Die große Volksverarsche
soll aber nicht nur entnehmen, sondern darf gegebenenfalls auch gerne hinzufügen, zum Beispiel Eigenfett gegen Falten oder ein Eight-Pack-Implantat für den Waschbrettbauch. Selbst Penis Enlargement wird nicht nur in den USA eifrig angepriesen ...
Ob Männlein oder Weiblein:
Wer schön sein will, muss zahlen.
Erst Bierchen, Burger und Pralinen, dann kostspieliges Implantat oder Absaugen per OP mit Vollnarkose. Ganz ohne Diät. Ganz ohne die Quälerei in der Fitnessbude. Wie praktisch. Vor allem für die Lebensmittelindustrie und die Schönheitsbranche. Die eine verführt und mästet uns Konsumenten mit überzuckerten, fetttriefenden
Produkten; Fett und Zucker sind schließlich wunderbare Geschmacksträger, die, sofern sie im Verhältnis 40: 60 kombiniert werden, sogar Suchtpotenzial entwickeln. Und nun raten Sie mal, welches Fett-Zucker-Verhältnis die meisten industriell hergestellten Kekse, Süßspeisen und Fertiggerichte haben ... Und die Schönheitsbranche? Die packt uns bei unserer Eitel- und Bequemlichkeit, indem sie uns das Blaue vom Beautyhimmel verspricht: Fettverbrennungstabletten, Schlankheitsdrinks, Detox-Tees, Straffungscremes. Sichtbare Ergebnisse bei regelmäßiger Anwendung. Garantiert. Denn etwas schmilzt bestimmt: das eigene Bankguthaben.
KONSUMENTEN-NAVI
Vorsicht vor vermeintlichen Schlankmachern aus dem Internet! Vor allem Importpräparate enthalten oft extrem gefährliche Substanzen in hoher Dosis. 26
Und wem das Loch im Portemonnaie die Sorgenfalten auf die Stirn treibt, der kann sich ja mit der Lift Effekt Mimik Relax Maske trösten: reich an bioaktiven Inhaltsstoffen, dermatologisch getestet und hyperallergen ...
KONSUMENTEN-NAVI
Dermatologisch getestet, hyperallergen, unter ärztlicher Aufsicht entwickelt ... Solche Begriffe und Aussagen sind rechtlich nicht geschützt und somit nichts weiter als heiße Luft bzw. kosmetische Augenwischerei.
Ja, die Kosmetikwerbung versteht es prächtig, den gutgläubigen Konsumenten mit fachlich konnotierten Begriffen wie Aktivformel, hautregulierend und Zellerneuerungsfunktion um den Finger zu wickeln. Hier noch eine pseudowissenschaftliche Grafik, dort ein seriös klingendes Wirkversprechen (»Beruhigt intensiv und lang anhaltend«) samt glatt retuschiertem Antlitz ... und fertig ist die als gut gemeinte Information getarnte Reklame. Entsprechend erfreut dürfte die Branche über den Fauxpas gewesen sein, der dem Gesetzgeber kürzlich bei der Neuregelung des Heilmittelwerbegesetzes 27 unterlaufen ist. Denn bestimmte Werbeverbote, die zuvor für Kosmetika und Arzneimittel galten, beziehen sich plötzlich nur noch auf Arzneimittel. Ein simpler, aber folgenreicher Redaktionsfehler, den der Kosmetik- und Medizinrechtler Gunnar Sachs aufgedeckt hat. 28 Demnach dürften Kosmetikprodukte (z. B. Nahrungsergänzungsmittel) und Gegenstände zur Körperpflege bzw. Fettreduktion wie das Ultraschallgerät für zu Hause nun sogar krankheitsbezogen von Wissenschaftlern empfohlen (»Kittel-Werbung«) und mit »medizinischen« Abbildungen zu Wirkvorgängen beworben werden. Tja, dumm gelaufen, denn somit hat Deutschland plötzlich das lascheste Kosmetikwerbegesetz in der EU ...
Wenn es um Kosmetikwerbung geht, ist auch das Wörtchen »natürlich« nicht weit. Gerade bei künstlichen Verschönerungsmaßnahmen liegt Natürlichkeit seit Jahren im Trend. Insofern war der Pharmakonzern Merz Pharma mit seinem Traditionsslogan »Natürliche Schönheit kommt von innen« ein echter Trendsetter. »Du siehst ja super erholt aus« heißt deshalb heute oft nichts anderes als »Deine Botoxbehandlung war echt erfolgreich«.
Auch gekaufte Schönheit ist vergänglich.
Inzwischen werben Kosmetikhersteller sogar schon mit dem »Botox-Effekt«. Dafür müsste die Wundercreme allerdings eine so hohe Dosis der Wirksubstanz aufweisen, dass sie nicht mehr frei verkäuflich, sondern ein Arzneimittel wäre. Tatsächlich gibt es in der kosmetischen Industrie nur wenige Substanzen, die in der erlaubten Dosis durch die Haut dringen und Effekte hervorrufen können. 29 Eine davon ist das Vitamin C. Doch damit es überhaupt irgendetwas bewirkt, muss die Creme nicht nur eine Vitamin-C-Konzentration von mindestens zwölf Prozent haben, sondern auch einen möglichst neutralen pH-Wert. Keine einfache Angelegenheit für die Damen und Herren Chemiker, weshalb die meisten Produkte, die sich damit schmücken, Vitamin C zu enthalten, getrost als Mogelpackung bezeichnet werden können. Dasselbe gilt
Weitere Kostenlose Bücher