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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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der Nähe des Forts einen Garten anlegen, in dem er eine große Menge von Rio de Janeiro mitgenommener Samenkerne steckte.
    Bevor sie die Anker lichteten, wollten Cook und seine Hauptmitarbeiter noch den Gesammtumfang der Insel bestimmen, den sie auf etwa dreißig Meilen schätzten. Bei Gelegenheit der deshalb vorgenommenen Reise machten sie mit den Häuptlingen der verschiedenen Districte Bekanntschaft und sammelten reiche Erfahrungen über die Sitten und Gebräuche der Eingebornen.
    Eine der auffallendsten Gewohnheiten z.B. bestand darin, die Zersetzung der Leichen in der freien Luft vor sich gehen zu lassen und nur deren trockene Gebeine zu beerdigen. Der Cadaver liegt dabei etwas erhöht unter einer fünfzehn Fuß langen und elf Fuß breiten Hängematte in einer Art Schuppen; nur eine Seite desselben steht offen, die drei anderen sind durch Weidenflechtwerk geschlossen. Das Brett, auf dem der todte Körper ruht, befindet sich etwa fünf Fuß über dem Erdboden. Hier liegt der Leichnam ausgestreckt und mit Stoffen umhüllt, die Keule und seine Steinaxt an der Seite. An der offenen Seite des Raumes hängen einige, rosenkranzartig verbundene Cocosnüsse; eine im Innern desselben stehende, halb getheilte Cocosnuß enthält Trinkwasser und an einem Pfeiler hängt ein Sack mit stark gerösteten Brotbaumfrüchten. Ein solches Grabdenkmal heißt »Toupapow«. Man weiß nicht, wie sich dieser seltsame Brauch, die Todten bis zur Verwesung aller Weichtheile über der Erde aufzubewahren, einst eingebürgert haben mag. Cook überzeugte sich nur, daß die Eingebornen den Friedhöfen, in der Landessprache »Moraï«, eine Art religiösen Cultus weihen und das Annähern der Fremden stets mit großer Unruhe zu betrachten schienen.
    Eine Speise, die für besonders vorzüglich gehalten wird, liefert das Fleisch der Hunde. Die zum Verzehren Aufgezogenen erhalten niemals selbst Fleisch, sondern nur Brotfrüchte, Cocosnüsse, Yamswurzeln und andere Vegetabilien. Sie werden geschlachtet in ein Loch auf erhitzte Steine gelegt, mit frischen Blättern und erwärmten Steinen zugedeckt und dann mit Erde überschüttet.
    Nach vier Stunden ist dann der Schmorbraten gar, und Cook, der selbst davon gegessen hat, erklärt ihn ebenfalls für einen Leckerbissen.
    Vom 11. Juli ab bereitete man sich zur Weiterreise. Bald waren die Thüren und Pallisaden des Forts entfernt und dessen Mauern niedergelegt.
    Da kam einer der Eingebornen, der mit den Europäern immer auf bestem Fuße gestanden hatte, mit seinem Diener, einem Knaben von dreizehn Jahren, an Bord der »Endeavour«. Er hieß Tupia. Früher erster Minister der Königin Oberea, gehörte er jetzt zu den vornehmsten Priestern von Tahiti. Er verlangte, mit nach England gehen zu dürfen. Verschiedene Gründe bestimmten Cook, ihn mit an Bord zu nehmen. In Folge der vorher eingenommenen hohen Stellung und seines zuletzt geführten Amtes in Bezug auf Tahiti allseitig gut unterrichtet, war dieser Eingeborne im Stande, über seine Landsleute den verläßlichsten Aufschluß zu geben und diese gleichzeitig der europäischen Civilisation zugänglicher zu machen. Endlich hatte er auch die benachbarten Inseln schon besucht und kannte die Schifffahrt in diesen Gewässern.
    Am 16. Juli gab es an Bord der »Endeavour« großes Gedränge. Die Eingebornen kamen, um von ihren englischen Freunden und ihrem Landsmanne Tupia Abschied zu nehmen. Die Einen vergossen in stillem, aufrichtigem Schmerze reichliche Thränen; Andere schienen sich überbieten zu wollen, wer am erbärmlichsten heulen könne; ihr ganzes Benehmen erschien aber weit mehr gemacht.
    In Tahitis unmittelbarer Nähe befanden sich nach Tupia’s Aussage vier Inseln: Huaheine, Ulietea, Otaha und Bolabola, wo es leicht sein sollte, sich wilde Schweine, Geflügel und andere Nahrungsmittel zu verschaffen, welche während der letzten Zeit des Aufenthaltes in Matava (etwas knapp geworden waren. Cook zog es indessen vor, eine kleine, acht Meilen nördlich von Tahiti gelegene Insel, Tethuroa mit Namen, zu besuchen; dort gab es aber keine Niederlassungen von Eingebornen, und man erkannte es für unnütz, daselbst zu verweilen.
    In Sicht von Huaheine näherten sich der »Endeavour« mehrere Piroguen, deren Insassen sich erst nach Verständigung mit Tupia herbeiließen, an Bord zu kommen. Der König Oree, der sich unter jenen befand, zeigte sich über Alles, was er auf dem Schiffe sah, höchlichst erstaunt. Durch den wohlwollenden Empfang seitens der Engländer

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