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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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etwas mitgenommen zwar, aber noch lange nicht geschlagen. Der Transporter ist quer über den Wassergraben gekippt und liegt nun auf der Seite, die Bremslichter brennen noch und tauchen alles in ein gespenstisches rotes Licht. Polly sitzt einfach nur da, dreht die verschiedenen Blätter und Ästchen in den Händen und schnuppert daran. So geht das nicht, wir sind hier nicht beim Wandertag. Ich schnipse mit den Fingern – wir müssen los –, aber sie schüttelt nur den Kopf.
    * Oje *, sagt Sidney. * Gib dir keine Mühe. Sie geht im Moment nirgendwo hin .*
    Bei näherem Hinsehen begreife ich auch, warum. Ihr linker Stiefel ist vom Fuß gerutscht und unter einer völlig durchweichten Wollsocke schwillt ihr Knöchel gerade auf die Größe eines Fußballs an. Ich helfe ihr auf die Beine. Sie schreit auf, aber ich halte mich an den dicken Wurzeln über mir fest und ziehe uns aus dem Graben. Ich lasse den General in meine Tasche gleiten und wir stolpern gemeinsam zurück auf die Straße.
    * Sidney, du musst jetzt selbst laufen*, sage ich zu der Katze. *Im Moment braucht Polly meine Hilfe am dringendsten .* Ihr Schwanz peitscht durch die Luft. * Komm schon, du schaffst das .*
    Sie schafft es gerade so, wenn auch auf wackligen Pfoten. Es sieht aus, als müsste sie sich ihren Weg durch ein Meer aus Glasscherben bahnen und nicht über weichen Waldboden.
    * Im Laufschritt, Soldat. Marsch, marsch! *, brüllt der General.
    Vorsichtig spähe ich um den Transporter herum, dessen Räder sich immer noch drehen. Der Gestank von geschmolzenem Metall hängt in der Luft und aus dem Inneren der Fahrerkabine dringt ein ohrenbetäubendes Hämmern. Es klingt, als würde jemand mit einer Krücke immer wieder gegen die verbeulte Tür schlagen, die unter einem herabgestürzten Ast begraben ist.
    Aber es war nicht der Ast, der den Transporter zum Stillstand gebracht hat. Mit im Scheinwerferlicht glänzendem Fell und nur ein paar Schritte von der zerdrückten Kühlerhaube entfernt steht er da – der Hirsch.



Kapitel 22
    Ich blicke auf und sehe die vertrauten grau-weißen Konturen kreisender Vögel über mir.
    * Das würden wir nie tun *, sagt der Hirsch und nimmt meine Witterung auf. * Wir würden dich nie verlassen, Kester Jaynes. Wir haben dein Versprechen nicht vergessen .*
    Ein Versprechen.
    Bevor ich etwas sagen kann, wirft mich etwas Graues, Strubbeliges zu Boden. Plötzlich habe ich die Schnauze von Kleiner Wolf im Gesicht und seine Pfoten auf meiner Brust.
    *Wir haben dich gerettet, Menschenkind! Glaub ja nicht, dass du das verdient hast. Der Hirsch ist hinter einem Hohen Zuhause hervorgesprungen und hat sich dem Jäger in den Weg gestellt. Er ist wirklich der mutigste und stärkste Hirsch der Welt. Worauf wartest du noch? Du kommst jetzt mit, und zwar sofort .*
    Pollys Blick wandert von dem mächtigen Hirsch im Scheinwerferlicht über die aufgeregt flatternde Taubenschar bis zum kleinen Wolf, der stolz an der Spitze der anderen steht.
    » Sind sie das, Kidnapper? Sind das deine Freunde? «
    Ich schiebe sie nach vorne, auf die Tiere zu.
    Und dann sagt er es, einfach so, geradeheraus, und ich erstarre.
    * Das Mädchenkind kann nicht mit uns kommen .*
    * Keinen weiteren Menschen *, fügt er mit Nachdruck hinzu.
    Ich drehe mich zu Polly um. Sie steht da und starrt mit großen Augen den mächtigen Hirsch an.
    * Wir können sie nicht einfach hier zurücklassen – wer weiß, was ihr zustößt? Und sie würde nie erlauben, dass wir ihre Katze mitnehmen, ohne – *
    * Das geht uns nichts an. Wir haben dich um Hilfe gebeten, dich und niemanden sonst .*
    *Aber sie hat mir geholfen. Ich kann sie nicht hierlassen. Sie haben ihre Eltern .*
    Polly beobachtet uns beide verunsichert.
    * Große Wildnis *, bellt der General von meiner Schulter aus. * Ich bin stolz und glücklich, an dieser Stelle berichten zu können, dass die Mission, den Jungen im Menschennest zu beschützen, zu meiner vollsten Zufriedenheit verlaufen ist. Ich als Kakerlak höchsten Ranges bin – unerkannt und verborgen im Kleiderfell des Jungen – keinen Augenblick von der Seite des Deserteurs gewichen. Im Angesicht höchster Gefahr bin ich aus der Deckung gestürmt, habe mich herabgeschwungen und eine Einheit von tausend feindlichen Angreifern mit einem einzigen beherzten Biss meiner Kieferzangen abgewehrt. Als Nächstes habe ich höchstpersönlich und höchst sorgfältig die Suchtrupps mit den notwendigen Rationen fauler Äpfel ausgestattet, um – *
    * Willst du uns etwas

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