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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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Polly leise.
    Irgendwie glaube ich das nicht. Ich gehe die Stufen hinunter und stelle mich vor Polly, plötzlich fühle ich mich für sie verantwortlich, fast wie ein älterer Bruder. Hastig nimmt sie mir Sidney ab, setzt die Katze auf die Treppe und stellt sich davor.
    * Hier ist höchste Vorsicht geboten! *, wispert der General aus meiner Tasche.
    Der Motor verstummt. Die Tür gleitet zur Seite.
    Dahinter ist niemand, nur verschwommene Schatten …
    Zwei Metallstangen kommen zum Vorschein und treffen mit einem Klicken auf die Pflastersteine.
    Krücken.
    Zwei menschliche Beine folgen den metallenen. Sie gehören einem hochgewachsenen Mann mit Anzug, Krawatte und langem braunem Mantel. Sein Aussehen ist schwer zu beschreiben, aber sein weißes Gesicht mit der durchscheinenden Haut sieht aus, als hätte er noch nie einen Strahl Sonne abbekommen. Das einzig Farbige an ihm sind die pinkfarbenen, aufgeworfenen Lippen.
    Der Mann blickt zu uns herüber und blinzelt.
    Geschickt schwingt er sich auf seinen Krücken über die Pflastersteine. Am Fuß der Treppe bleibt er stehen. Mit seinen Krücken steht er da wie auf vier Füßen, wirkt aber nicht im Geringsten außer Atem.
    »Hallo, Kinders«, sagt der Mann. Er spricht mit einem fremden Akzent, den ich nicht zuordnen kann. »Sieht aus, als würde es heute noch regnen, was?«
    Hoffentlich nicht.
    Er deutet mit seiner linken Krücke hinauf zu den Wolken. Mit einem hydraulischen Zischen schießt aus der Spitze ein schwarzer Regenschirm, der sich mit einem dumpfen Plopp aufspannt wie die Plastikblumen des Zauberkünstlers, den ich einmal auf einer Geburtstagsfeier gesehen habe. Der Mann hält den Regenschirm über unsere Köpfe und findet das aus irgendeinem Grund ziemlich lustig.
    »Wir wollen ja nicht, dass ihr nass gemacht werdet!«
    Polly und ich starren auf den Regenschirm und sie krallt ihre Finger in meinen Arm.
    »Tja, hallo, Kinders! Ich bin Captain Skuldiss«, sagt der Mann mit den Krücken. »Hallo, Mädchenskind«, fährt er fort und streckt Polly das Metallende seiner zweiten Krücke hin. Sie schüttelt es wie eine gruselige Roboterhand.
    »Hallo«, erwidert sie sehr leise.
    »Hallo, Jungenskind«, sagt Captain Skuldiss und schwenkt die Metallstange in meine Richtung.
    Ich rühre sie nicht an.
    Skuldiss beachtet mich nicht weiter und fährt fort: »Tja, ich frage mich, was zwei Kinders wie ihr hier draußen in der guten alten Quarantäne-Zone machen. Aber das könnt ihr mir nachher erklären, wir haben jede Menge Zeit.« Captain Skuldiss wirft einen Blick auf das Haus hinter uns, seine milchigen Augen mustern die dunklen Fenster und die Dachziegel.
    »Zuerst erzähle ich euch, was Captain Skuldiss mit seinem Spezialauto den lieben langen Tag so macht. Ich fahre durch die Gegend, hierhin und dorthin, quer durchs schöne Land, auf und ab und in jede verdammte Ecke. Und ratet mal, was ich dabei suche!« Er zwinkert wieder und fuchtelt hektisch mit seiner Krücke.
    »Ich suche nach Tieren, Kinders. Nach gemeingefährlichen , verseuchten alten Tieren. Ihr habt nicht zufällig irgendwo ein altes krankes Tier gesehen, was?«
    Wir schütteln den Kopf. Vielleicht etwas zu hastig.
    * Sidney, egal was passiert, bleib, wo du bist* , sage ich, den Blick auf die Krücke geheftet.
    »Ach so, Verzeihung – vielleicht hätte ich euch das Ganze erst mal erklären und die Geschichte von Anfang an erzählen sollen, meine lieben Kinderchens. Die Sache ist so: Facto, also der berühmte Herr Selwyn Stone, der kommt eines Tages zu mir und sagt: Hey, Captain Skuldiss. Egal, was Sie im Moment gerade machen, lassen Sie alles liegen und stehen .«
    »Was haben Sie damals denn gerade gemacht?«, fragt Polly.
    Captain Skuldiss blitzt sie an.
    »Ach, das tut nichts zur Sache, kleines Mädchens! Ich war gerade auf einem Kriegstrip, weit weg im Dschungel. Eine alte Geschichte, vielleicht erzähle ich sie ein andermal. Jedenfalls bin ich seither an diese ollen Dingers gefesselt.« Er zupft an den ausgefransten Lederbändern, die eng um die Griffe seiner Krücken geschlungen sind. »Nur so viel – ich habe gute Gründe, warum ich Tiere nicht besonders mag. Vor allem große Tiere mit noch größeren Beißerchen.«
    Für einen Moment scheint der Captain ganz in Gedanken versunken, doch dann schnippt er mit den Fingern, wie um sich zur Ordnung zu rufen.
    »Tja, wo bin ich stehen geblieben? Ah, natürlich! Stone! Er sagt also: Captain Skuldiss, dieses Virus, diese Rote Pest, bereitet uns allen ganz

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