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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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sagen, Kakerlak? *, fragt der Hirsch.
    Der General räuspert sich.
    * Selbstverständlich! In der Tat kann ich berichten, dass das Menschenmädchen sich um die kranke Katze kümmert, die sie als ihr Eigentum betrachtet, und dass sie uns tatsächlich behilflich gewesen ist, indem sie ein Mittel gegen das Fieber des Jungen beschaffte .*
    Die weichen Ohren des Hirschs zucken leicht. Kleiner Wolf hebt den Kopf und blickt ihn an.
    * Nein, Hirsch. Das darfst du nicht zulassen. Sie ist ein Mensch, und noch dazu ein Mädchen. Sie wird uns nur aufhalten mit ihren langen Haaren und den komischen blauen Füßen .* Er blickt mich an. * Außerdem kann sie nicht mit uns sprechen .*
    * Die Katze nehmen wir mit. Das Mädchenkind bleibt hier *, sagt der Hirsch. * Kleiner Wolf hat recht .*
    *Wenn ihr nichts dagegen habt *, sagt die Katze mit schwacher Stimme, * dann würde ich lieber mit meinem vollen Namen angeredet werden. Eigentlich heiße ich Oh-Sidney-Ich-Könnte-Dich-Ewig-Knuddeln, wahlweise auch Du-Bist-Mein-Bester-Freund-Nicht-Wahr .*
    * Tja, jetzt bist du wohl wieder einfach ’ne Katze *, sagt Kleiner Wolf und beschnuppert sie von Kopf bis Fuß.
    * Ruhe! *, donnert der Hirsch.
    Kleiner Wolf zieht beleidigt den Schwanz ein, und der Hirsch geht in die Knie, damit Sidney auf seinen Rücken klettern kann.
    Polly ist alle Farbe aus dem Gesicht gewichen. Ich greife unter ihre Arme und helfe ihr ein paar Schritte weiter auf den Hirsch zu, als hinter uns das Knirschen von Metall auf Metall zu hören ist. Ich wirble herum. Die Tür zum Fahrerhaus des Transporters fliegt auf und dahinter erscheint langsam die tastende Krücke von Captain Skuldiss, gefolgt von ihm selbst. Er balanciert unsicher über die Kante des umgekippten Fahrzeugs. Die Tür schwingt zurück und landet auf der Seite. Er zeigt mit seiner Krücke auf uns.
    »Oh, hallo? Hallo-ho?«, sagt er. »Aber bitte, Kinders. Es tut mir schrecklich leid, euch alle unterbrechen zu müssen. Wo wollt ihr bitte mit so vielen gefährlichen und infizierten Tieren hin?«
    Ich sehe den Hirsch flehentlich an.
    * Bitte, Hirsch. Sie hat mir geholfen. Sie wird uns helfen. Sie kann mit anderen Menschen reden .*
    Bevor er etwas erwidern kann, befreit sich Polly aus meinem Griff und hüpft auf ihrem gesunden Fuß, der noch fest im Stiefel steckt, auf den Hirsch zu. Sie legt ihre Arme um seine riesige Brust und drückt ihn, als wären sie alte Freunde.
    Ich blicke sie an. Sie ist nicht gerade groß und im Moment ziemlich wackelig auf den Beinen, aber gestern hat sie mir mindestens fünfmal die Pistole auf die Brust gesetzt.
    Jemanden wie sie könnten wir wirklich gebrauchen.
    Der Hirsch schließt die Augen und seufzt, aber er schüttelt sie nicht ab. Polly greift in sein Fell, zieht sich nach oben auf seinen Rücken und hebt Sidney vorsichtig in ihren Schoß.
    * Na schön *, murmelt der Hirsch. * Aber nur so lange, bis wir außer Gefahr sind .*
    Mein Herz macht vor Freude einen Satz, und ich will zu ihm rennen, als ich Skuldiss’ Singsangstimme von der Straße her höre.
    »Ich habe euch gewarnt, Kinders!«
    Und dann geht alles so schnell.
    Ein lautes Krachen …
    Aus der Krücke steigen Rauchkringel …
    Der Hirsch taumelt …
    Der Schuss hat die Spitze seines Geweihs erwischt. Das abgebrochene Ende liegt mitten auf dem Weg wie ein großer Zahn.
    »Das war ein gut gemeinter Warnschuss für euch, Kinders«, sagt Captain Skuldiss. Er greift in die Tasche seines Mantels und zieht eine Handvoll Munition hervor, die er mit einer routinierten Bewegung in den Griff seiner Krücke gleiten lässt.
    * Gegen die Macht dieses magischen Stabs kann ich nichts ausrichten *, sagt der Hirsch. Auf ihn wurde gerade geschossen, aber er wittert scheinbar ungerührt und neugierig den Rauch, der in der Luft hängt. Falls er Schmerzen hat, lässt er es sich nicht anmerken. * Mach schon, schnell!*
    Ich nehme Anlauf und werfe mich mit einem Satz auf seinen Rücken. Polly beugt sich vor, zieht mich hinauf, bis ich vor ihr sitze, dann schlingt sie die Arme um meine Taille und versteckt Sidney zwischen uns. Ein zweiter lauter Knall ertönt und etwas zischt knapp an meinem Ohr vorbei. Wie auf einen Startschuss hin sprintet der Hirsch los und springt höher denn je. Er setzt über die verwilderte Hecke am gegenüberliegenden Wegrand hinweg. Kleiner Wolf schnappt und jault und folgt ihm dicht auf den Fersen. Wir landen auf einer Wiese jenseits der Hecke, Klumpen von Erde wirbeln auf, als der Hirsch über das Feld

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