Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
dem sich viele Einwohner ihre Häuser einfach ausgehöhlt haben. Die Straßen derselben sind so eng und laufen so verwirrt, daß sich ein Fremder darin nicht zurechtfinden kann. Diese Oase ist von ziemlich beträchtlicher Ausdehnung. Ihren fruchtbarsten District bildet ein reichlich bewässertes Thal, das Getreide und andere Nahrungspflanzen erzeugt. Das Hauptproduct derselben besteht in höchst wohlschmeckenden Datteln, deren Güte bei den Arabern der Sahara sprichwörtlich geworden ist.
Gleich anfangs hatte Hornemann einige Ruinen bemerkt, die er eingehend besichtigen wollte, da er von den Bewohnern nur unzulängliche Auskunft darüber erhalten konnte. Wenn er sich aber nach diesen Bauwerken begab, folgte ihm stets eine Menge Eingeborner, die jede gründliche Untersuchung derselben zu hindern wußten. Ein Araber sagte sogar zu ihm: »Ihr müßt im Herzen noch Christ sein, da Ihr die Werke der Ungläubigen so häufig betrachtet.«
Selbstverständlich mußte Hornemann auf jede weitere Untersuchung verzichten. Nach seiner nur oberflächlichen Kenntnißnahme glaubt er jedoch behaupten zu dürfen, daß die Ruinen der Oase Ammon ägyptischen Ursprunges sind.
Die frühere Bevölkerungs-Dichtigkeit dieser Oase beweist noch die große Zahl von Grabgewölben, denen man auf jedem Schritte, vorzüglich aber unter dem, die Stadt selbst tragenden Hügel begegnet. Vergeblich suchte sich der Reisende in diesen Nekropolen einen vollständigen Schädel zu verschaffen, an den mitgenommenen Knochentheilen erkannte er jedoch, daß dieselben mit Harz ausgefüllt (einbalsamirt) worden waren. Von Kleidungsstücken fanden sich zwar viele Reste, aber in einem solchen Zustande von Zersetzung, daß eine Bestimmung ihres Ursprunges gänzlich unmöglich war.
Nach achttägigem Aufenthalte an diesem Orte begab sich Hornemann am 29. September nach Schiacha, quer über die Bergkette, welche die Oase Siouah einschließt. Bisher blieb der Reisende noch von jeder Heimsuchung verschont. In Schiacha aber wurde er verdächtigt, das Land als christlicher Spion zu besichtigen. Hier galt es eine kecke Stirn. Hornemann ließ sich auch wirklich nicht einschüchtern. Seine Rettung verdankte er einem Exemplar des Koran, das er in das Gemach, wo man ihn verhörte, mitgenommen hatte, und aus dem er laut für sich las. Der Dolmetscher fürchtete inzwischen eine Durchsuchung des Reisegepäckes und warf deshalb alle Fragmente von Mumien, die botanische Sammlung, das ausführliche Reisebuch und alle Druckwerke in’s Feuer. Ein wahrhaft unersetzlicher Verlust.
Weiterhin erreichte die Karawane Augila, eine Herodot sehr wohl bekannte Stadt, der sie zehn Tagreisen von der Oase Ammon verlegt. Es stimmt das überein mit den Angaben Hornemann’s, welcher neun Tage angestrengten Marsches brauchte, um die Strecke zwischen jenen beiden Oertlichkeiten zu durchmessen.
In Augila hatte sich die Karawane durch den Anschluß verschiedener Kaufleute aus Bengasi, Merote und Mojabra vermehrt, so daß sie nun mindestens hundertzwanzig Köpfe zählte. Nach langem Marsche durch eine sandige Einöde gelangte dieselbe in eine hügel-und schluchtenreiche Gegend, wo sich da und dort etwas Baum-und Graswuchs fand. Es war das die Wüste von Harutsch. Durch diese mußte man ziehen, um nach Temmissa, einer nicht unbedeutenden, wiederum auf einem Hügel erbauten und mit Mauern umschlossenen Stadt zu gelangen. In Zuila betrat man dann das Gebiet von Fezzan. Bei jedem Einzug in eine Stadt wiederholten sich die gewöhnlichen Förmlichkeiten, die endlosen Begrüßungen und Glückwünsche für dauernde Gesundheit. Diese so trügerischen Höflichkeits-Bezeugungen scheinen im Leben der Araber eine sehr hervorragende Rolle zu spielen, so daß der Reisende nicht selten über die Häufigkeit derselben erstaunte.
Am 17. November erreichte die Karawane Murzuk, die Hauptstadt von Fezzan, und damit das Ziel der Reise. Die größte Länge des cultivirteren Theiles von Fezzan beträgt nach Hornemann’s Angaben gegen 300 französische Meilen, in der Richtung von Norden nach Süden, und 200 Meilen, von Westen nach Osten; dazu tritt dann noch das Gebirgsland von Harutsch im Osten und die übrigen Wüstenstriche im Süden und Westen. Das Klima ist niemals angenehm; im Sommer herrscht eine furchtbare Hitze, die sich bei Südwind selbst für die Eingebornen fast zur Unerträglichkeit steigert; im Winter bringt der Nordwind dagegen eine so empfindliche Kälte, daß die Bewohner Feuer anzünden
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