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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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möchte aber nicht auf einem harten Felsen liegen. Ich möchte in einem weichen Bett liegen – ich muss mich wirklich ausruhen .*
    Er nickt langsam, kaut, sagt jedoch kein Wort. Ich versuche es erneut.
    * Wenn du Angst davor hast, Menschen zu begegnen, dann lass dir gesagt sein, dass in Premia jede Menge davon auf dich warten … *
    * Ich werde Menschenland betreten, weil wir deinen Vater und seine Magie brauchen. Aber dazu müssen wir zuerst lebend unser Ziel erreichen .*
    Die Tauben lassen sich flatternd auf seinem Geweih nieder und blinzeln mich an.
    * Versteh doch, wir trauen anderen Menschen nicht so, wie wir dir vertrauen .*
    * Ja. Trau mir nicht, Menschling *, sagt Weiße Taube, die wie aus dem Nichts aufgetaucht ist und sich auf den Rücken des Hirschs gesetzt hat.
    * Wie oft soll ich es noch sagen – da ist niemand mehr. Aber ein Feuer ist noch da, und das wird mich wärmen *, rufe ich beschwörend. Mit jeder Sekunde wird mir schwindliger.
    * Ja *, antworten die Grauen Tauben. * Aber die Menschen machen ein Feuer, um Tauben darüber zu rösten. Seit jeher zünden sie aus genau diesem Grund Feuer an .*
    * Es ist ein großes Entgegenkommen, dass wir dir überhaupt einen Funken Vertrauen schenken .* Kleiner Wolf imitiert den Hirsch und versucht, älter zu klingen, als er ist.
    Verärgert stampft der alte Hirsch mit dem Fuß auf. Er schüttelt den Kopf, sodass die Tauben ins Gebüsch flattern und das Wolfsjunge sich erschrocken wegduckt.
    * Genug geschwätzt – ihr benehmt euch alle wie dumme kleine Kitze. Wir marschieren weiter .*
    Während ich ihrem Geplänkel lausche, bedrängt mich plötzlich ein Gedanke, ja, er trifft mich wie ein Rammbock. Das Feuer hinter meinen Augen, das Zittern, die Übelkeit. Mein Verstand und mein Leib verbrennen. Ich hätte mich nie auf diese Unternehmung einlassen dürfen, ich hätte nie die Sicherheit von Mentorium aufgeben dürfen, um mich ihnen anzuschließen.
    Es gibt schließlich einen guten Grund dafür, dass das freie Land von den Menschen gemieden wird und alle Tiere verschwunden sind.
    Der Grund ist eine tödliche Krankheit.
    Und nun habe ich mich angesteckt.

Kapitel 16
    Das ist es. Ich habe die Rote Pest. Es gibt keine andere Erklärung dafür.
    Zitternd lasse ich den Ast fallen. Der Schweiß rinnt nur so an mir herab.
    * Ich habe mich geirrt. Ich kann euch nicht helfen .*
    Der Hirsch senkt den Kopf und schweigt.
    * Versteht ihr mich? Das ist alles eure Schuld! *
    Sie starren mich stumm an. So als wären sie einfach nur Tiere und keiner Sprache mächtig.
    Na schön – vielleicht ist es besser so. Ich drehe mich um und laufe den Hügel hinunter, über das zerdrückte Gras, rutschend, schlitternd, dorthin, wo die Kamine sind, ich werde immer schneller, fliehe von den Tieren hin zu den Häusern.
    Ich drehe mich nicht nach ihnen um. Ich schaffe es nicht.
    Denn ich weiß genau, dass sie mir nicht folgen.
    Also renne ich weiter, durch den Wald aus stachligen Bäumen.
    Mein Schal verfängt sich im Geäst …
    Ich stürze der Länge nach hin und lande im Matsch …
    Schlage mir an einem Felsen das Knie auf, komme wieder auf die Füße …
    Ich laufe unglaublich schnell; alles, was ich tun muss, ist tief Luft holen und aufrecht bleiben.
    Vor meinen Augen tanzen Sterne. Je länger sie tanzen, desto normaler erscheint es mir. Auch daran kann man sich gewöhnen.
    Hinter mir knackt ein Zweig, vielleicht habe ich ihn auch selbst entzweigetreten. Es ist mir egal. Es ist mir egal, ob mich jemand entdeckt. Ich brauche Hilfe, ich brauche Medizin, einen Arzt – irgendetwas.
    Der weiche Untergrund geht in einen Kiesweg über, der zwischen zwei alten verwitterten Steinpfosten hindurchführt.
    In meinem Kopf dreht sich alles, so aufgeregt und verwirrt bin ich. Auf den Torpfosten steht etwas geschrieben – verwitterte Buchstaben, die jemand eingeritzt hat, sie verschwimmen vor meinen Augen. Mit dem Finger fahre ich sie nach.
    STURMHÖHE
    Genau zwischen den Steinpfosten, am anderen Ende eines weitläufigen Grundstücks und umgeben von windschiefen Bäumen, sehe ich nicht nur die Kamine, sondern auch das dazugehörige Haus. Es ist so groß und alt, dass es ein Museum sein könnte. Bestimmt hat es an die hundert Fenster und Türen.
    Aber solange sich hinter diesen Türen ein Bett befindet, soll mir das recht sein.
    Die Fenster sind nicht erleuchtet und von den Türen blättert die Farbe ab. Der Weg mündet in einen runden Vorplatz, zwischen dessen Pflastersteinen das Unkraut wuchert.
    Ich

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