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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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schmerzhaftes Ziehen.
    * Ich bin nicht wie ihr! Ich kann dieses Zeug nicht essen .*
    *Nun gut *, sagt der Hirsch. * Wie du willst. Wir müssen trotzdem weiter. Bald kommt die Dämmerung, es ist wichtig, dass wir das Tageslicht ausnützen .*
    Er richtet sich zu seiner vollen Größe auf und wartet. Sie alle schauen mich an und warten.
    Ich schüttle den Kopf, denn ich kann es kaum glauben, dass ich tatsächlich etwas esse, das aus der freien Natur stammt. Vorsichtig lege ich eine Beere auf meine Zungenspitze, dann lasse ich sie in den Mund rollen. Sie ist süßer, als ich dachte. Fast saftig. Langsam, eine nach der anderen, esse ich so viel wie möglich von den Beeren, die mir Weiße Taube übrig gelassen hat. Dann nehme ich die Nüsse und schlage sie gegen die Unterseite des Felsens. So komme ich an das grünlich weiße Mark heran. Auch die Nüsse schmecken besser, als sie aussehen.
    Den Rest überlasse ich dem General, der alles blitzschnell verputzt. Mit seinem gewohnt durchdringenden Blick schaut der Hirsch uns dabei zu, doch er kann es offensichtlich kaum abwarten, bis wir endlich fertig sind. * Wir dürfen nicht länger herumtrödeln. Steig auf* , mahnt er streng .
    Noch immer verschlafen ziehe ich mich auf seinen Rücken und schon sind wir wieder unterwegs. Im Zickzack geht es über die felsbedeckten Hänge hinab ins Tal. Allmählich wird es heller, sodass man eigentlich besser sehen müsste, aber weiße Wolkenschwaden wälzen sich von den Bergen herab und wir waten durch den Nebel.
    Mir geht es nicht gut. Ein stechender Schmerz pocht hinter meinen Schläfen und mein Magen krampft sich zusammen. Es wird immer schlimmer, aber ich darf nicht klein beigeben, ich muss mich weiter an dem nassen Fell festklammern. Es ist kalt, und trotzdem durchflutet mich eine merkwürdige Hitze, ein Umstand, über den ich lieber nicht nachdenken will.
    Zum ersten Mal, seit wir unterwegs sind, kommt der Hirsch richtig ins Straucheln. Fast wäre er gestürzt. Mein Magen rebelliert, als ich auf die Seite rutsche und sehe, weshalb er gestolpert ist. Denn plötzlich umhüllt uns Nebel, hinter uns, vor uns – wohin ich auch schaue, ist Nebel, der wie Dampfwolken aus einem Wasserkessel aufsteigt. Die Senke ist jetzt enger geworden und wir laufen nun nicht mehr auf Gras, sondern steinigem Untergrund. Der Hirsch beginnt über unwegsames Geröll zu klettern.
    Jeder Schritt hallt von den steilen Hängen wider. Der General lugt aus meiner Tasche hervor und prüft die Luft.
    * Ich mag dieses Tal nicht* , nörgelt er. * Unsereiner wird auf solchem Gelände allzu leicht zerquetscht .*
    Es ist ein Felsental, das aus dem Berg gesprengt und gegraben wurde. Durch die zerrissenen Nebelschwaden sehe ich Umrisse von Kranarmen mit triefend nassen Ketten und von Rost zerfressene Bagger. Auf der anderen Seite der Senke steht eine verlassene Blechhütte, die Tür hängt offen in den Angeln und quietscht leise im Wind. Wohin man schaut, türmt sich nass glänzender dunkelroter Schiefer. Der Schiefer ist überall, er verschwimmt vor meinen Augen. Plötzlich höre ich aus dem Nebel ein Knacken.
    Es ist das Knacken einer Steinplatte, die an eine andere stößt.
    * Hast du das gehört?* , frage ich leise.
    Der Hirsch gibt keine Antwort, aber er sucht sich seinen Weg zwischen glitschigen Schieferplatten und hellbraunen Pfützen noch vorsichtiger und aufmerksamer als zuvor. Die Tauben sind verschwunden, verborgen hinter dünnen weißen Wolkentüchern.
    Da höre ich wieder ein Geräusch, es kommt von den felsigen Hängen etwas weiter oben. Der Hirsch bleibt stehen, seine Nasenflügel beben. Es ist unglaublich, wie unbeweglich er sein kann; wir stehen da, als wäre er aus Stein gehauen und nicht aus Fleisch und Blut.
    Aber ich bin dazu nicht in der Lage, außerdem muss ich niesen. Das laute Geräusch hallt in dem Felsenkessel wider.
    Der Hirsch rührt sich nicht und sagt kein Wort.
    Wieder ein Knacken. Diesmal ist es höchstens zwei Meter von uns entfernt. Ich muss an den gepanzerten Wagen der Jäger denken, an die getönten Fensterscheiben, und es überläuft mich kalt. Dann ein Krachen – lauter, näher und ganz bestimmt nicht zufällig. Irgendetwas bewegt sich über die Schieferplatten.
    Der Hirsch verharrt an Ort und Stelle und zieht die Luft ein.
    Plötzlich höre ich ein scharrendes Geräusch hinter uns, so als ob etwas oder jemand den Abhang herunterrutscht.
    Einen Moment lang ist es ruhig, dann geht eine weitere Gerölllawine ab. Ich verhalte mich ganz

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