Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die große Volksverarsche

Die große Volksverarsche

Titel: Die große Volksverarsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Jaenicke
Vom Netzwerk:
übrigens auch für den In-Wirkstoff Hyaluronsäure und das Vitamin A (Retinol): Ohne die richtige Formulierung (Zusammensetzung) geht gar nichts ... Alle anderen angepriesenen Stoffe in Cremes und Seren bleiben an der Hautoberfläche, genauer an der Hornschicht kleben, wo sie bestenfalls zeitweilig befeuchten, fetten und duften, ohne der Haut zu schaden. Denn jeder Inhaltsstoff, ob nun natürlichen Ursprungs oder synthetisch hergestellt, ist und bleibt ein Fremdstoff und somit ein mögliches Allergen. Als besonders allergieträchtig gelten Parabene. Dieser billige Konservierungsstoff, der zudem unter dringendem Verdacht steht, Krebs zu verursachen, wird in unzähligen Kosmetikartikeln verwendet, vom Haarshampoo bis zur Fußcreme, aber auch in Nahrungsmitteln und Medikamenten. In den USA, wo die Angst der Unternehmen, auf Schadensersatz verklagt zu werden, sehr viel größer ist als bei uns, werden
Kosmetikprodukte ohne Parabene seit Jahren ausdrücklich als »Parabene-free« beworben.

    Aus dem Nähkästchen: Ein Kollege meines Vaters, der von Beruf Chemiker war, führte Ende der 1960er einen interessanten Versuch mit 500 Studenten der University of Pittsburgh durch. Sie sollten sich einen Monat lang den linken Arm mit Duschgel oder Seife waschen, den rechten Arm nur mit Wasser. Ergebnis: Der Säureschutzmantel der Haut am linken Arm war zerstört, Allergien, Reizungen, Entzündungen und Parasitenbefall weitaus häufiger bzw. ausgeprägter als am rechten Arm. Als mein Vater uns während des Abendessens von diesem Test erzählte, war ich kleiner Steppke schon beeindruckt, wie clever die Seifen- und Creme-Hersteller gleich doppelt abkassieren: Sie verkaufen uns ein Produkt, das unsere Haut beschädigt, und anschließend eins, das sie wieder reparieren soll.

    »Reizende« Duftstoffe (Fragrance/Parfum/Alpha-Isomethyl Ionone) sowie aus Erdöl gewonnenes Silikonöl (Dimethicone) sind für die Hautpflege ebenfalls alles andere als geeignet. Silikonöl macht die Haut »fühlbar geschmeidig« – solange es nicht abgewaschen wird. Nach dem Waschen ist die Haut nämlich nicht nur wieder genauso trocken oder rau wie vorher, sondern auch noch verstopft. Sprich, sie kann nicht mehr frei atmen, was wiederum die hauteigene Regenerationskraft schwinden und die Haut altern lässt. Kein Wunder, schließlich werden auch Fliesenfugen mit Silikon verdichtet ... Da ist es schon sehr erstaunlich, wie dreist selbst hochpreisige Kosmetikmarken wie »jane iredale. The Skin Care Makeup« sich damit brüsten, ein Make-up anzubieten, »das unserer Haut guttut« – obwohl einige Produkte nachweislich Dimethicone enthalten. Aber zum
Glück gibt es ja das weitverbreitete Polyethylenglykol (PEG), das die Poren wieder künstlich öffnet und damit durchlässiger macht – dummerweise auch für alle möglichen Umweltgifte ... Ein weiterer beliebter Inhaltsstoff in Kosmetika ist das Feuchtigkeit spendende Glycerin. Diesen Stoff finden wir nicht nur in Körper- und Gesichts-, sondern auch in Schuhcreme. Ist das Glycerin in einer Hautcreme allerdings zu hoch dosiert, hat es die gegenteilige Wirkung und trocknet die Haut aus. Bei den Inhaltsstoffen sollte Glycerin also nicht unbedingt an zweiter oder dritter Stelle stehen. 30 Kurzum: Die Kosmetikindustrie ist eine nimmersatte Spinne, die schon bei den kleinsten Konsumenten beginnt, ihr lukratives Netz aus Waschlotion, Körperölen und -cremes zu weben, bis schließlich zwölfjährigen Mädchen das erste, ganz natürlich wirkende Make-up für die junge (Problem-)Haut aufgeschwatzt wird, um dann den Mittzwanzigern ihre bedrohlichen ersten Falten samt der richtigen Pflege vor Augen zu führen ...
    Selbst Birgit Huber, die stellvertretende Geschäftsführerin des Industrieverbands Körperpflege und Waschmittel (IKW), macht keinen Hehl aus der Abhängigkeit, in die uns die Spinne Kosmetikindustrie hineinlocken will: »Ab dem 25. Lebensjahr treten erste Fältchen auf, dagegen helfen Anti-Aging-Produkte. Aber nur solange man sie benutzt. Setzt man sie ab, sind die Falten wieder da.« 31 Logisch. Schließlich können die Hersteller nur mit kurzzeitigen Sofortverjüngungseffekten arbeiten. Entweder wird die obere Hornschicht so stark durchfeuchtet (z. B. mit Hyaluronsäure), dass es zu einer Mikroaufquellung kommt und die Haut für wenige Stunden etwas praller wirkt, oder es wird eine Celluloseart eingesetzt: Sobald die Cellulose auf der Haut antrocknet, spannt sie und ruft einen optischen Straffungseffekt

Weitere Kostenlose Bücher