auch hier für Ordnung. Glabrecht erhob sich, mit inzwischen heruntergelassener Hose tat er das, wobei sich sein Schwanz schmerzhaft unter der Schreibtischplatte verfing und anschließend gegen seinen Unterbauch klatschte. Lilli kauerte auf der Fensterbank, schnurrte und beobachtete die Szene. Empört nahm Glabrecht einen großen Zug direkt aus der Flasche,

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