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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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schaffst du es, deine Forderungen zu stellen?«
    Eine Zeit lang herrscht Stille, unterbrochen nur vom sanften Schnurren der Katze, die es sich inzwischen auf dem Schoß des Mädchens bequem gemacht hat. Ich spüre, wie der General in meiner Jackentasche vor Ungeduld zappelt.
    »Okay«, sagt das Mädchen, als würde sie eine Frage beantworten, die ich aber gar nicht gestellt hatte. »Dann lass es uns mal anders versuchen.« Sie fängt an, in dem heillosen Durcheinander, das uns umgibt, nach etwas Bestimmtem zu suchen. Schließlich holt sie eine schon etwas ramponierte, rechteckige Schachtel hervor und schiebt sie zu mir. Misstrauisch frage ich mich, was für ein merkwürdiger, wenn nicht sogar verfaulter Inhalt sich darin befindet.
    »Na los! Mach auf!«
    Ich balanciere die Schachtel auf meinen Knien und öffne den Deckel. Wider Erwarten ist kein verrottetes Zeug darin, sondern ein Pappbrett, das sich ausklappen lässt und auf dem sich verschiedenfarbige, nummerierte kleine Vierecke aneinanderreihen und kreuzen. Außerdem noch seltsame kleine Gestelle und ein verschnürter Beutel.
    Ich blicke sie verständnislos an.
    »Fang an, Kidnapper! Du bist am Zug!«
    Verwirrt kippe ich den Inhalt des Beutels in die Schachtel. Lauter kleine Buchstabenplättchen fallen heraus. Das Mädchen tippt mit dem Fuß gegen das Brett.
    »Verrate mir deinen Namen, dann kriegst du einen Schluck Wasser.«
    Langsam begreife ich, worum es geht. Ich fische eine Reihe von Plättchen heraus und lege sie nacheinander auf das Brett.
    K E S T E R
    Das Mädchen beugt sich vor und wirft einen Blick auf die Buchstaben, ich hingegen behalte das Gewehr im Auge.
    »Das sind nur zehn Punkte, Kidnapper, und du hast nicht einmal den doppelten Wortwert erzielt.«
    Schulterzuckend strecke ich die Hand nach der Wasserflasche aus. Nach kurzem Zögern reicht sie mir die Flasche.
    Ich schraube schnell den Deckel ab und nehme einen langen, ausgiebigen Schluck, vielleicht den besten meines Lebens.
    »Ich weiß ja nicht, woher du kommst, Kidnapper Kester. Du könntest weiß der Himmel wer sein. Dir ist schon klar, dass du dich hier draußen eigentlich gar nicht aufhalten darfst.«
    Sie dreht sich um und wirft einen Blick aus dem Fenster. »Man hat schon alles Mögliche versucht, um uns zu vergraulen. Aber hier ist unser Familiensitz. Und das schon seit Ge-ne-ra-tio-nen.« Sie betont jede einzelne Silbe, um das Wort nur ja richtig auszusprechen. »Beim letzten Mal mussten wir uns sogar auf dem Dachboden verstecken.«
    * Oh, erinnere mich bloß nicht daran *, stöhnt Sidney. Ein nicht enden wollender Hustenanfall schüttelt ihren dürren Körper, und sie zittert, als hätte sie eine mit dem Elektroschocker verpasst bekommen. * Sie hat mich in einen Koffer gesperrt, damit ich uns nicht durch ein Geräusch verrate. Mich! In einen Koffer! Kannst du dir das vorstellen? *
    Ja, kann ich. Und ich finde, es klingt wie eine ziemlich gute Idee.
    »Nun mach schon!«, sagt das Mädchen und sticht mir fast das Auge aus, als sie mit dem Gewehr direkt vor meinem Gesicht herumhantiert. »Sag mir, wo du herkommst, Kidnapper.« Sie lässt mich keine Sekunde aus den Augen, während ich die einzelnen Buchstaben zusammensuche.

    Sie reckt den Kopf, liest und rümpft die Nase.
    »Die Facto-Schule? Na das ist ja ganz was Tolles.« Sie wirft einen vielsagenden Blick auf das Gewehr, das noch immer auf ihren Knien ruht und direkt auf mich gerichtet ist. »Du musst ein ziemlich gefährlicher Typ sein, wenn du von dort abgehauen bist.« Sie lässt ihren Blick zum Spielbrett schweifen, dann starrt sie wieder mich stahlhart an. »Ich frage dich noch einmal und diesmal solltest du dir eine klügere Antwort überlegen. Was hast du hier in der Zone zu suchen?«
    Nach einem tiefen Atemzug fange ich an, eine Reihe von Wörtern auf das Brett zu legen, ich schiebe Buchstaben hin und her und tausche aus, bis ich meine ganze Geschichte erzählt habe.
    »Ich hoffe, du hältst dich an die Regeln. Sonst funktioniert das Ganze nicht.«
    Prüfend betrachte ich noch einmal das Resultat meiner Bemühungen, bevor ich das Brett umdrehe, damit sie besser lesen kann. Eine Weile starrt sie auf die zusammengesetzten Wörter, dann blickt sie hoch – und schüttelt den Kopf.
    »Das ist die dämlichste Geschichte, die mir je untergekommen ist. Sprechende Tiere? Hältst du mich für einen Dummkopf? Selbst wenn sie sprechen könnten, was ganz unmöglich ist, so gibt es doch längst keine Tiere mehr. Sidney ist das letzte

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