Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)
ist nicht krank! Sie hat sich nicht infiziert! Wir haben alle Anweisungen befolgt!«
»Ach ja?«, sagt Captain Skuldiss. »Und warum zittert sie dann?« Sein Gesicht verfinstert sich, als er mich ansieht. Er drückt die Krücke fester auf den Schwanz der Katze.
»Und warum hat sie dann rote Augen ?«
»Nein! Sie verstehen das falsch!«, sagt Polly.
»Ganz im Gegenteil. Ich verstehe nur zu gut, kleines Mädchens.«
Langsam dreht sich Captain Skuldiss zum Transporter um und stößt einen hohen Pfiff aus. Die Türen gleiten zur Seite und zwei Männer klettern heraus.
Sie tragen Schutzmasken und Gummihandschuhe, die wasserfesten Hosen haben sie in ihre schweren Stiefel gesteckt. Ihre Gewehre sind größer als das von Polly. Über ihren Schultern hängen Stricke und Fangnetze und von den Gürteln baumeln Betäubungspfeile.
Es sind Keuler.
Kapitel 21
Polly geht auf die Knie und krallt sich in meinen Arm.
Der erste Keuler kommt mit großen Schritten auf uns zu und zerrt Sidney mit seinen Gummihandschuhen unter der Metallklaue hervor. Sie versucht sich zu wehren, ist aber zu schwach dazu. Der Handlanger schafft sie die Stufen hinab und bringt sie zum Transporter.
Polly schreit auf.
»Gebt sie zurück! Gebt sie zurück! Wo bringt ihr sie hin?«
Sie lassen Sidney auf den harten Metallboden fallen wie einen Sack Kohle. Während sie in die hinterste Ecke kriecht, richtet Captain Skuldiss seine Krücke auf uns. Ich möchte nicht wissen, welche Überraschungen die Krücke sonst noch bereithält.
»Nun zu euch, Kinderchen. Ihr haltet euch verbotenerweise auf abgesperrtem Gelände auf. Marsch, marsch, im Laufschritt bitte!«
Polly ist schon auf halbem Weg zum Transporter. »Ich würde nie zulassen, dass Sidney ohne mich weggebracht wird!«
Ich springe die Stufen hinunter und renne ihr nach. Der General ist gut in meiner Tasche versteckt. Kopfschüttelnd folgt uns Captain Skuldiss, als Polly und ich durch die offene Seitentür ins Innere hechten.
»Alles in Ordnung, Sidney, wir sind da«, ruft Polly. Als die Katze ihren Namen hört, bewegt sie sich unruhig in ihrer Ecke.
* Sind wir jetzt auf dem Weg in die Stadt? * Ihre Stimme klingt müde und verwirrt. * Ich dachte, du hättest etwas von einem Hirsch gesagt? Wenn’s nach mir geht, kann meine letzte Reise noch etwas warten .*
* Unsere Pläne haben sich geändert, fürchte ich .* Beruhigend tätschele ich ihren Rücken. * Alles wird gut. Versprochen .*
Captain Skuldiss’ Kopf erscheint in der Tür. Er grinst. Wir werfen einen letzten Blick auf die Sturmhöhe , bevor er der Tür einen Stoß versetzt und sie donnernd zugleitet und alles um uns in Finsternis versinkt. Augenblicke später höre ich die Zündung, dann jault der Motor auf. Polly und ich verlieren den Halt und fallen übereinander. Aber als sie ihren schmalen Arm in der Dunkelheit nach mir ausstreckt und ihre Finger sich um meine Hand schließen, weiß ich, dass ich nicht allein bin.
Der Transporter fährt mit Vollgas über die holprige Straße. Polly und ich werden von einer Seite auf die andere geschleudert. Ich kann gerade noch so verhindern, dass Sidney und der General zwischen uns zerquetscht werden. Polly ist inzwischen still geworden. Als nur ich allein vor ihr stand, hatte sie eine ziemlich große Klappe, aber jetzt wirkt sie eingeschüchtert. Meine Schienbeine brennen und ich kann kaum einen klaren Gedanken fassen. Aber eines weiß ich – ich hätte den Hirsch und die anderen nie verlassen dürfen.
In der Wand zum Fahrerhaus gleitet eine Metallplatte zur Seite und gibt den Blick auf Captain Skuldiss frei.
»Bitte lächeln, Kinders!«
Überrumpelt drehen wir uns um und blicken in die Richtung, aus der das Licht kommt.
Ein greller Blitz zuckt auf, dann folgt ein zweiter. Offensichtlich bin ich nicht der Einzige, der alles Mögliche fotografiert. Skuldiss schiebt die Metallplatte wieder an ihren Platz.
Vor meinen Augen schweben leuchtende Kreise in der Dunkelheit. Polly umklammert meine Hand. Dann öffnet sich die Luke in der Wand erneut und Skuldiss’ weißes Gesicht erscheint.
»Tja, Kinders«, sagt er, »da ist uns ja ein ganz prominenter Tierfreund ins Netz gegangen. Mein Telefon sagt mir, dass wir einen Spezialgast an Bord haben, und zwar niemand anderen als den Jungens des berühmt-berüchtigten Facto-Mitarbeiters höchstpersönlich. Den Sohn eines gewissen Professor Jaynes.«
Vielleicht liegt es daran, dass der Transporter gerade wieder über eine Bodenwelle holpert, aber
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