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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Officiere und Naturforscher nach den Schiffen zurückkehren.
    Beim Landungsplatz angekommen, meldet der Bericht, fanden wir etwa siebenhundert von allen Seiten zusammengelaufene Wilde vor. Sie suchten von uns im Austausch gegen ihre Habseligkeiten Webstoffe und Eisen zu erhalten, bald kennzeichneten sich aber einzelne unter diesen als die unverschämtesten Langfinger. Von den verschiedenen Gaunerstreichen, die sie verübten, erwähne ich hier einen, den mir selbst zwei dieser Spitzbuben spielten. Einer derselben bot mir einen kleinen Sack mit ovalen Steinen an, den er am Gürtel trug. Wir einigten uns über den Preis und er knüpfte denselben mit der einen Hand los, während er die andere zum Empfang meiner Gegengabe ausstreckte. Da stieß ein anderer hinter mir stehender Wilder einen lauten Schrei aus, um mich zu verleiten, den Kopf umzuwenden, und der erste Schurke entwich bei dieser Gelegenheit sofort mit seinem Sacke und dem dafür erhaltenen Preise und verbarg sich unter der Menge. Trotzdem, daß wir Alle bewaffnet waren, ließen wir ihn doch ungestraft laufen. Freilich war zu befürchten, daß eine solche Nachsicht von Leuten dieses Schlages nur als Schwäche angesehen und sie noch unverschämter machen würde. Die Bestätigung dieser Vermuthung ließ nicht lange auf sich warten. Mehrere derselben erlaubten sich die Frechheit, nach einem kaum zweihundert Schritte weit entfernten Officier mit Steinen zu werfen. Noch immer zögerten wir, gegen sie mit Strenge einzuschreiten, denn Forster’s Bericht über sie lautete so günstig, daß es noch weiterer Beweise bedurfte, um unsere gute Meinung von der Sanftmuth ihres Charakters zu zerstören; bald sollten wir aber von dem Gegentheil überzeugt werden.
    Einer von ihnen hatte ein Stück frisch geröstetes Bein und verzehrte den Rest des noch am Knochen haftenden Fleisches, als er sich dem Bürger Piron näherte und ihn einlud, an dieser Mahlzeit theilzunehmen; in der Meinung, der Wilde biete ihm ein Stück Braten von einem Thiere an, nahm dieser den Knochen, an dem nur noch einzelne sehnige Theile saßen, und zeigte ihn mir, wobei ich sofort erkannte, daß er dem Becken eines Kindes von vierzehn bis fünfzehn Jahren angehörte. Wie zur Bestätigung deuteten uns andere in der Nähe befindliche Wilde an einem Kinde die Stelle, wo der Knochen herrührte, an und sagten ganz einstimmig aus, daß derselbe unzweifelhaft einen Theil der Mahlzeit eines Wilden gebildet habe und von ihnen als Leckerbissen betrachtet werde….
    Die meisten unserer Gefährten, welche während dieses Spazierganges an Bord zurückgeblieben waren, wollten unserem Bericht über den barbarischen Geschmack der Wilden keinen Glauben beimessen und konnten sich gar nicht überreden, daß Völkerschaften, von denen Cook und Forster ein so vortheilhaftes Bild entworfen, bis zu solch’ abscheulichen Lastern herabgesunken wären; doch wurde es nicht schwer, auch die Ungläubigsten zu überzeugen. Ich hatte den ziemlich abgenagten Knochen mitgebracht, den unser Wundarzt ohne Besinnen für den eines Kindes erklärte, und zeigte ihn den an Bord anwesenden Eingebornen; sofort ergriff ihn gierig Einer derselben und riß mit den Zähnen die Sehnen und Knorpel ab, welche etwa noch daran hingen; ich gab ihn nachher einem Kameraden desselben, der auch noch etwas davon abzubeißen fand.«
    Die an Bord gekommenen Wilden hatten nun aber so viel Gegenstände und mit einer solchen Unverschämtheit gestohlen, daß wir sie uns vom Halse schaffen mußten. Am nächsten Tage waren die Franzosen kaum an’s Land gekommen, als sie wiederum Wilde bei einer Mahlzeit trafen.
    Diese boten ihnen frisch geröstetes Fleisch an, das man leicht als Menschenfleisch erkannte.
    Mehrere traten sogar an die Franzosen heran und »betasteten ihnen die muskulösesten Theile der Arme und Beine, wobei sie mit dem Ausdrucke der Bewunderung und des Verlangens das Wort ›Karapek‹ aussprachen, was natürlich nicht dazu beitrug, uns hier geheuer zu fühlen.«
    Mehrere Officiere wurden angefallen und mit beispielloser Frechheit beraubt, die letzten Absichten der Eingebornen konnten nun nicht mehr zweifelhaft sein; sie suchten sich auch der Aexte mehrerer Matrosen zu bemächtigen, die um Holz zu fällen an’s Land gegangen waren, und man mußte sich entschließen, auf sie zu feuern, um sie sich vom Halse zu halten.
     

    Typus aus Neu-Holland. [Facsimile. Alter Kupferstich.]
     
    Solche Vorfälle wiederholten sich öfter und endigten natürlich stets

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