Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
eiligst verlassen, um die Bevölkerung selbst nicht anzustecken. Die beiden Schiffe begaben sich also nach dem Fort Dauphin an der Küste von Madagascar, um den Verlauf der Krankheit vor der Landung am Cap abzuwarten, wo noch weiterer Proviant eingenommen werden sollte. Der junge Auturu erlag bald seinen Leiden.
Piroguen der Admiralitäts-Inseln. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
Der Gedanke, nun nach Isle de France zurückzukehren, die Schiffe abzutakeln und die Fahrt aufzugeben, kam Marion gar nicht in den Sinn. Da er sich jetzt nach keiner Seite mehr beschränkt fühlte, faßte er sein eigentliches Ziel, sich durch eine kühne Reise auszuzeichnen, nur desto mehr in’s Auge und wußte auch in seinen Leuten den Enthusiasmus, der ihn beseelte, anzufachen. Er steuerte also nach dem Cap der Guten Hoffnung, wo es binnen wenigen Tagen gelang, den für eine Reise von achtzehn Monaten erforderlichen Proviant herbeizuschaffen.
Auch diesen wurde ein brennendes Stück Holz angeboten (S. 276.)
Von hier aus schlug man sofort eine Richtung nach den von Bouvet de Lozier im Jahre 1739 entdeckten Ländern ein, die man östlich von dem Meridian von Madagascar zu suchen hatte.
Vom 28. December 1771, an welchem Tage die Schiffe das Cap verließen, bis zum 11. Januar kam etwas Bemerkenswerthes auf der Fahrt nicht vor. Man überzeugte sich kurz vorher durch Aufnahme der Breitenposition unter 20°43’ östlicher Länge von Paris, daß man sich (40 bis 41° der Breite) unter der Parallele jener Inseln befinden müsse, welche in Van Keulen’s Karten unter den Namen »Dina« und »Marvezen« eingetragen sind, während sie auf den französischen Karten fehlten.
Obwohl ganze Schwärme von Landvögeln die Nachbarschaft dieser Inseln zu bestätigen schienen, hielt sich Marion hier doch nicht weiter auf, um das eigentliche Ziel seiner Aufmerksamkeit, die Auffindung des südlichen Continents, nicht aus den Augen zu verlieren.
Am 11. Januar, also in der Zeit des Sommers dieser Gegenden, segelte man unter 45°43’ südlicher Breite, nichtsdestoweniger herrschte, bei fortwährenden Schneefällen, eine ganz empfindliche Kälte. Zwei Tage später entdeckte Marion unter dichtem Nebel, dem ein seiner Sprühregen folgte, ein Land, das sich in der Richtung Westsüdwest zu Ostnordost vier bis fünf Meilen hin ausdehnte. Die Sonde ergab bei vierundzwanzig Faden Tiefe einen grobsandigen, mit Korallen untermischten Grund. Diesem Lande folgte man, bis es hinter den Schiffen lag, das heißt, etwa sechs bis sieben Meilen weit. Es schien sehr hoch und gebirgig zu sein und erhielt den Namen »Land der Hoffnung«, eine Bezeichnung, welche Marion’s Sehnsucht, einen südlichen Continent zu erreichen, deutlich genug kennzeichnet. Dieselbe Insel taufte Cook übrigens vier Jahre später »Prinz Eduards-Insel«.
Im Norden derselben lag noch ein anderes Land.
»Ich bemerkte, sagt Crozet, der Verfasser der Reisebeschreibung Marion’s, als wir neben dieser Insel hinsegelten, an deren nordöstlichem Theile eine geräumige Bucht und dieser gegenüber auf dem Lande eine große Höhle. In der Umgebung der letzteren zeigte sich eine Menge weißlicher Flecken, die man aus der Ferne als von einer Schafheerde herrührend ansehen konnte. Bei genügender Zeit hätten wir gegenüber jener Höhle gewiß einen recht guten Ankerplatz gefunden. Ich glaubte daselbst auch einen von den Bergen herabstürzenden Wasserfall zu erkennen. Beim weiteren Umschiffen der Insel fanden wir auch noch drei, zu derselben gehörige Eilande, zwei davon innerhalb einer anderen tiefen Einbuchtung der Insel, das dritte an deren nördlichster Spitze. Sie erschien im Uebrigen unfruchtbar, sieben bis acht Meilen im Umfange groß, ohne Vegetation und das Ufer gefahrlos. Marion nannte sie die ›Insel der Höhle‹.«
Diese beiden Landstücke liegen unter 45°45’ südlicher Breite und 34°31’ östlich von Paris, einen halben Grad seitwärts von Bouvet’s Kurse. Am folgenden Tage nahm man eine etwa sechs Meilen lange, mit Grün bedeckte Küstenstrecke des Landes der Hoffnung näher in Augenschein Die beschneiten Berggipfel stiegen zu ansehnlicher Höhe empor. Man beschäftigte sich eben mit der Aufsuchung eines geeigneten Ankerplatzes, als die beiden Schiffe während des Sondirens mit einander collidirten und sich gegenseitig nicht unerheblich beschädigten. Die Ausbesserung derselben nahm drei volle Tage in Anspruch. Das bis dahin ziemlich günstige Wetter schlug nun um und der
Weitere Kostenlose Bücher